Kapitel 7

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PoV Rewi

Mein Vater stand über mir, bedrohlich, groß, mit vor Wut gerötetem Gesicht und brüllte Felix an: „Du dreckiges kleines Miststück, was fällt dir ein meinen Sohn zu küssen? Und du!", schrie er weiter und wendete sich dabei mir zu, „Warum küsst du so ne Schwuchtel?" Dann wandte er sich wieder Felix zu und schlug diesem mitten ins Gesicht. 

Man konnte sehen, dass seine Nase gebrochen war. Auf der anderen Straßenseite sah ich meine Mutter, die hektisch irgendwas in ihn Handy tippte und ich hoffte inständig, dass sie die Polizei alarmierte. Ich war in einer Art Schockstarre und konnte nur bewegungslos auf meinen Freund und meinen Vater starren, doch plötzlich trafen sich Felix' und mein Blick und der Schmerz und die Angst, die ich darin sehen konnte, rissen mich aus meiner Starre. Ich sprang auf und stürzte zu meinem Vater. Kräftig stieß ich ihn von Felix weg, der sofort auf dem Boden in sich zusammen sank. Sofort kassierte ich für diese Aktion einen Kinnhaken. "Was fällt dir ein?", brüllte mein Vater mich an, "was beschützt du die Schwuchtel, bist jetzt schon selber eine oder was?" 

Und wieder traf mich seine Faust ins Gesicht und kurz darauf die andere in den Magen. Ich krümmte mich zusammen, zwang mich aber trotzdem, stehen zu bleiben und so Felix etwas zu schützen. So vergingen die Sekunden. Endlos war der Schmerz und die Schläge meines Vaters. Ich hatte jegliche Verteidigungsversuche aufgegeben und hoffte einfach auf die Polizei. Als ich endlich die Sirene hörte, hielten mich meine Beine nicht mehr, sondern knickten einfach unter mir weg. Erleichtert sank ich gegen die Mauer, jetzt waren wir gerettet. Dachte ich. Denn als mein Vater bemerkte, dass ich keine Anstalten mehr machte, mich zu bewegen, stieß er mich zur Seite und ging auf Felix zu. Ich versuchte noch, ihn zurückzuhalten, doch er wich meinem Tritt aus und beugte sich zu Felix, um ihm mit aller Kraft gegen die Schläfe zu schlagen. Man konnte ein leises Knacken hören und ich starrte regungslos zu Felix und meinem Vater.

Im Krankenwagen wurde ich auf Verletzungen untersucht und jemand verband meinen Arm, doch das bekam ich nur am Rande mit. Ich machte mir viel zu große Sorgen um Felix, der neben mir auf einer Liege lag und eine Infusion nach der anderen bekam. Im Krankenhaus angekommen wurde er sofort auf die Intensivstation verlegt und ich durfte nicht mehr zu ihm. Verzweifelt saß ich im Warteraum und hoffte vergeblich auf ein Wunder. Die ganze Nacht verbrachte ich im Krankenhaus. Am nächsten Morgen kamen dann auch Felix' Eltern, die ihn auf der Intensivstation besuchen durften und mir versprachen, hinterher zu berichten, wie es ihm ging. 

Es wunderte mich, dass sie gar nicht wissen wollten, wer ich war, und es auch einfach hinnahmen, als ich ihnen sagte, ich sei sein fester Freund. Irgendwie konnte ich es immer noch nicht ganz glauben, dass es auch tolerante Menschen wie die Eltern von Felix gab, die kein Problem mit homosexuellen Menschen hatten. Als die Beiden endlich wiederkamen, wusste ich sofort, dass es Felix nicht gut gehen konnte, die Zwei waren ziemlich blass und seine Mutter war den Tränen nahe. Alles was sie mir sagten war: „Er liegt im Koma." 

Und das reichte auch. Im Koma. Und es war, wie ich später erfuhr, nicht einmal sicher, ob er irgendwann wieder aufwachen würde. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich mein Leben komplett. Ich lud anfangs nur noch unregelmäßig und nach einem Monat gar keine Videos mehr auf YouTube hoch. Auf Felix' Kanal hatte ich ein Erklärungsvideo geuploadet, in dem ich sowohl von unserer Beziehung als auch von meinem Vater und dem Unfall erzählte und den Zuschauern erklärte, warum in nächster Zeit keine Videos mehr kommen würden. Außerdem verbrachte ich fast so viel Zeit im Krankenhaus wie zu Hause. Nachdem ich fast drei Wochen lang jeden Tag mehrere Stunden im Wartezimmer verbracht hatte, beschlossen die Ärzte schließlich, dass ich Felix auf der Intensivstation besuchen durfte, obwohl ich nicht zur Familie gehörte und deswegen saß ich jetzt täglich stundenlang auf einem Plastikstuhl neben Felix, hielt seine Hand und weinte oft. 

Alle Krankenschwestern die mich sahen, wie ich neben ihm saß, versuchten mir Mut zuzusprechen, doch ihre Worte prallten ab. Ich versank immer mehr in meiner eigenen Welt, in der Leere in meinem Inneren. Nachdem er fast ein halbes Jahr im Koma gelegen hatte, war ich völlig am Ende. Ich aß fast nichts mehr und hatte deswegen schon fast 10 Kilo abgenommen, aber es war mir egal. Mein Vater war vor Gericht gekommen und zu fünf Jahren Gefängnisstrafe verurteilt worden, aber es war mir egal. Meine Mutter hatte sich von ihm scheiden lassen, aber es war mir egal. Alles war egal, denn nichts hatte Bedeutung, wenn es mir alleine passierte. Es war erst dann besonders, wenn ich es mit der Person teilen konnte, die ich liebte. Aber das ging nicht. 

Nachdem Felix ein Jahr im Koma gelegen hatte, war ich mir selbst nicht mehr sicher, ob ich noch sehr viel lebendiger war als er. Ich hatte insgesamt über 30 Kilo Gewicht verloren und nachdem ich das dritte Mal im Krankenhaus zusammengebrochen war, schickte mich der zuständige Arzt in eine Therapie. Anfangs war ich viel zu verschlossen, die Worte des Psychiaters prallten an mir ab, aber er versuchte es weiter und nach einem Monat konnte ich zumindest wieder ein normales Gespräch führen. 

Außerdem hatte ich angefangen, zumindest einmal am Tag etwas zu essen. Und ich redete mit Felix. Ich hatte keine Ahnung, ob er etwas von dem mitbekam, was ich da erzählte, aber der Psychiater hatte gemeint, manche Komapatienten würden Geräusche um sie herum wahrnehmen können, also begann ich, alles zu erzählen, was mir auf dem Herzen lag. 

Dass er mir fehlte. Dass ich mich alleine fühlte. Dass meine Mutter einen neuen Freund hatte und hoffentlich glücklich war. Dass sich mein Vater bei mir gemeldet hat. Ja, er hatte mich angerufen und gefragt, ob ich ihn besuchen kommen wollte. Erst hatte ich geschockt abgelehnt, hatte nichts mit ihm zu tun haben wollten, aber mein Psychiater hatte gemeint, es wäre vielleicht gar keine so schlechte Idee, mit ihm zu reden, also hatte ich ihn im Gefängnis besucht. Und es war etwas passiert, das ich nicht für möglich gehalten hätte; er hatte sich entschuldigt! Offenbar war ihm, nachdem man ihm gesagt hatte, dass Felix im Koma lag, klar geworden, was er getan hatte und es tat ihm leid. Doch trotz allem brachte mir seine Reue meinen Geliebten nicht zurück. Und dann, nach eineinhalb Jahren, passierte etwas von dem ich unterbewusst schon lange die Hoffnung aufgegeben hatte, es würde jemals geschehen.


Hi *vorsichtig aus der Ecke kriech*

Ja, es gibt mich noch .-.

Sorry dass nix kam, ich hab ne Halsentzündung und habs voll verpeilt, was zu updaten, deswegen gibts gleich auch noch einen Oneshot.

Wollt ihr als Nächstes lieber Tardy oder Stexpert?

Würde mich über Feedback freuen ^^

Ach ja: Danke an @EnderFreak6201 für die Votes ^^

Bye

Rewilz - Herz über KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt