Kapitel acht

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Zacks Wagen parkte eine Straße weiter, die wir durch den Wald schnell erreicht hatten. Wahrscheinlich hatte ich den Weg allerdings schon wieder vergessen. Eigentlich wollte ich ihn dazu überreden, ganz unauffällig an meinem Haus vorbei zu fahren, um wenigstens einen Blick darauf zu werfen, doch er überzeugte mich schließlich davon, dass es zu gefährlich wäre. Da sein Haus nur ein paar Straßen weiter lag, brauchten wir nicht lange mit dem Wagen. Seine Eltern waren nicht da, weshalb wir nicht leise sein mussten, wie er mir sagte. Allerdings war es seltsam, mit ihm allein in einem Haus zu sein und dort zu schlafen. Das Haus war ziemlich modern und hell eingerichtet und besaß viele Fenster. Über eine metallene Treppe kam man ins Obergeschoss, in dem sich Zacks Zimmer befand. Es war ebenfalls ziemlich geräumig mit einer Arbeitsecke, die durch ein Bücherregal vom Rest des Zimmers abgetrennt war. Vor einem riesigen Fenster stand ein dunkler Sessel und in einer Ecke sein großes Bett. Neben seinem Kleiderschrank befand sich noch etwas, das aussah wie ein Bett, nur etwas schmaler als das andere und mit vielen Kissen bestückt.
»Leg dich ruhig in mein Bett, ich nehme das Sofa.«, sagte er und wies auf das Möbelstück neben seinem Schrank.
»Du musst mir nicht dein Bett überlassen, Zack. Mir reicht das Sofa auch aus. Es ist dein Haus.«
»Eben. Und du bist mein Gast. Also bekommst du mein Bett, ich bestehe darauf.«, beharrte er.
Ich seufzte und ließ mich schließlich darauf nieder. Er lächelte zufrieden.
»Möchtest du etwas essen?«, fragte er.
»Es ist mitten in der Nacht.«
»Du bist aus dem Fenster gesprungen und durch den halben Wald gerannt. Da kann man schon einmal eine Ausnahme machen.«
»Mir ist im Moment nicht nach Essen, danke.«, sagte ich und musste an meine Eltern denken.
»Wie du meinst.«
Ich blickte an mir hinunter. »Nur eine Dusche wäre vielleicht ganz gut. Ansonsten sieht dein Bett morgen früh so aus wie der Wald, aus dem wir kommen.«
Er grinste bei meinem Anblick. »Ja, dafür bin ich auch. Ich zeig dir das Bad.«
Damit folgte ich ihm aus dem Zimmer.
Das heiße Wasser auf meiner Haut taute meinen Körper langsam wieder auf und ich konnte mich für einen Augenblick entspannen. Jedoch wollte mein Kopf nicht abschalten. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit über um meine Eltern. Vor allem um ihre schwarzen Augen, so leer und ins Nichts blickend. Mir war mehr als bewusst, dass das nicht normal war. Aber was es war, wusste ich auch nicht. Außerdem war da ja noch das seltsame (und ebenfalls nicht normale) Zeichen an meiner Hüfte und diese Träume, die mich seit unserem Einzug hierher verfolgten. Ich war mir zwar nicht hundertprozentig sicher, doch es konnte kein Zufall sein, dass ich nun auch noch von zwielichtigen Männern verfolgt wurde. Es machte mir wirklich Angst.
Zack hatte mir ein T-Shirt von sich auf den Hocker neben die Dusche gelegt, das ich nun über meine immer noch ein wenig feuchte Unterwäsche zog. Es reichte mir nicht einmal bis zu den Knien, bedeckte allerdings wenigstens meine Oberschenkel. Trotzdem fühlte ich mich ein wenig unwohl, so knapp bekleidet vor ihn zu treten. Mein nasses schwarzes Haar fiel mir in Strähnen über die Schultern und hinterließ kleine Flecken auf dem weiten, grauen Shirt. Zack wartete auf dem Bett sitzend in seinem Zimmer. Seine Augen verharrten ein wenig zu lange auf meinen Beinen, dann wandte er schnell den Blick ab.
»Mach es dir gemütlich.«, sagte er, klopfte neben sich auf die Decke und stand auf, um zum Bettsofa zu gehen. Ich ließ mich aufs Bett fallen und schlug die Decke über meine Beine, bevor Zack das Licht ausschaltete. Trotz der plötzlichen Dunkelheit sah ich noch deutlich, wie er sein Shirt auszog und sich mit nacktem Oberkörper hinlegte. Ich war froh, dass es so dunkel war, sodass er nicht sehen konnte, wie ich ihn anstarrte und rot wurde. Den Blick nicht von ihm abwendend kuschelte ich mich in sein Bett und atmete den Duft ein. Es roch nach Zack. Frisch und nach seinem Aftershave. Es hatte etwas beruhigendes, was es mir leichter machte, meine Augen zu schließen und die Realität für einen Moment hinter mir zu lassen.

»Es tut mir so leid, Schätzchen.«, ihre Finger streichelten meine Arme.

Ich zitterte.

»Sie werden sich um dich kümmern. Das weiß ich.«

Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Augenblick bersten.

Bewitched - Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt