Kapitel 5

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PoV Felix

Schon seit einer Stunde wartete ich verzweifelt auf eine Antwort von Rewi. Das Telefonat bereute ich inzwischen komplett, deswegen hatte ich ihn auf WhatsApp gefragt, wie der Besuch bei seinen Eltern, von dem er mir letzte Woche erzählt hatte, gewesen war. Ich wusste, dass er ein Problem mit seinem Vater hatte und hoffte, dass er mir seine Sorgen anvertrauen würde und somit alles wieder ins Lot kam. 

Aber er hatte meine Nachricht nicht gesehen und war die letzten Stunden auch nicht online gewesen. Inzwischen machte ich mir wirklich Sorgen und überlegte schon seit geraumer Zeit, zu ihm zu gehen. Eine weitere viertel Stunde später hielt ich es nicht mehr aus und rannte die Treppen zu Rewis und Palles Wohnung hoch. Ich wusste, dass Palle über das Wochenende weg war, also könnten Rewi und ich uns endlich in Ruhe aussprechen. Außer Atem klingelte ich und wartete gespannt vor der Türe. Endlich, nach dem dritten Klingeln, hörte ich, wie drinnen jemand durch den Flur tappte und schließlich öffnete Rewi die Türe. 

Ich fiel ihm um den Hals und stellte erleichtert fest, dass er die Umarmung sofort erwiderte. Als wir uns Ewigkeiten später voneinander lösten, konnte ich die vielen Fragen aus Rewis Blick fast schon ablesen, also schob ich ihn in die Wohnung und begann zu reden. „Rewi, es tut mir echt leid. Dieses Telefonat war so unnötig, ich weiß nicht, was mich da geritten hat. Ich..", doch Rewi legte mir den Finger auf die Lippen und hinderte mich so am Weiterreden. „Nein, Felix, ich bin schuld.", begann er jetzt, „ich hab dir Sachen verschwiegen, die mich in letzter Zeit ziemlich beschäftigt haben und das hat die Stimmung zwischen uns verändert. Aber ich hatte Angst, dass wenn ich dir das erzähle, unsere Freundschaft daran zerbricht, also hab ich nichts gesagt. Aber ich muss es jemandem erzählen und dir vertraue ich am Meisten. Felix... ich bin schwul."

PoV Rewi

„Felix...", begann ich den Satz zögerlich. Mein Herz klopfte bis zum Hals und meine Sicht verschwamm immer wieder kurz. Ich hörte ein Rauschen und blickte wie benebelt zu meinem Pilzchen. Ich hatte so unfassbare Angst, dass er mich deswegen verachten würde, auch wenn ich mir eigentlich ziemlich sicher war, dass er tolerant war. Aber was wenn nicht? Mein Vater hatte mich heute total verunsichert. Aber ich würde das jetzt durchziehen, ich hatte begonnen, also würde ich es jetzt auch zu Ende bringen und mich ihm endlich anvertrauen. „...ich bin schwul." 

Ich blickte zu Boden und konnte Felix nicht mehr in die Augen schauen. Zu groß war die Angst, in seinem Blick Enttäuschung, Ekel oder Wut zu sehen, wie damals in den Augen meines Vaters. Wortlos wollte ich mich umdrehen und in mein Zimmer flüchten, da packte mich Felix am Handgelenk und hielt mich fest. Vorsichtig legte er zwei Finger unter mein Kinn und drückte es nach oben, wodurch er mich zwang, ihm ins Gesicht zu sehen. Und was mich da erwartete, ließ mir nun endgültig die Tränen über die Wangen Laufen. 

Freudentränen. 

Sein Blick war weich, er strahlte mich an und alle Emotionen, die ich erkennen konnte, waren Akzeptanz, Erleichterung und Fürsorge. Er war mir nicht böse. Ein Gefühl von Geborgenheit  machte sich in meinem Körper breit, als er mir seinen Arm um die Schultern legte und sich im Wohnzimmer mit mir auf die Couch setzte. Leise sagte er dann: „Ist doch nicht schlimm!" „Doch!", murmelte ich so leise, dass ich schon hoffte, er hätte es überhört, aber stattdessen sah er mich ruhig an und bat mich, ihm endlich von meinem Problem zu erzählen. 

Und das tat ich. Es schmerzte, über meinen Vater zu reden, aber gleichzeitig war es unendlich befreiend. Endlich wusste er davon und musste sich keine Sorgen mehr um mich machen. Als ich meinen Monolog beendet hatte, blickte Felix mich mit großen Augen voller Bewunderung und Mitleid an. „Das hast du ausgehalten?", flüsterte er, „Wie konntest du all die Jahre deine ganzen Probleme in dich rein fressen, ohne jemandem davon zu erzählen?" Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte wirklich keine Ahnung. 

Jetzt gab es nur noch ein Geheimnis zwischen uns, das größte. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm einfach so davon erzählen konnte. Aber sein Blick, der so verständnisvoll und fürsorglich auf mir ruhte, gab mir Mut. „Felix? Da ist noch was...", begann ich zögernd. Aufmunternd sah er mich an und ermutigte mich zum Weitersprechen. „Also, ich bin verliebt. Logischerweise in einen Jungen, aber ich habe keine Ahnung, ob er überhaupt schwul ist, geschweigen denn auf mich steht." In seinem Blick lag etwas, das ich nicht ganz einordnen konnte, als er schließlich murmelte: „Du musst es ihm sagen." Zögerlich antwortete ich. „Hab' ich grade..."

Und das zweite Kapi heute :D

Bye


Rewilz - Herz über KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt