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Teresa unterdrückte ein Gähnen als sie am ersten Schultag nach den Ferien aus dem Auto ihres Gastvaters stieg.

Der Flug von München nach Belfast gestern war anstrengend gewesen und auch Teresas Höhenangst und der fette, schwitzende Typ neben ihr hatten ihre Laune auch nicht gerade verbessern.

Tess hatte Mühe gehabt bei der Fahrt zur ihrer Gastfamilie nicht einzuschlafen, aber sie sah morgens nie besonders vorteilhaft aus und hatte ihre Familie nicht gleich am ersten Tag zu Tode schockieren wollen. Deshalb war sie wach geblieben. Na ja bis auf die höchstens zehn Minuten auf der Autobahn. Vielleicht war es auch eine halbe Stunde gewesen.

Sie drehte sich um, um das imposante Gebäude der St.-Rose-Academy zu betrachten, einer noblen Privatschule mitten in der besten Gegend Belfast. Ihre Gastfamilie hatte genug Geld um ihre eigenen zwei Kinder und jetzt auch noch ihre Gasttochter hier her zu schicken.

Das Hauptgebäude war aus Backstein erbaut mit hohen Fenstern und kleinen Türmchen. Die Eingangstür war aus Holz und mit Schnitzereien verziert. Alles in allem machte die Schule einen sehr alten, aber ehrwürdigen Eindruck, der von den vielen großen Bäumen noch unterstrichen wurde.

Die St- Rose wirkte alt, eher wie ein Schloss oder ein Internat, vielleicht sogar eine Universität, als eine noble Highschool mitten in Belfast, Irland und Tess kam sich einmal mehr vollkommend fehl am Platz vor. Wenn sie damals bereits gewusst hätte, dass dieses Gefühl in Zukunft zu ihrem ständigen Begleiter werden würde, wäre sie vermutlich gerannt und hätte sich in den ersten Flieger zurück nach Deutschland gesetzt.

Hier würde sie also das nächste Jahr zu Schule gehen...

Tess seufzte und betrat das Gebäude. Warum hatte sie nicht auf ihre Mutter gehört und war nach Amerika gegangen? Irland kam ihr so ehrwürdig, reich und steif vor, ganz anders als sie, tollpatschig und durchgeknallt.

Die Ankunft bei ihrer Gastfamilie war zwar gut verlaufen, nur die gleichaltrige Tochter der Carters war etwas schwierig, Sonst waren alle sehr nett zu Tess gewesen, aber sie vermisste die Herzlichkeit ihrer eigenen Familie und das Lachen, die flachen Scherze, die ihre Brüder machten... Und das nach nur zwei Tagen hier. Wie stellte sie sich das vor? Ein ganzes Jahr ohne ihre Katze...

Teresa verbannte die schwarzen Gedanken aus ihrem Kopf und machte sich auf die Suche nach dem Sekretariat oder wenigstens nach jemandem, der ihr sagen konnte, wo es war.

Sie hatte Glück. Am Ende der Eingangshalle stand ein Junge und holte sich gerade eine Cola light aus einem Automaten. Wenigstens in diesem Punkt schien das Schicksal es heute gut mit ihr zu meinen. Dachte sie zumindest. In Wirklichkeit sollte das hier erst der Anfang eines viel größeren Problems sein.

Tess lief auf ihn zu. "Entschuldigung?", fragte sie.

Der Junge drehte sich um und Tess musste erst einmal nach Luft schnappten. Er war bestimmt fast 1,90 groß, hatte tiefblaue Augen und blonde Haare. Unter dem blauen Wollpullover, der hier zur Schuluniform gehörte, zeichneten sich deutlich seine Muskeln ab.

"Was?",fragte er entnervt, aber auch ein wenig überrascht.

Tess schluckte. Der freundlichste war er ja nicht gerade. "Könntest du mir sagen, wo ich mich melden muss? Das Sekretariat oder so?" Ihre Stimme zitterte.

"Seh ich so aus?" Er klang desinteressiert und dann hatte er tatsächlich die Frechheit, Tess ,it offenem Mund stehen zu lassen.

Blondie ging auf ein Mädchen zu, von dem Tess hätte schwören können, das es eben noch nicht da gestanden hatte.

Er begrüßte sie mit Küsschen auf beide Wangen und gab ihr eine der beiden Cola lights. Dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr und das Mädchen lachte. Ihr Lachen perlte hell und klar von den Wänden wieder und Tess fiel auf, dass das Mädchen wunderschön war.

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