Ein neuer Auftrag

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Wieder im Zimmer, scheuchte ich Lizzy, Roxy und deren Freunde hinaus. Schloss hinter ihnen ab und setzte sich mich die Bettkante des Himmelbettes. Ich suchte den Blickkontakt zu Chris, doch er wandte sich von mir ab. Ich wusste, dass meine Raubkatzennatur die meisten abschreckte. Hatte jedoch gehofft, dass er, als Tigermännchen, damit klar kommen würde. Seufzend stand ich wieder auf und versperrte ihn mit meinen Körper den Weg zum Balkon. Den Schlüssel der Zimmertür steckte ich in meine Tasche, welche ich einfach in eine Zimmerecke warf. "Wir müssen reden", sprach ich ihn an. Nicht einmal das ließ ihn aufblicken. Stumm schüttelte er nur den Kopf und schloss sich ins Bad ein. Ich brauchte dringend Unterstützung. Zuerst rief ich Roxy an und holte mir danach telefonischen Rat von Lizzy. Doch beides war nicht nach meinen Geschmack. Roxy war eher die Verführerin, Lizzy meinte, dass er mir den "Buckel runterrutschen sollte" falls er mein Wesen nicht akzeptieren kann. Ich wollte ihn weder jetzt verführen noch verlieren. Ich wollte einen Neuanfang, eine echte Chance ihm alles erklären oder zumindest über unsere Differenzen reden. Doch durch eine Tür wollte ich dieses Gespräch nicht führen. Kurz klopfte ich an die Badezimmertür um ihn nochmals um ein Gespräch zu bitten. Schweigen schlug mir entgegen. Das war nun zu viel für mich. Tränen liefen mir die Wangen herunter, dass erste Mal war ich verliebt und noch bevor es wirklich anfangen konnte, verlor ich alles wieder. Ich lief Richtung offener Balkontür, verwandelte mich wieder in einen Panther und sprang aus den ersten Stock. Den ganzen Vormittag lief ich einfach nur gerade aus, ohne Ziel, ohne Rast. Mein Herz fühlte sich an als ob es bald zerspringen würde. Selbst in dieser Gestalt liefen mir meine Tränen über das Gesicht, was auf meine große Traurigkeit zurückzuführen war, denn sonst verlor ich in meiner tierischen Form nie Tränen. Gegen Mittag kehrte ich um. Ich wollte wenigstens nach meiner Schwester sehen. Danach würde ich einen neuen Auftrag von meiner Direktorin annehmen und die Weihnachtsferien auswärts verbringen. Wieder in der Schule hörte ich das Flüstern der anderen. "Vorsicht, bissig. Komm ihr, ihrer Schwester oder ihren Freunden nicht zu Nahe oder willst du wie die drei anderen umkommen." Ich bemerkte diese Worte gleichzeitig mit Chris, der gerade die Treppe herunterging und erstarrt stehen blieb. Wir schauten uns über die Entfernung in die Augen. Ich sah seinen Schmerz. Doch er wollte immer noch nicht reden. Mit gesenktem Kopf wandte ich mich um und folgte meinen Plan. Meine Schwester freute sich über den Besuch, war jedoch nicht froh, dass ich die Ferien als Auftragskiller verbringen wollte. Nach kurzer Zeit hatte sie sich wieder beruhigt und freute sich schon auf meine Rückkehr. Nun noch zu "Big Boss", dort bekam ich gleich die Erlaubnis die Schule während der Ferien zu verlassen und einen neuen Auftrag. Diesmal ein Serienmörder, der schon einige Absolventen der Schule getötet hatte. Nun war es an mir, sein tödliches Treiben zu beenden. Meine Stimmung passte gerade zu diesem Vorhaben. Es würde für ihn kein schnelles Ableben geben. Nach einem kurzen Gespräch mit Roxy und Lizzy ging ich in mein Zimmer. Chris lehnte sich gerade aus dem Balkon und beobachtete den Himmel. "Du hast über die Ferien das Zimmer für dich, ich bin weg.", teilte ich ihn mit während ich meine Waffen einsammele. Schnell packte ich in meine Militärtasche noch einige Sachen zum Wechseln. Ich wusste nicht wie schnell ich den Typen erledigt haben würde, doch ich würde sicherlich nicht vor Ende der Ferien zurückkommen. Ich brauchte diesen Abstand, vielleicht fiel es mir danach leichter über seine Ablehnung hinwegzukommen. Männer waren nun wirklich für mich gestorben. Ich brauchte keine Machos, Vergewaltiger oder Typen, die nicht mit meiner tödlichen Natur umgehen konnten. Mein Killerinstinkt war Teil meines Wesens, entweder sie kamen damit zurecht oder sie ließen es bleiben. Ich war mir sicher, dass sowohl Lizzy und Roxy als auch meine Schwester und "Big Boss" mit ihm während meiner Abwesenheit reden würden. Vielleicht würde er es danach verstehen. Denn jeder der mir am Herzen lag, würde ich mit meinem Blut verteidigen. Egal ob diese Person es selber konnte oder nicht. Ein letztes Mal drehte ich mich zu ihm um. Wollte etwas sagen, stieß aber nur einen Seufzer aus und verließ das Internat. Diesmal würde ich eines der Motorräder nehmen. Der Serienkiller sollte in der Nähe sein. Bereits am Abend teilte mir Lizzy mit, dass alle vier schon mit Chris gesprochen hatten, aber ohne Erfolg. Ein letztes Mal zog sich mein Herz zusammen, danach wurde ich zum Profikiller. Mein Auftrag hatte erste Priorität. Keiner konnte mich nun davon ablenken. Ich teilte Lizzy noch mit, dass ich bis zu meiner Rückkehr mein Handy abgeschaltet hatte, denn ich wollte mit niemanden sprechen. Sie verstand es und wünschte mir viel Glück auch Roxy und "Big Boss" schlossen sich den Glückwünschen an.

Schon nach kurzer Zeit fand ich die Spur meines nächsten Opfers. Es war fast zu leicht, fast zu offensichtlich. Doch wiegte mich in Sicherheit. Ich war tödlich und wusste dies. Ich folgte weiterhin seiner Spur. Wie schon sooft zuvor, endete sie in einer dunklen, übel riechenden Gasse. Binnen kurzen entbrannte ein tödlicher Kampf. Was ich jedoch nicht einkalkuliert hatte, war mein gebrochenes Herz. Schon bald steckte ich ernsthafte Treffer ein. Zu meiner Überraschung hatte ihn keiner meiner Hiebe ernsthaft verletzt. Stattdessen konnte er eine meiner Rippen brechen und meinen Oberschenkel aufschlitzen. Ich spürte das Blut herunter rinnen. Der Geruch machte mich wild. Mein Kopf klärte sich schlagartig. Mein Herz war vergessen. Ich nahm ringsum nichts mehr war und ging erneut zum Angriff über. Schlag auf Schlag prasselte und ihn nieder. Er verlor sein Messer und sogar einen Stiefel. Dabei fiel er rücklings in den Dreck. Kurz darauf flog mein Messer und durchbohrte seine Aorta, Blut spritzte wie ein Fontäne in die Luft, ein letztes Röcheln entrang sich seiner Kehle bevor er tot zusammen sank. Langsam drehte ich mich um, ich hatte viel Blut verloren und meine Rippen brannten vor Schmerz.

Es dämmerte inzwischen und rauch zog unter mehreren Türen auf die Gasse. Wahrscheinlich einige Schlachträume wo gerade Fleisch geräuchert wurde. Ich sah gerade der sinkenden Sonne entgegen. Eine verschwommene Gestalt löste sich aus dem Rauch und trat aus dem Gegenlicht heraus. Erneut ging ich in Kampfhaltung, unterdrückte einen Schmerzenslaut und hoffte, dass ich mich bald zurückziehen konnte. Ich braucht dringend eine Schiene für meine Rippen. "So sieht man sich also wieder. Wo warst du mit deinen Gedanken. Nach deiner letzten Vorstellung hätte ich nicht geglaubt, dass du dich überhaupt verletzen lässt", sprach mich eine bekannte Stimme an. Vor Erleichterung wurde mir schwarz vor den Augen und ich viel in die starken Hände meines Gegenübers.

Ich wachte in einem abgedunkelten Zimmer auf und spürte sofort an Verband auf meinen Rippen. An der Tür lehnte jemand. Mein Zeitgefühl war mir entglitten, dennoch schaute ich mich um. Das Zimmer war mehr als spartanisch eingerichtet, aber das Bett war wirklich bequem. "Na Schlafmütze, endlich aufgewacht", sprach mit dieselbe Stimme wie in der Gasse an. Dann trat die Person aus den Schatten des Türrahmens heraus und ging auf mich zu. Leuchtend silberne Augen blickten mich verliebt an und mein Herz begann zu rasen. "Es tut mir Leid, dass ich mich wie der letzte Volltrottel benommen habe. Selbst nachdem die vier Mädels auf mich eingeredet hatten." Eine zärtliche Hand strich mir über die Stirn und ich konnte nur erstaunt in das Gesicht über mich blicken. Flehend blickten die Augen zu mir herab und ich klopfte nur neben mich aus Bett. Sofort spürte ich wie sich die Matratze neben mir senkte und starke Arme druckten meine Schultern ohne meine Oberkörper zu Verrücken. "Mach so etwas nie wieder. Wenn du nicht vollständig im Reinen mit dir bist, lässt du in Zukunft solche Aktionen bleiben." Jetzt musste ich lachen, dabei spürte ich nur ein leichtes Ziehen in meiner Rippengegend. Anscheinend hatte ich sie mir doch nicht gebrochen sondern nur geprellt. Anschließend strahlte ich glücklich in das Gesicht über mir und meinte:" Das nächste Mal, wenn du mit etwas nicht zufrieden bist, reden wir gleich. Dann kann so etwas überhaupt nicht passieren." Dann zog ich seinen Kopf hinunter und küsste ihn. Ich war Chris anscheinend doch nicht egal und er schämte sich sichtlich über sein Verhalten. Glücklich aufseufzend erwiderte er kurz meinen Kuss und zog sich wieder zurück. Diesmal seufzte ich, doch es klang frustriert. Damit entlockte ich ihm ein Lachen und er trug mich zu seinem Auto. Mein Motorrad sollte jemand anders abholen. Seiner Meinung nach gehörte ich nur noch ins Bett. Natürlich ausschließlich unter seine Aufsicht und Pflege. Dem konnte ich nur Zustimmen. So erlebte ich einige erregende Wochen im Bett mit meinem persönlichen Leibwächter und Krankenpfleger. Doch wir wussten alle, dass die nächsten Aufträge schon auf uns warteten. Doch erst nach diesem Schuljahr.

Vorsicht bissig - 01 - Wenn Liebe tödlich wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt