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„Ich... würde gerne mitkommen und über Nacht bleiben. Danke, dass du für mich da bist.“ Noch immer lag ihre Hand auf meinem Arm. Ich kann mir nicht erklären wieso, aber irgendwie berührte sie mich heute öfters als sonst. Sollte ich mir etwas darauf einbilden? Ich schüttelte den Kopf und warf den Gedanken beiseite. Wohl eher nicht. Es hatte ganz sicher nichts zu bedeuten. „Ich bin immer für dich da. Das weißt du doch.“ Sie schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln, welches ich augenblicklich erwiderte. „Ja, dass weiß ich. Trotzdem wollte ich danke sagen. Nicht nur für heute. Du bist echt toll.“ Eine leichte Röte zierte ihr Wangen, als ich meine Hand auf ihre legte. Sie zog ihre eilig unter meiner hervor und erhob sich vom Bett. „Ähm, wollen wir dann frühstücken? Ich bekomme langsam Hunger.“ Ich nickte verwundert mit dem Kopf und erhob mich ebenfalls. Was war das denn jetzt wieder? War ich die letzten fünf Jahre wirklich so blind gewesen? Klar, ich hatte mit meinen eigenen Gefühlen zu kämpfen gehabt, habe es immer noch, aber man merkt doch, wenn die beste Freundin mehr für einen empfindet, oder? Ich unterdrückte ein Seufzen und folgte Marie in die Küche.

„Hallo Mama, wie ich sehe, ist das Frühstück schon fertig. Das sieht wirklich sehr lecker aus.“ Marie gab ihr einen Kuss auf die Wange und setzte sich dann an den reichlich gedeckten Tisch. Mein Blick blieb an Andrea hängen. Der unbändige Wunsch, sie ebenfalls zu küssen, loderte in mir auf. Wie gerne würde ich dem nachkommen. Aber es ging nun mal nicht. Ich senkte den Kopf und schloss für einen Moment die Augen. „Grace? Ist alles okay mit dir?“ Ich hob meinen Kopf wieder an und blickte in zwei besorgte Augenpaare, die mich vom Tisch aus musterten „J-ja, es ist alles okay.“ Ich setzte mich auf den noch freien Stuhl, direkt neben Andrea und sah auf den gedeckten Tisch. „Marie hat Recht. Das sieht wirklich sehr lecker aus. Danke, dass ich mitessen darf.“ Andrea grinste mich an und bedeckte meine Hand mit ihrer. „Kein Problem. Du gehörst doch zur Familie.“ Ihre Worte, ebenso wie die warme Berührung lösten ein Kribbeln in meinem Bauch aus. Oh Gott. Diese Frau war mein Untergang. Wie sollte ich mich da bitteschön zurückhalten können?

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, zog sie die Hand zurück und nahm sich ein Brötchen aus dem Korb. Wir taten es ihr gleich, wobei Marie schon das zweite nahm. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie das erste bereits aufgegessen hatte. Bei der gutaussehenden Ablenkung neben mir war das auch kein Wunder. Ich blendete alles um mich herum aus, wenn ich sie nur ansah. Ich lächelte und widmete mich dann dem Essen zu. Eine Weile blieb es ruhig, ehe Marie sich an ihre Mutter wandte. „Grace kommt später mit nach Harris und schläft dann hier. Das ist doch in Ordnung, oder?“ Bei der Erwähnung meines Namens sah ich auf. „Natürlich ist das in Ordnung. Ich habe meine zwei Süßen gerne um mich.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich zu Andrea. Sie zwinkerte mir zu und nahm die Kaffeetasse zur Hand. Hier war doch irgendwas faul, oder? Zumindest kam es mir so vor. Aber wie so oft, bildete ich mir das alles bestimmt nur ein. Ich seufzte und schob das Brett von mir weg. „Danke, Mama... Wir sehen uns dann später.“ Marie trat leicht gegen mein Bein und schielte mit den Augen zur Tür. Es brauchte keine Worte. Ich verstand auch so, was sie von mir wollte. Wir erhoben uns gleichzeitig und brachten das dreckige Geschirr zur Spüle. Ich räumte noch ein paar andere Dinge ab und verstaute sie ordnungsgemäß in den Kühlschrank. „Dankeschön Grace. Meine Tochter sollte sich mal ein Beispiel an dir nehmen.“ Marie warf mir einen bösen Blick zu, während ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

Oben angekommen schloss sie die Zimmertür hinter sich und dirigierte mich zum Bett. Als wir uns beide darauf niederließen, blickte sie mich ziemlich seltsam an. „Was war denn das gerade? Man könnte meinen, ihr habt miteinander geflirtet. Das ist total strange. Sie ist meine Mutter, falls dir das entgangen sein sollte.“ Nein, dass war mir definitiv nicht entgangen. Das machte die Sache ja so kompliziert. Es wäre einfacher mit dem Versteckspiel aufzuhören, aber das konnte ich Marie einfach nicht antun. „Ich weiß nicht, was du meinst. Das ist totaler Unsinn. Warum sollte ich das denn tun?“ Marie stand auf und ging schweigend durch den Raum. Ich betete innerlich, dass sie meinen Worten glauben schenkte. Sie würde sonst ganz sicher nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Seufzend kam sie auf mich zu und kniete sich vor mir auf den Boden. Ihre Hände legten sich auf meine Knie. „Sei bitte ehrlich zu mir... läuft da wirklich nichts zwischen euch?“ Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Mein Magen krampfte sich dabei schmerzhaft zusammen. Es war zwar nicht wirklich eine Lüge, trotzdem empfand ich es als solche. „Nein, zwischen uns läuft nichts. Das versichere ich dir.“

Die Mutter meiner besten Freundin (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt