Der mit der inneren Leere

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Den restlichen Abend starrte ich weiter in die dunkle Nacht draußen bis ich irgendwann auf dem Sofa eingeschlafen war. Dementsprechend tat mein Rücken am nächsten Tag weh. Ich sollte nicht mehr unbedingt auf der Couch schlafen, wenn ich meinen Rücken nicht schon mit 30 kaputt haben möchte. Ich ging in die Küche, wo ich Frühstück machte und anschließend ins Schlafzimmer gehen wollte, um Hobi zu wecken. Vorgefunden hatte ich nur ein leeres Zimmer, was in mir wieder die grausigen Gefühle von gestern Nacht hochkommen ließ. Meine gute Laune war wie auf einen Schlag verschwunden und ich machte mich wieder auf den Weg in die Küche, um das vorbereitete Frühstück alleine zu essen. Es war ja eh nur etwas Brot mit ein zwei oder drei Dingen zum Belegen gewesen. Mehr hatte ich auch nicht im Haus gehabt. Vielleicht sollte ich meinen Vorrat mal wieder auffüllen. Schlecht wäre es nicht. Außerdem hätte ich denn etwas zu tun und müsste nicht die ganze Zeit an Hobi denken. 

Nach dem Frühstück machte ich mich also auf den Weg. Da ich kein Auto oder sonstiges hatte, musste ich laufen. Ein Bus fuhr hier ebenfalls nicht. Wie denn auch so mitten im Wald? Ich schnappte mir noch meinen Schlüssel, ehe ich das Haus verließ. Draußen schien die Sonne durch die Blätter der Bäume. Das Wetter passte ja mal gar nicht zu meiner Laune, doch vielleicht würde es ja dazu beitragen sie zu ändern. Ich spazierte gemütlich aus dem Wald. Die Vögel zwitscherten fröhlich. Es war wirklich ein schöner Tag. 

Bald war ich auch schon am nächstgelegenen Supermarkt angekommen und kaufte schnell das nötigste ein. Ich würde die Tage eh noch einmal wieder kommen müssen, um noch andere Dinge zu kaufen. Alles auf einmal konnte ich nicht tragen. An der Kasse bezahlte ich den zu meinem Verwundern nicht sehr hohen Betrag für all die Dinge und packte alles in meine mitgebrachten Taschen. Freundlich verabschiedete ich mich noch und machte mich wieder auf den Weg zurück zur Hütte. Mittlerweile war die Sonne hinter dicken Wolken verschwunden und es sah so aus, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Ich verschnellerte meinen Gang, doch viel brachte es nicht. Auf der halben Strecke fing es an zu regnen, weshalb ich völlig durchnässt an der Hütte ankam. Mit einer Hand angelte ich den Schlüssel als meine Hosentasche und schloss schnell die Tür auf. Drinnen stellte ich die Taschen ab und zog mir die nasse Jacke und die nassen Schuhe aus. Anschließend brachte ich die Taschen in die Küche. Dort warf ich einen Blick auf die Küchenuhr. 14:36 Uhr. Da habe ich mir ja doch schön Zeit gelassen mit dem Einkaufen. Ich schlenderte in mein Zimmer, um endlich diesen triefenden Klamotten los zu werden. Duschen würde ich machen, wenn ich alles ausgeräumt habe. Ich machte mich also wieder auf den Weg in die Küche. Als ich diese betrat erschrak ich jedoch. "Was machst du denn hier?"
"Darf ich nicht mal die Hütte und meinen einzigen Enkel besuchen?", fragte mich meine Oma und breitete die Arme für mich aus. "Doch", sagte ich und ging zu ihr. Sie nahm mich in den Arm. Mal wieder war sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort. "Komm, ich helfe dir schnell beim Wegräumen der Einkäufe und dann können wir uns um uns kümmern. Was hälst du davon?", schlug sie vor. Voller Eifer simmte ich zu und wir begannen mit der Arbeit.

"Taehyung, das ist schon wieder die falsche Karte", wies mich meine Oma auf meinen Fehler hin. Oh. Schnell nahm ich meine Karte zurück und legte dieses Mal eine Passende. Ich wollte meine Hand wieder zurück legen. Meine Oma hielt mich doch jedoch davon ab. "Taehyung Schatz, wer hat dir denn so den Kopf verdreht?", fragte meine Oma. Verwirrt sah ich sie an. "Woher-", setzte ich an zu fragen, doch sie fing an zu lachen. "Du bist genau wie dein Vater. Als er sich damals in deine Mutter verliebt hat, hatte er seine Fußballhandschuhe in den Gewürzschrank gelegt und sie tagelang gesucht." Über diese Anekdote von meinen Vater konnte ich mir keinen Lacher verkneifen. Somit fingen wir beiden an zu lachen. "Aber jetzt ernsthaft Taehyung, wer ist es?" Ich überlegte. Meiner Oma konnte ich schon immer alles erzählen, nur würde sie es auch so locker nehmen, wenn ich auch Jungs anziehend finde?  Über Themen, wie Liebe oder so etwas in der Art habe ich nie zuvor mit ihr geredet und konnte deswegen auch nicht einschätzen, wie sie reagieren würde. Sie schien meine innere Diskussion zu merken. "Tae, du weißt doch, dass  du mit mir über alles reden kannst." Sie sah mich liebevoll an und strich mir über den Arm. Ich nickte. So liebevoll wie sie ist, kann sie mich nicht für eine Sache hassen, die eigentlich ganz normal ist. "Oma, du hast recht. Ich denke immer wieder an eine bestimmte Person. Ich kenne sie noch nicht lange, aber sie hat mir völlig den Kopf verdreht. Eigentlich haben wir uns super verstanden, doch sie hat mich gestern angefangen einfach links liegen zu lassen. Das verletzt mich einfach so sehr. Verstehst du? Ich kam mir wie ein aus genutzter Depp vor, der für ihn da war und einfach, wenn er nicht mehr gebraucht wird, demjenigen egal ist." Zum Ende hin fing meine Stimme an zu beben und ich unterdrückte meine Tränen. Ich wollte nicht weinen. Meine Oma rutschte näher zu mir und legte einen Arm um mich. "Wenn du weinen musst, tu es. Danach fühlt man sich immer etwas besser. Es befreit." Ich versuchte dennoch  mich doch weiter gegen die Tränen zu wehren , doch ich schaffte es nicht. Wie Sturzbäche flossen sie aus meinen Augen und ich schluchzte laut. "Pscht Schatz, alles wird gut", versuchte meine Oma mich zu beruhigen. Nach einer Weile klappte es auch. "Danke, es hat wirklich geholfen", sagte ich. Sie lächelte mich an. "Ich bin immer für meinen kleinen Engel da." Ich nahm sie wieder in den Arm. Sie war einfach wundervoll. "Aber eine Frage hätte ich da noch. Wie ist denn der Name der Glücklichen?" Ich schluckte. "E-es ist k-keine Sie, sondern e-ein Er."
"Okay, tut mir leid. Wie ist den der Name des Glücklichen?" Obwohl ich schon damit gerechnet habe, dass sie es gut aufnehmen würde, war ich dennoch etwas verwundert. "Hobi", sagte ich. "Das ist aber nicht sein richtiger Name, oder?" Ich schüttelte den Kopf. "Ist eine etwas komplizierte Geschichte."
"Dann erzähl sie mal. Wir haben ja Zeit." Ich nickte und begann zu erzählen, wie ich ihn anfangs gehasst habe, mich dann mir ihm angefreundet habe und schließlich feststellen musste, dass ich ihn nie gehasst habe, sondern nur eifersüchtig auf alle war, die immer bei ihm waren. "Also ein Wichser ist er ja schon", gab meine Oma trocken von sich als Kommentar auf meine Geschichte. "Oma!" Erschrocken sah ich sie an. Solche Wörter hatte ich nie zuvor aus ihrem Mund gehört. "Was denn? Es stimmt doch. Er hat dir weh getan und sowas verdienst du nicht. Ich hoffe ihm liegt etwas an dir und er kommt sich entschuldigen, sonst kann der was erleben, wenn ich ihm mal über den Weg laufen sollte." Ich liebte diese Art an meiner Oma. Sie würde sich gegen jeden für mich einsetzten, aber das Gleiche würde ich auch für sie machen. Wir sind eben ein tolles Team.

Ein Weile redeten wir noch über alles andere außer das Thema Hobi. Wir lachten viel und hatten Spaß. Doch leider kam mein Vater irgendwann und holte sie bei mir ab. "Und halte mich auf dem Laufenden", fügte sie zu ihrer Verabschiedung hinzu. Ich nickte und winkte ihnen noch hinterher bis sie nicht mehr zu sehen waren. Drinnen räumte ich auf und schmiss mich dann auf die Couch. Es tat so gut mit meiner Oma zu reden. Durch sie habe ich auch neue Hoffnung geschöpft, dass es bei Hobi etwas mal wird. Ob das gut oder schlecht ist, wird mir dann die Zukunft sagen.

Tänzer der Nacht (Vhope FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt