Engelssicht

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Engelssicht

Großmutter sagte, schau zum Himmel hinauf

verfolg' der Sonne rosaroter Abendlauf,

sieh zu, wie Federn niedersegel'n

und wenn du glaubst, ganz fest glaubst, wird's sich's von alleine regel'n!

Und in jener Vollmondnacht,

vom Geschrei der Eule erwacht,

wirst ihn seh'n,

vor dem offnen Fenster steh'n.

Wunderschön und unberührt,

weiße Federn zum Erfassen verührt,

steht er still mit großen Augen,

beidseit'ges Staunen, kannst du es glauben?

Erfährst, die Engelssicht bleibt nicht ohne Folgen,

Großmutter wacht nun über dich von den weiten Wolken,

sieht herab auf dich mit güt'gen Lächelnd,

auf dass der Wind dir Trost zu fächel,

deine Tränen trocknen und neuen Mut dir bringt.

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