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Der darauffolgende Tag fing für Marinette auch kein Stück besser an. Als sie zum Frühstück die Große Halle betrat und auf den Tisch der Slytherins zusteuerte, hörte sie schon von Weitem das gehässige Kichern von Chloe Bourgeois und ihren beiden Freundinnen Sabrina und Lila. Als sie sich auf ihren gewohnten Sitzplatz setzen wollte, wurde sie von Chloes scharfen Stimme zurück gehalten. "Der Platz ist reserviert für jemand anderes!" Stirnrunzeln schüttelte Marinette den Kopf. "Für wen denn? Ich sitzte doch immer hier." Chloe warf sich die Haare affektiert über die Schulter und klimperte mit den Wimpern, während ihre Anhängerinnen grinsten. "Tja, ab jetzt sitzt du eben nicht mehr dort. Musst dich wohl nach einem neuen Platz umsehen."

Zweifellos war das wieder eines von Chloes gemeinen Spielchen. Alle beliebten Slytherins aus ihrem Jahrgang waren anwesend und für jüngere oder älter Schüler würde Chloe niemals einen Platz freihalten. Unauffällig sah sich Marinette um und stellte fest, dass außer ihrem gewöhnlichen Sitzplatz nichts mehr frei war. Mittlerweile waren die meisten Gespräche am Slytherin Tisch verstummt und alle folgten gespannt dem Geschehen. Unschlüssig blieb Marinette stehen und starrte auf die Tischplatte, um keinen Blick der anderen Schüler zu kreuzen. Würde sie sich setzten, dann würde Chloe sie höchstwarscheinlich an den Haaren aus der Großen Halle zerren und ihr den nächstbesten Fluch aufhalsen, weil Marinette sich ihr widersetzt hatte. Einmal hatte sie der Furunkulus Fluch getroffen und ihr gesamtes Gesicht war von roten, eitrigen Pickeln übersäht gewesen, worauf sie mehrere Stunden bei der Schulkrankenschwester verbracht hatte. Und das alles nur, weil Marinette sich für einen 11-jährigen Ravenclaw, der von Chloe und ihrem Gefolge wegen seiner Brille und seiner Muggelabstammung fertiggemacht wurde, eingesetzt hatte.
Chloe Bourgeois konnte sich gefühlt alles erlauben und war die sogenannte Anführerin der Slytherins. Jeder, sogar die Schüler aus dem siebten Jahrgang respektierten oder fürchteten sie, und das nur, weil sie einer wohlhabenen Reinblut Familie angehörte und ihr Vater ein wichtiger Bestandteil im Schulrat war. Es war einfach unmöglich, was sie sich alles konsequenzlos leisten konnte.

Genau wie jetzt. Chloe hatte sich wieder zu Marinette umgedreht, starrte sie missbilligend an und zog eine perfekt gezupfte Augenbraue nach oben. "Was stehst du da noch so dumm rum? Hast du es nicht verstanden? Wir wollen kein dämliches Schlammblut an unserem Tisch!"

Einige von Chloes Freunden lachten los, die anderen Slytherins hüllten sich in betretenes Schweigen.
Schlammblut. Zivilisierte Zauberer benutzten dieses Wort nicht, denn es war nichts anderes als ein grässliches Schimpfwort für Hexen und Zauberer mit Muggeln als Eltern. Chloe hatte Marinette schon des öfteren so genannt, jedoch war es jedes Mal aufs neue wie ein Schlag in die Magengrube. Auch diesmal spürte Marinette die Tränen, die sich in ihren Augen bildeten, doch sie durfte verdammt noch mal nicht weinen! Diesen Triumph wollte sie Chloe und den anderen Slytherins nicht gönnen!
Abrupt wirbelte sie herum und rannte aus der Großen Halle, das Gelächter der Slytherins im Nacken.

Immer weiter trugen sie ihre Füße, fast automatisch schlugen sie den Weg zur Bibliothek ein. Dort angekommen verlangsamte sie ihre Schritte, drückte die gewaltige Tür auf und schlüpfte leise hinein. Marinette verharrte einen Moment, sog den Geruch von Pergament in sich auf und ließ den gewaltigen Anblick der haushohen Bücherregale und der vielen Bücher auf sich wirken. Als sie das erste Mal die Bibliothek von Hogwarts betreten hatte, war ihr vor Staunen der Mund aufgeklappt, so beindruckt war sie von dem Anblick gewesen. In Beauxbatons hatte es zwar auch eine Bibliothek gegeben, jedoch war diese nicht mal ein Viertel von dieser. Seit dem hatte Marinette jede freie Minute hier verbracht, versteckte sich in den hintersten Winkeln und las manchmal stundenlang. Hier konnte sie alles um sich herum vergessen; Chloe, die anderen Slytherin und ihre Gemeinheiten. Chloe und ihre Freundinnen würden niemals die Bibliothek freiwillig betreten, da war sich Marinette sicher. Wenn die blonde Slytherin mal ein Buch für die Hausaufgaben brauchte, schickte sie einfach einen jüngeren Schüler, der ihr wie ein Hund gehorchte und ihr alles holte.

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