Expecto Patronum

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Harry streckt Draco die Hand entgegen, "Willst du es noch mal versuchen?", ein zögerliches Lächeln schleicht sich auf seine Lippen und leichte Besorgnis liegt in seinem Blick. Draco nimmt die Hand entgegen, sie ist größer als erwartet, trocken und sogar etwas schwielig, gleicht eher der Hand eines Arbeiters, als der eines Zauberers. Harrys Griff ist bestimmend und sein anfangs eher zögerliches Lächeln wird nun sicherer, sogar ein wenig hoffnungsvoll.
Nach dem ersten misslungenen Händedruck hätte Draco nie gedacht, dass Harry ihn jemals so ansehen würde, wie er es damals tat.

Draco fühlte die Hoffnung und das warme Flattern in seiner Magengegend, ausgelöst durch die Erinnerung an Harrys Berührung, und lässt diese Gefühle in seine nächsten Worte mit einfließen:
"Expecto Patronum"
Er hält den Atem an, erwartet schon fleischfressende Schnecken, die aus
seinem Zauberstab quellen, doch als er die Augen öffnet, sieht er einen dünnen, silbrigen Faden aus Nebel. Langsam fließt die Faser aus der Spitze seines Stabes, schlängelt sich träge um ihn, bevor sie sich wieder auflöst.

Sein Atem stockt vor Aufregung. Vielleicht kann er es. Vielleicht ist er doch von Nützen.

Er atmet tief ein und wirft einen schnellen Blick auf die Tür des Raumes in dem er übt, um sicher zu sein, dass sie noch verschlossen ist. Zuschauer, die ihn beim ständigen Scheitern, oder, sollte er es wirklich schaffen, beim heraufbeschwören eines peinlichen Patronus beobachten, braucht er nicht.

Erneut senkt er die Lider, ruft sich die schönsten Erinnerungen in den Sinn:
Harry, der ihn um Hilfe in Zaubertränke bat und ihm im Gegenzug in Sachen Verteidigung Hilfe anbot. Die beiden beim Lernen und beim gemeinsamen Üben. Wie sie gemeinsam Zeit verbrachten und miteinander lachten.

"Expecto Patronum."

Der silbrige Faden nahm vage Züge an; groß, mit vier Beinen und einem langen Hals, bevor er sich wieder in nichts auflöste. Das Wesen erinnerte ihn ein wenig an ein Pferd, wenn auch nicht so eindeutig. Ihm fiel ein, dass Harry einen Hirsch als Patronus hat, was sein Herz dazu brachte schneller zu schlagen und ein nervöses Lachen entwich seiner Kehle. Hastig schlägt er sich die Hand auf den Mund und ist froh, dass sich niemand außer ihm in dem Raum befindet.

Er seufzt und schiebt die Idee, möglicherweise den selben Patronus wie Harry zu haben, in die hinterste Ecke seiner Gedanken. Draco strafft seine Schultern und korrigiert den Griff um seinen Zauberstab, bevor er es ein weiteres Mal versucht.

Draco ordnet seine Erinnerungen, nach etwas suchend, das noch mehr Glücksgefühle in ihm hervorruft, vorzugsweise eine Erinnerung ohne Harry. Doch es gibt zugegeben nicht gerade viele Erinnerungen die denen mit Harry das Wasser reichen können. Das letzte Jahr in Hogwarts ist ermüdend, doch gleichzeitig die schönste Zeit seines Lebens. All das nur, weil Harry ihm am Anfang des Semesters seine Freundschaft angeboten hat.

Er erinnert sich, als er letzte Woche nicht schlafen konnte, Harry ihn im Gemeinschaftsraum fand und ihn einlud mit ihm eine Runde um das Schloss zu machen. Sie sind durch die dunklen und leeren Gänge geschlichen und waren draußen, wo der abnehmende Mond hell schien. Keiner von ihnen hat gesorochen. Sie haben gelernt die Stille zu genießen.

Sie haben sich in das kühle Gras eines Hanges der zum See hin abfällt gelegt und das Wasser reflektierte den Nachthimmel wie ein Spiegel aus schwarzer Tinte. Harry hat sich ein wenig bewegt, sodass sie dicht nebeneinander  lagen und Draco wollte nichts sehnlicher als seine Hand zu senken, um zu sehen, ob Harrys Hand da wäre, ob Harrys Hand die seine ergreifen würde. So kitschig es auch klingen mag, aber Draco denkt oft an diesen Moment zurück und kann jedes Mal die Wärme seinen Arm entlang spüren. Obwohl die Berührung so einfach und bedeutungslos war, erinnert er sich mit so einer enormen Deutlichkeit daran, dass sein Herz wieder wie verrückt zu klopfen beginnt.

Drarry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt