Die nächsten Tagen sah und hörte ich nichts von Hobi. Die neue Hoffnung, die ich durch meine Oma geschöpft hatte, verschwand von Tag zu Tag mehr. Ich verbarrikadierte mich in die Hütte. Den Einkauf den ich eigentlich machen musste hatte ich nicht einmal erledigt. Warum auch? Mit den Rationen, die ich pro Tag aß, würde ich noch zwei weitere Wochen überleben. Damit ich aber wenigstens etwas frische Luft bekam verschanzte ich mich in das Baumhaus, welches ich mit meinem Opa gebaut hatte, als er noch lebte. Damals war ich fünf gewesen. Mein Opa war genau wie meine Oma immer für mich da gewesen. Mit ihm bin ich immer in den Wald gegangen, wo wir dann Spuren von Tieren gesucht haben und auch welche beobachtet hatten oder wir haben einfach Hütten aus Ästen, Moos und Blättern gebaut. Er hatte mir immer soviel beigebracht und ich bin froh so schöne Erinnerungen an ihn zu haben. Ich sah aus dem kleinen Fenster des Baumhauses. Es regnete wieder. Fasziniert sah ich den Regentropfen zu, wie sie von den Blättern abperlten und auf das nächste Blatt fielen. Wasser ist so ein faszinierender Stoff. Ohne ihn würde es mich nicht geben. Ich war total beschäftigt die Tropfen zu beobachten, sodass ich von das Hämmern gegen die Tür der Hütte aus meinen Beobachtungen gerissen wurde. "Tae, bist du da?" Sofort versteckte ich mich in dem Baumhaus, wagte einen kurzen Blick aus dem Fenster des Baumhauses. Tatsächlich er war es. Nach Tagen des vergebenden Wartens tauchte er hier wirklich auf. "Taehyung, ich weiß, dass du da bist. Mach die Tür bitte auf", versuchte er es weiter. Doch er konnte lange warten. Ich will sehen was er macht. "Man Tae, bitte. Es tut mir ja leid." Am liebsten wäre ich sofort aus meinem Versteck gekommen und hätte ihn in den Arm genommen, doch ich wollte noch etwas warten. Im Inneren war ich mit mir selber am kämpfen. "Verdammte Scheiße, Tae ich brauche dich. Du bist die einzige Person mit er ich über sowas reden kann." Verzweifelt glitt er die Haustür herunter. Nun platze mir förmlich der Kragen. Ich wusste, dass er nur gekommen war, weil er irgendwas von mir wollte. Und ich Depp hätte beinahe wieder nachgegeben. Doch das wird jetzt nicht mehr passieren. Mein Herz zog sich zwar schmerzhaft zusammen, doch er und ich mussten nun mit der Situation leben. Ich will mich nicht noch ausgenutzter und dämlicher vorkommen also ohne hin schon. Also blieb ich weiter im Baumhaus und wartete darauf, dass er einfach verschwand. Eine ganze Weile dauerte es schließlich, dass er merkte, dass ich nicht die Tür öffnen würde. Er sagte noch etwas, was ich leider nicht verstehen konnte. Man, wieso kann ich nicht Lippen lesen?
Als er aus meiner Sichtweite war, kletterte ich schnell die Strickleiter herunter, die ich mit hochgezogen hatte, als ich im Baumhaus war. Um nicht all zu nass zu werden sprintete ich in die Hütte. Dort zog ich meine Schuhe aus und legte mich auf mein Sofa. Ich sah den Regentropfen dabei zu wie sie die Scheibe herunter liefen. Wie langweilig ist mein leben eigentlich geworden? Tag ein Tag aus vegetiere ich vor mich hin und bekomme nichts zu Stande. Vielleicht sollte ich einfach nochmal etwas machen. Aber was? Bei dem Wetter waren meine Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Ich würde den schon lage aufgeschobenen Einkauf ja machen, aber wie gesagt, meine Möglichkeiten sind bei dem Wetter eingeschränkt. Auf einmal schoss mir jedoch eine Idee durch den Kopf. Tanzen. Das habe ich schön länger nicht mehr gemacht. Aber wo denn? In der Lagerhalle hatte ich keine Lust zu gehen. Hobi wäre da mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls. Ich seufzte. Ihm kann ich auch nicht ewig aus dem Weg gehen. Außerdem lasse ich mir doch nicht von ihm das Tanzen verbieten. Mit ihm reden muss ich ja nicht. Also stand mein Plan für heute.
Um 19:44 Uhr machte ich mich also auf den Weg zur Halle. Geschickt sprang ich über den Zaun, zeigte den Typen an der Tür schnell meine Karte und ging hinein. Drinnen hatte ich das Gefühl, dass mehr Leute als sonst dort waren. Ich stellte mich zunächst etwas abseits hin und beobachtete die Menschen. Hobi war nirgends zu sehen. Etwas erleichtert mischte ich mich unter die Masse und begann zu tanzen. Wie ich es vermisst habe. Es machte einfach so viel Spaß. Ich merkte, wie sich eine kleine Masse um mich bildete und mir beim Tanzen zusah und auch immer wieder jubelte. Nach einer Weile bekam ich jedoch Durst, weshalb ich meine Zuschauer leider enttäuschen musste und aufhörte. Schnurstracks ging ich zur Bar und bestellte mir etwas. Gerade wollte ich nach meinem Glas greifen, als ich einfach umgedreht wurde und sich zwei Arme um mich schlangen. "Dir geht es gut", hörte ich die Person sagen und sofort versuchte ich mich aus den Armen zu befreien. "Lass mich los", beschwerte ich mich, als Hobi mich nur noch fester an sich drückte, damit ich nicht weg konnte. "Man Hobi, lass mich verdammt noch mal in Ruhe!", keifte ich ihn nun an. Ohne zu zögern löste er seine Arme von mir. Mein Tonfall muss ihn wohl etwas abgeschreckt haben. Mit einem verletzten Ausdruck in seinen Augen sah er mich an. Mein Inneres schrie danach, dass ich mich entschuldigen sollte, ihn umarmen sollte, ihn trösten. Doch dies würde ich nicht tun. Stattdessen ergriff ich die Flucht. Ich rannte auf dem schnellstmöglichen Weg zur Hütte, schloss die Tür auf, um diese direkt wieder abzuschließen, nachdem ich in der Hütte war. Erschöpft glitt ich an der Tür hinunter und versuchte meine Atmung wieder zu normalisieren. Wieso war ich auch zur Halle gegangen? Ich wusste doch, dass er mich ansprechen würde. Aber ich will mir auch nicht Dinge verbieten lassen nur, weil er da ist und mich dann total aus der Bahn wirf mit seiner Präsenz bei mir. Frustriert raufte ich mir die Haare. Warum musste auch alles so kommen. Hobi soll bei mir sein. Er soll mit mir kuscheln, mit mir reden, mir einen Kakao machen. Warum musste ich mich auch in ihn verlieben? Nach einer Weile, wo ich mich im Selbstmitleid gebadet habe, stand ich auf und ging in mein Zimmer. Lustlos schmiss ich mich in mein bett und versuchte einfach zu schlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich von einem penetranten Klopfen an einer Tür geweckt. Wer wagt es so früh zu stören? Mein Blick wanderte zu meinem Wecker und ich sah, dass es gar nicht mehr morgens war. Es war schon früher Nachmittag. Verwundert darüber, dass ich lange schlafen habe rieb ich mir die Augen. Wieder hörte ich dieses Klopfen. Stimmt, da war ja was. Vielleicht sollte ich mal schauen wer das ist. Lustlos schlurfte ich zur Tür und schloss diese auf. "Guten morgen, was kann ich fü-", wollte ich die Person begrüßen, doch ich wurde einfach nach drinnen gedrängt. Die Person machte währenddessen auch noch die Tür zu. "Hobi", hauchte ich kaum hörbar. Was macht er bitte hier? Ich wollte mich wieder aus seinen Armen befreien, doch ich merkte schnell, dass es unmöglich war. Irgendwann löste er sich jedoch endlich von mir. "Was willst du hier?" Er sah mich mit einem traurigen Blick an. Mein Tonfall war vielleicht etwas harsch. "Ich habe gedacht wir könnten einen Kakao trinken. Hier, ich habe Kakaopulver und Milch mitgebracht." Er hielt eine mir Eigentümer so hin, dass ich den Inhalt sehen konnte. Innerlich rastete ich aus. Wieso war er so süß, sodass ich gerade nicht mehr sauer auf ihn sein konnte. Ich nickte und er ging in die Küche. Unschlüssig blieb ich im Flur stehen. "Kommst du?", fragte mich Hobi mit zwei Tassen in der Hand und deutete in Richtung Wohnzimmer. Stumm folgte ich ihm und wir ließen uns in den Schaukelstühlen nieder. Er reichte mir eine der Tassen. Stumm tranken wir den Kakao. Keiner sagte ein Wort und es herrechte eine angenehme Stimmung. Doch all zu lang hielt diese nicht an. "Tae, wieso meidest du mich?", fragte er mich. Ich wusste, dass er das heute irgendwann fragen würde. Zunächst trank ich einfach meinen Kakao weiter und ignorierte seine Frage. "Tae, würdest du vielleicht mal mit mir reden?" Seufzend stellte ich meine nun leere Tasse vor mich hin und sah zu ihm. "Weißt du noch, als wir nach dem Vorfall wieder zu Halle gegangen sind und du gegen Jungkook getanzt hast?" Er nickte. "Danach habe ich dich gesucht. Du warst einfach wie vom Erdboden verschluckt. Gefunden habe ich dich dann bei einem Haufen Weibern. Ich kam mir irgendwie dumm vor, weil du mich einfach stehen gelassen hast, obwohl wir zusammen dort waren. Dir waren die Weiber ja auch so viel lieber, dass du die eine ja direkt ablecken musstest. Und als du dann gestern vor meiner Tür standest, weil du wieder irgendein Problem hattest, war ich sauer geworden. Wenn du Probleme hast bin ich gut. Die kannst du ja dann auch mir deinen Weibern bereden", redete ich mich immer weiter in Rage. Gott, tat das gut ihn einfach all das, was mich schon die ganze Zeit über belastete, vorzuwerfen. "Ich wollte eigentlich mit dir darüber reden, was ich an den einen Abend so belastet hatte. ich war an dem Tag ja zu meinen Eltern oder eher gesagt zu meiner Mutter nach Hause gegangen. Dort trat ich ein und merkte recht schnell, dass meine mutter gar nicht da war. Panisch rief ich meinen Vater an. Dieser sagte, dass es nicht mehr anderes ging und meine Mutter müsse in eine Psychiatrie, wo sie auch war. Ich legte einfach auf. Ob es gut oder schlecht war, dass sie nun dort war, wusste ich nicht, doch mich traf diese Nachricht mehr als gedacht. Auch wenn sie eben diese Sucht hatte und unsere Familie es nur schwer hatte, war sie immer noch meine Mutter, die ich vom ganzen Herzen liebe. Sie nicht mehr Zuhause zu haben ist für mich der reinste Horror. Und als du dich auch nicht mehr gemeldet hast, trotz meiner Nachrichten, habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin hier her. Verstehe doch, du bist mir alles andere als egal. Du hattest keinen Grund eifersüchtig zu sein, Tae. Ich weiß, dass an dem Abend ist vielleicht nicht ganz richtig von mir gewesen, doch wir sind kein Paar. Deswegen verstehe ich dich auch nicht ganz." Dieser letzte Satz ließ einen Teil in mir zerbrechen. "Wir sind kein Paar." Ich nickte verstehend und sah zu den Tassen. Krampfhaft versuchte ich nicht in Tränen auszubrechen. "Tae, alles okay? Warum weinst du?" Ich lachte auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Was hatte ich schon zu verlieren? "Hobi, wir sind vielleicht kein Paar, aber man kann auch eifersüchtig sein, wenn man nicht zusammen ist. Man muss nur in die Person verliebt sein und das bin ich. Hobi, ich habe mich in dich verliebt."
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Tänzer der Nacht (Vhope FF)
FanfictionJ-Hope ist der strahlende Stern am Tänzerhimmel. Niemand hatte es bisher geschafft ihn in einem Battle zu schlagen. Doch leider tut dieser Erfolg seinem Ego nicht gut. Und dieses Ego will eine gewisse Person zerstören. Sie hasst den Supertänzer. Doc...