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Schnell stellte sie die Zutaten ab und ließ sich auf den Platz neben Adrien fallen, der gerade dabei war die Hälfte des Weines zu erhitzen und jetzt aufsah, direkt in Marinettes besorgtes Gesicht. "Alles in Ordnung?" "Klar", erwiderte sie, überrascht von sich selbst, dass sie so überzeugend klang. Adrien musterte sie skeptisch, doch Marinette war schon wieder aufgestanden und hatte schon damit begonnen, den Liebstöckel vorsichtig kleinzuschneiden. "Wir brauchen noch ein zweites Gefäß für den restlichen Wein und die Wermutwurzel", sagte Marinette konzentriert, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. Adrien nickte nur und verschwand, um das Aufgetragene zu erledigen. Als sie fertig war, legte Marinette das Messer zur Seite und wollte gerade die zerschnittenen Pflanze in den Wein geben, als sie mit voller Wucht von hinten angerempelt wurde und beinnahe das komplette Brett in den Kessel fallen gelassen hätte.

Wütend drehte sich Marinette um und sah nur noch die langen, braunen Haare von Lila, gefolgt von einem böses Lachen, das schon fast Chloes Konkurrenz machte. Seufzend drehte sie sich wieder um. Es war ja nicht so, dass sie es nicht gewohnt war. Marinette sollte sich einfach nicht provuzieren lassen.

Vorsichtig kratzte sie mit dem Messer die restlichen Pflanzenteile in den Kessel und drehte sich dann zu Adrien um, der einen Becher bei sich hatte.
"Perfekt", meinte sie und nahm Adrien das Gefäß ab, während sie im Buch nachlaß, wie der nächste Schritt lautete. Adrien stand einfach nur da und beobachtete sie dabei, wie ihre Augen über die Buchseite flogen und das Geschriebene fast aufzusaugen schienen. "Normalerweise soll man das Ganze jetzt erstmal eine Stunde kochen lassen, aber da wir nicht so viel Zeit haben, würde ich vorschlagen, wir erhöhen die Temperatur um das Dreifache, dann sollte in 15 Minuten die Hälfte verdampft sein. Währenddessen können wir die Wermut-Wein- Mischung vorbereiten, weil die dann auch noch mindestens acht Minuten ziehen muss. Einverstanden?" "Klar", lächelte Adrien, worauf Marinette, als sie von dem Schulbuch aufsah, wieder die Hitze in die Wangen stieg.

Schnell richtete sie sich auf und griff nach der Wurzel, um diese, wie in der Anleitung beschrieben, zu zerstampfen. Adrien erhöhte währenddessen die Temperatur auf 450° und beobachtete Marinette derweil aus dem Augenwinkel, die jetzt fertig war und die zerstampfte Wurzel in dem seperaten Behälter mit Wein vermischte.

Sie stellte den Becher auf die Seite und lehnte sich gegen die Tischkante. "Jetzt müssen wir noch 10 Minuten warten und dann", Marinette angelte das Schulbuch hinter sich und schlug es wieder auf der richtigen Seite auf, "müssen wir eigentlich nur noch das Aschwinderin-Ei und das zerstampfte Löffelkraut dazu geben. Ach ja und den Teil von einem von uns beiden."
"Also Adrien, ich an deiner Stelle würde ja aufpassen, dass sie nichts von sich in den Trank gibt." Erschrocken sah Marinette von dem Buch auf und sah niemand anderes als Chloe direkt neben Adrien stehen.
Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Was hatte Chloe vor? Auch Adrien runzelte die Stirn. "Was meinst du damit?" "Oh seit ihr Hufflepuffs wirklich so dämlich? Sie", Chloe machte ein abfälliges Kopfnicken Richtung Marinette, "verschlingt dich ja förmlich mit ihren Blicken. Da würde ich an deiner Stelle wirklich aufpassen, dass Miss Superstreberin dir nicht den Trank unterjubelt." Chloe lachte hämisch.

Mittlerweile hatten alle Schüler, die in der Nähe der drei standen, aufgehört zu arbeiteten und beobachteten das Geschehen in der ersten Reihe. Die Lehrerin jedoch stand in der hintersten Ecke des Klassenzimmer, wo sie den Trank zweier Schüler betrachtete und bekam somit nichts mit. "Das kleine Slytherin Schlammblut hat sich unsterblich in Adrien Agreste verliebt. Was dein Vater wohl dazu sagen würde, Agreste?"

Für einen kurzen Moment hatte Marinette das Gefühl ihr Herz würde stehenbleiben. Stehenbleiben und ihr sämtliche Luft zum Atmen rauben. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie diese hinterhältige Hexe an und hatte das unbändige Verlangen ihr die Augen auszukratzen und jedes Haar einzeln auszureißen. Und gleichzeitig wünschte sie sich nichts sehnlicher, als einfach im Erdboden zu versinken, zu groß war diese Blamage, die Chloe ihr gerade verschafft hatte.

Adriens Blick schnellte zu ihr, dann wieder zurück zu Chloe, die mit einem bösartigen Grinsen auf den Lippen und verschränkten Armen dastand. Seine Miene war unergründlich. "Ich wüsste nicht, dass irgendetwas davon dich was angeht. Weder was meinen Vater, noch was mein Wohlbefinden betrifft." Chloe wollte gerade den Mund aufmachen und erneut ihr Gift versprühen, da ertönte die laute Stimme von Madame Bustier. "Miss Bourgeois, was haben Sie da vorne zu suchen? Gehen Sie augenblicklich zurück auf ihren Platz und helfen sie Miss Cesaire bei dem Trank! Sonst muss ich Ihnen sofort eine Sechs für Zusammenarbeit geben!" Chloe sah aus, als würde sie die Lehrerin eigenhändig erwürgen wollen, drehte sich dann aber auf dem Absatz um und stolzierte zurück in die hintere Reihe.

Marinette traute sich nicht Adrien auch nur aus dem Augenwinkel anzusehen, zu groß war die Demütigung und der Scham. Schnell griff sie nach dem Wasser, füllte damit den Sud in ihrem Trank wieder auf und senkte die Temperatur wie beschrieben auf 99°. Daraufhin gab sie die Wein-Wermut-Mischung nach und nach tropfenweise in den Kessel und rührte dabei im Uhrzeigersinn.
Jedoch zitterte ihre Hand dabei unentwegt, sodass sie große Mühe hatte, nicht die gesamte Flüssigkeit in dem Kessel zu kippen. Als Marinette eine warme Hand an ihrer spürte, hätte sie beinnahe das gesamte Gefäß in die Flüssigkeit fallen gelassen, doch Adrien hatte es ihr rechtzeitig abgenommen. "Lass mich das lieber machen", grinste er. Er war genauso zu Marinette, wie vorhin auch. Nach Chloes Worten hätte er doch eigentlich total angeekelt von ihr sein sollen, doch er schien nicht viel Wert auf das Gesagte zu legen. Beinnahe hätte Marinette vor Erleichterung geseufzt, was wohl im Moment ziemlich unpassend gewesen wäre.

Stattdessen widmete sie sich dem Löffelkraut, das sie, wie die Wermutwurzel zuvor, zerstampfte. "Ich denke, du solltest den nächsten Schritt durchführen", meinte Adrien, nachdem er das leere Gefäß abgestellt hatte und deutete auf die Buchseite. Marinette nickte und tauschte den Platz mit Adrien. Blitzartig erhitzte sie den Sud auf 133° und ließ beim Erreichen der Temperatur sofort das Aschwinderin-Ei in die Flüssigkeit gleiten. Dann zog sie ihren Zauberstab, den sie ebenfalls in den Kessel tauchte, rührte dreimal gegen den Uhrzeigersinn und sprach bei jeder Umdrehung klar und deutlich "Amortentia Enervatio!"

Wie im Buch beschrieben verfärbte sich der Trank schlagartig blutrot und verströmte bereits einen leicht angenehmen Geruch. "Perfekt", lächelte Marinette, worauf Adrien ebenfalls in den Kessel sah und ihr einen anerkennenden Blick zuwarf.

Vorsichtig gab sie jetzt das zerstampfte Löffelkraut in den Kessel, worauf sich der angenehme Duft extrem verstärkte und so betörend wurde, dass Marinette für einen kurzen Moment die Augen schließen musste, um bei klarem Verstand zu bleiben. Auch Adrien schien der Duft ziemlich zuzusetzen. "Krass", murmelte er und starrte die Flüssigkeit im Kessel an. "Gut" Marinette atmete aus. "Jetzt brauchen wir noch einen Teil von dir, den wir in den Trank tun", sagte sie zögerlich, worauf Adrien ihr wieder direkt ins Gesicht sah. "Wieso denn unbedingt von mir?" Marinette senkte den Blick und stotterte: "I-Ich dachte wegen..." "Wegen Bourgeois und ihrem dämlichen Geschwafel? Ich glaube nicht, dass du vorhast mich mit diesem Trank zu verzaubern", unterbrach Adrien sie amüsiert und trat einen Schritt nach vorne, sodass
er nun direkt vor ihr stand.

Automatisch verschnellerte sich ihre Atmung und sie spürte, wie ihr Herz augenblicklich in doppeltem Tempo schlug. "Darf ich?", fragte er und hob seine Hand in Richtung von Marinettes schwarz-blauen Haaren, die daraufhin leicht nickte. Vorsichtig, sie spürte das Ziepen kaum, zupfte er eine Haarsträhne aus ihren Zöpfen und ließ diese in die rote Flüssigkeit gleiten. Sobald das Haar die Oberfläche berührte, veränderte sich der Trank und begann nun perlmutterartig in allen Farben zu schillern und verströmt einen silbernen Dampf, der spiralenförmig aufstieg.

"Wow", staunte Adrien und auch Marinette nickte fasziniert. "Wunderschön" "Ist er so fertig?" "Ja, ist er", antwortete Marinette leise, immer noch erstaunt über das, was Adrien und sie eben geschafft hatten. "Also" Adrien löste sich von dem Anblick und griff nach einer Feder und nach dem Blatt, das Madame Bustier ihnen ausgeteilt hatte. "Was riechst du?" Vorsichtig ging Marinette näher an den Kessel, schloss die Augen und atmete den betörenden Duft tief ein. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Adrien kurz nachdenklich an, dann antwortete sie stockend: "Einen süßlichen Duft nach Apfel und Minze. Dazu riecht es, als würde ich mitten auf einer Sommerwiese stehen. Und dann noch ganz leicht nach" Marinette wurde rot, "Camenbert."

"Camenbert?", fragte Adrien verwirrt, worauf Marinette nur mit roten Wangen mit den Schultern zuckte und einen Schritt zurück machte. "Jetzt du." Doch bevor Adrien Anstalten machen konnte, ebenfalls den Dampf des Trankes richtig wahrzunehmen, durchzog ein Knall und ein spitzer Schrei das Klassenzimmer, gefolgt von einem ekelhaften Geruch.

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