Kapitel 1

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Müde hievte ich mich aus der Hängematte, rieb mir verschlafen die Augen und stolperte aus meiner winzigen Kajüte.

Mein Blick schweifte über das Deck meines kleinen Bootes, mit welchem ich Beute für meine Mutter machte. Wir hatten kaum Geld und deswegen sorgte ich mit Piraterie für unseren Lebensunterhalt. Ich hatte da nichts einzuwenden. Ich war bedeutend lieber auf See als an Land. Außerdem bezeichnete ich mich selbst als Pirat. Ein junger Pirat. Wohl eher eine Piratin. Mit meinen 14 Jahren war das  schon fast ungewöhnlich.

Ich griff nach meinem Kompass, um den Kurs zu berechnen, machte Notizen auf einer Karte und betrachtete mit meinem Fernrohr das Meer.

Von weitem erkannte ich schemenhaft eine kleine Insel und makierte sie auf meiner Karte. "Sehr gut", murmelte ich. Meine braunen Haare flatterten im Wind und ich genoss den Geruch von Salz. Die Gischt des Meeres spritzte mir ins Gesicht. Als ich die Augen wieder öffnete, erstarrte ich. Ich sah nicht weit entfernt ein riesiges Piratenschiff. Ein schwarzes. Unverkennbar die legendäre Black Pearl. Ich griff nach meinem Fernglas und sah hindurch. Erschrocken stellte ich fest, dass die Pearl genau auf mich zu kam. Ich lies das Segel herunter und ruderte so gut es eben ging, doch die Pearl holte gnadenlos auf. Als sie nah dran war, sah ich, wie Kanonen aus dem Schiff lugten.

"FEUER!"

Panik überkam mich. Um ehrlich zu sein war ich noch nie in eine Seeschlacht verwickelt. Auch kein Wunder bei meinem kleinen Schiff. Da sah ich, wie unzählige Kanonenkugeln das Schiff oder die Wasseroberfläche trafen. Ich wurde von den Füßen gerissen und stürzte. Splitter zerstörten Holzes flogen um mich herum, einer grub sich schmerzhaft in meine Hand. Ich schrie erschrocken auf. Mein Schiff wankte gefährlich, Wasser lief hinein. Ich stand mit zitternden Knien auf.

Da traf erneut eine Kugel mein armes Schifflein und ich wurde im hohen Bogen hinausgeschleudert. Ich klatschte ins Wasser und kurzzeitig wurde mir schwarz vor Augen. Als ich meine Augen öffnete sank ich immer weiter in die Tiefe. Hier unten war es still, ich hörte die Geräusche von dem sehr einseitigen Gefächt über der Wasseroberfläche nicht mehr. Ein seltsames Gefühl des Friedens überkam mich und lies mich meine Schmerzen vergessen. Plötzlich vernahm ich ein ohrenbetäubendes Piepen und ich nahm meine letzte Kraft zusammen. Ich schwamm beinahe Panisch auf die sich immer weiter entfernende Wasseroberfläche zu. Ich schaffte es an die Wasseroberfläche und spuckte eine Ladung Wasser aus. Neben mir explodierte mein Schiff. Ich hatte einige Fässer Schwarzpulver an Bord und eine Fackel in meiner Kajüte musste sie wohl entzündet haben. Eine Druckwelle fegte über mich hinweg, Schrottteile flogen durch die Luft und meine Ohren schienen zu platzen. Ein Trümmerteil erfasste mich und schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. Ich versuchte krampfhaft bei Bewusstsein zu bleiben, doch plötzlich übermannte mich die Schwärze.

Fluch der Karibik Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt