Der in alte Muster verfällt

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Am nächsten Morgen war Hobi so freundlich gewesen, mich sanfter zu wecken. Wir beschlossen gemütlich zusammen zu frühstücken. "Ich müsste heute auch mal wieder Zuhause aufkreuzen", meinte er während des Essens. Ich nickte. Verständlich, seine Eltern fragen sich bestimmt schon, wo er wohl steckte, denn ich denke nicht, dass er ihnen Bescheid gesagt hatte, höchstens seinen Vater vielleicht. Wenn meine Eltern nicht wüssten, dass ich hier in der Hütte ständig wäre, würden sie völlig durch drehen. "Aber du weißt, dass du bei mir hier immer willkommen bist."

Nach dem Frühstück ging er auch wieder, aber nicht ohne mir seine Nummer zu geben und ich ihm meine. Ich sagte, dass er sich bitte melden sollte, wenn er Zuhause angekommen war. Er lachte und meinte, dass er schon ein großer Junge sei, aber er würde es machen. Und dann war er weg und mir langweilig. Vielleicht sollte ich auch noch mal bei meinen Eltern vorbei sehen. Schließlich habe ich mich dort seit Tagen nicht blicken lassen. Also zog ich mich ebenfalls an, schnappte mir noch den Schlüssel der Hütte und machte mich auf den Weg zu meinen Eltern.

"Oh, mein verlorern gedachter Sohn ist wieder da", scherzte mein Vater als er mir die Tür öffnete. Ich musste grinsen über seinen Kommentar. Ich trat ein und wir gingen ins Wohnzimmer. "Oma!", schrie ich als ich sie auf dem Sofa neben meiner Mutter sitzen sah. "Na mein Engel, Wie geht es dir denn?", fragte sie mich und breitete ihre Arme aus. Ich ging auf sie zu und umarmte sie. "Mir geht es gut und dir?", fragte ich sie ebenfalls. "Alles bestens", antwortete sie. Ich begrüßte anschließend auch meine Mutter mit einer herzlichen Umarmung. "Ach, begrüßt du auch mal deine Mutter?", sagte sie gespielt beleidigt und wir mussten lachen. Mein Vater derweil Kaffee und Kuchen geholt und wir begannen zu essen. Den restlichen Nachmittag redeten wir und spielten nebenbei auch Karten, wobei meine Oma gefühlt jedes Spiel gewann, doch ich liebte es mir ihnen zu spielen. Abends verabschiedete ich mich von ihnen wieder und machte mich auf den Weg zurück zur Hütte.

"Tae, da bist du ja endlich." Ein völlig aufgelöster Hobi fiel mir in die Arme. Sofort erwiderte ich seine Umarmung und strich ihm beruhigend über den Rücken. "Pscht, alles wird gut", versuchte ich ihn mit meiner Stimme zu beruhigen. Es schien zu funktionieren, denn er enspannte sich immer mehr ihn meinen Armen. Ich lockerte meine Griff etwas, um ihn ansehen zu können. "Was ist passiert?", fragte ich sanft und strich ihm weiter über den Rücken. "Ich möchte nicht jetzt darüber reden. Können wir einfach irgendwas machen, damit ich nicht daran denken muss?", bat er mich. Ich nickte und wir gingen erstmal in die Hütte. Dort machte ich uns wie auch schon zwei Abende zuvor einen Kakao. "Was möchtest du denn machen?", fragte ich ihn und hielt ihm eine der Tassen hin. Hobi zuckte mir den Schultern. "Mir egal, haupsache irgendwas, was mich ablenken wird." Ich überlegte. Mir kam auf einmal eine Idee. Schnell trank ich den letzten Schluck meines Kakaos. "Komm, ich habe eine Idee." Ich packte ihn am Handgelenk und zog ihn in den Flur, wo wir uns anzogen.

"Du willst nicht ernsthaft mit mir da rein", meinte er und man sah in seinen Augen schon, wie er die Flucht ergreifen wollte. "Jetzt hab dich nicht so. Ich denke tanzen ist gerade die beste Medizin für dich." Ich zog in wieder zu mir. "Und jetzt klettere über den Zaun. Sonst bleiben wir die ganze Nacht hier stehen." Er brummte etwas von "Sturkopf" und kletterte über den Zaun. Als er auf der anderen Seite war, kletterte ich ebenfalls schnell hinüber und nahm seine Hand. "Egal was die da drinne sagen werden, ich bin bei dir." Er nickte unsicher und ich zog ihn zum Eingang. Dort zeigte ich meine Karte vor. "Wo ist den deine?", fragte ich verwirrt. "Zuhause. Aber ist gar kein Problem. Dann können wir ja wieder gehen", meinte er und mach schon auf dem Absatz kehrt. "Ach J-Hope braucht keine, wir sehen ja das, dass er es ist." Verwundert sah ich zu den Männern, drehte mich aber dann zu Hobi und sah ihn siegessicher an. "Dann komm." Genervt seufzte er und folgte mir.

Drinnen wurde uns zu nächst nur vereinzelt Aufmerksamkeit geschenkt, doch nach und nach bekamen wir immer mehr Aufmerksamkeit. Man hörte Sätze wie "J-Hope traut sich doch wieder her" oder "Wer ist dieser Typ bei J-Hope?" von den anderen tuscheln. "Bitte, sag hier niemanden, dass ich V bin", flüsterte ich ihm zu. Er nickte und wir gingen auf die Tanzfläche. Kaum jähatten wir begannen zu tanzen, da wurden wir auch schon gestört. "Ey J-Hope, sollen wir uns auch einmal battlen? Ich meine, meine Chancen dich zu schlagen sind ja nun sehr hoch", hörte ich eine mir unbekannte Stimme sagen, doch Hobi schien diesen Type sehr gut zu kennen. "Halt einfach dein Maul, Jungkook." Hobi drehte sich wieder zu mir und versuchte ihn zu ignorieren. "Ach, hast du etwa Angst?" Man sah wie er sich zusammen reißen musste. "Na, was ist denn jetzt? Traust du dich wirklich nicht?" Das schien bei Hobi alle Stricke reißen. "Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?", schrie er ihn an. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit der Menge auf uns. So wie es auch passieren musste, nahm die Sache ihren Lauf und Hobi musste nun doch tanzen. Vielleicht mochten die anderen hier es nicht merken, aber ich sah wie nervös er war. Also ging ich auf ihn zu. "Hobi", sprach ich ihn an. etwas erschrocken wirbelte er herum, doch sein Blick entspannte sich etwas, als er mich sah. "Du schaffst das. Und wenn du verlierst. Ich werde trotzdem immer hinter dir stehen", versuchte ich ihm Mut zu zusprechen. Er nickte und schien sich wirklich etwas zu beruhigen. Kurz darauf begann auch schon das Battle zwischen den beiden.

"J-Hope, J-Hope, J-Hope!", brüllte die Menge Hobi zu. Er grinste und ließ sich feiern. Ich war stolz auf ihn. Seine Tanzkünste waren aber auch atemberaubend gewesen. Wie er über die Tanzfläche glitt. Einfach nur wow. Die Menge löste sich etwas auf und ich wollte zu Hobi, doch ich sah ihn nirgends. Etwas verwirrt ging zu Bar. Wo war er nur? Suchend versuchte ich ihn auf der Tanzfläche zu finden. Nirgends war er. Enttäuscht wollte ich die Halle verlassen mit der Hoffnung, dass er zu der Hütte gegangen sei. Und dann sah ich ihn. Er saß hinten in der Lounge. Dort ließ er sich von Weibern anbaggern und auch großen gefallen daran zu finden. Dieser Anblick erinnerte mich an früher, an seine arrogante Art, an sein übertreibendes Auftreten. Sauer wollte ich auf ihn zu stürmen, doch als er anfing eines der Weiber zu küssen löste etwas unbekanntes in mir aus und ich schwor mir, dass ich es nie wieder spüren wollte. Es war ein ekelhaftes Ziehen, welches sich von meinem Herz bis in den Magen ausbreitete. Schnell stürmte ich aus der Halle, als ich die aufkommenden Tränen bemerkte. Mich blamieren, indem ich dort in Tränen ausbrach, wollte ich jetzt nicht. 

Endlich wieder in der Hütte angekommen, schmiss ich mich auf mein Sofa und starrte auf die Fensterfront, die sich mir gegenüber erstreckte. Draußen war nur tiefe Dunkelheit zu sehen, genau wie in meinem Inneren. Was es war, war mir in diesem Moment noch nicht bewusst gewesen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich zu einer Person so schnell solche Gefühle aufbauen könnte. Gefühle von Liebe und Geborgenheit. Niemals hätte ich mir erträumt mir selber einzugesten zu müssen, dass ich Hobi nie gehasst habe, sondern immer nur neideisch auf all diese Weiber gewesen bin, weil sie ihm so nahe sein konnten und ich ihm nicht.

Tänzer der Nacht (Vhope FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt