Eine Prüfung

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Jetzt wusste Clarke, warum Raven immer so von ihren Spacewalkes geschwärmt hatte. Dieses Gefühl der Freiheit war unbeschreiblich. Hier draußen schien die Welt still zu stehen und sie hatte das Gefühl alles erreichen zu können.

Von neuer Hoffnung erfüllt und ihrem Adrenalin angespornt schwebte Clarke entschlossen weiter zum Hangartor. „Bitte, bitte lass diese verfluchte Tür einfach aufgehen!" entsandte sie noch ein kurzes Stoßgebet und drückte anschließend den Knopf zur manuellen Öffnung des Tores. „Ja! Danke! Danke! Danke!" jubelte Clarke freudig als das schwere Metalltor aufschwang. Noch größere Freude breitete sich in ihr aus, als sie Beccas Rakete im Hangar entdeckte. Sie zitterte vor Aufregung. Ihre Emotionen drohte sie beinahe zu überwältigen doch noch musste sie sich zusammen reißen. Noch musste sie erst die Luftschleuse passieren, bevor der kniffligsten Teil ihrer Mission abgeschlossen war. Mit einem kräftigen Tritt stieß sie sich von der Außenwand der Ark ab und schwebte weiter hinein ins innere der Shuttlehalle.

Die Luftschleuse befand sich auf der rechten Seite. Soviel wusste sie noch. Wie sie diese jedoch richtig steuern musste war ihr völlig schleierhaft. Diese Schleusen hatten ihr schon als Kind eine fürchterliche Angst eingejagt, zu groß war ihre Panik davor versehentlich gefloated zu werden, dass sie grundsätzlich einen riesigen Bogen um diese Türen gemacht hatte.

Aber das würde sie jetzt nicht mehr abschrecken. Sie würde es schon schaffen. Sie hatte mittlerweile zu viel grausames gesehen und zu viel schlimmes durchgemacht, als dass ein lächerliches Luftschleusen Problem ihr jetzt noch Furcht einjagen könnte. Clarke checkte die Werte an der Anzeigetafel der Luftkammer. Ihr Herz machte einen freudigen Sprung als sie erkannte dass die Werte im inneren hervorragend waren. Der schwierige Teil ihrer Aktion bestand jetzt nur noch darin das Eligius Prisoner Ship sicher zu verankern, damit sie auch wieder zurück kehren konnte. Ihre Luftversorgung zu kappen. Das Tor wieder zu schließen, wodurch die innere Luftschleuse überhaupt erst geöffnet werden konnte. Rechtzeitig dort hinein zu gelangen, noch bevor die ihr verbleibende Restluft im Raumanzug verbraucht war und zu hoffen dass sie das ganze so lange überleben würde bis die Luft- und Druckbeschaffenheit im inneren der Schleuse ausgeglichen war.

Es war Wahnsinn aber nichts würde sie jetzt noch davon abhalten. Sie war zu weit gekommen und zu sehr war ihre Hoffnung jetzt angefacht, als das sie noch einen Rückzieher machen konnte. „Kinderspiel!" sprach sich Clarke selber Mut zu und begann ohne zu zögern ihr Werk.

Es war schwieriger als gedacht mit den klobigen Handschuhen die Prisoner zu sichern und noch schwieriger die Sauerstoff Versorgung zu entfernen. All das beanspruchte mehr Zeit als sie vermutet hatte und jede weitere Minute kostete sie Atemluft. Luft die ihr nur begrenzt zur Verfügung stand.

Dann hatte sie es endlich geschafft. Der Raumanzug war wieder versiegelt. Hastig drückte sie den Türknopf und stieß sich kräftig ab. Langsam schloss sich das Tor hinter ihr. Soweit so gut dachte sie sich. Doch jetzt musste sie noch in die Schleuse hinein kommen. Clarke merkte schon jetzt, dass sie bei der Luftkappung mehr Sauerstoff verloren haben musste als ihr lieb war. Jede Bewegung war anstrengend und sie musste immer öfter Luft holen. Das Panel an der Schleuse war ihr immer noch ein Rätsel und auch hier machten es ihr die klobigen Handschuhe nicht gerade einfach.

Eine Weile starrte sie verwirrt auf die Tastatur. Drückte dann wild darauf herum und betete um etwas Glück. Sie spürte, dass ihre Luft immer knapper wurde. Langsam trübte sich ihr Blick und sie keuchte mehr als das sie atmete. Ihr Bewusstsein drohte sie zu verlassen. Immer panischer hämmerte sie auf der Tastatur herum und dann schwang die Schleuse plötzlich zischend auf. Mit großer Mühe schwebte sie taumelnd hinein. Drückte den Notknopf der die Tür unter tosendem rauschen wieder hinter ihr schloss. Geschwächt stürzte sie zu Boden als sich die Schwerkraft wieder einstellte. Mit letzter Kraft nahm Clarke ihren Helm ab und holte einige male tief Luft. Sie wusste nicht ob ihr die Tränen vor Panik oder Erleichterung kamen. Sie wusste jedoch, dass sie jetzt keine Zeit mehr verlieren wollte. Sie zitterte am ganzen Leib aber das würde sie nicht aufhalten. Mühsam drehte sie sich auf die Seite und stemmte sich verbissen nach oben. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Mit hämmerndem Herz und flauem Gefühl im Magen drückte sie den Knopf, der ihr Einlass in das innere der Ark gewährte.

The 100 // I see you // BellarkeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt