"Wahrheit oder Pflicht?"
Draco antwortete nicht sofort, war er zu beschäftigt damit die Flasche in seiner Hand zu drehen und zu drehen und zu drehen, um zu ignorieren, dass erstens alle Augen auf ihn gerichtet waren, zweitens er aller Wahrscheinlichkeit nach betrunken war und drittens Potter neben ihm saß. Erst das Räuspern von Blaise brachte ihn dazu doch noch aufzusehen, Draco hob eine Augenbraue, bemüht gelangweilt statt panisch auszusehen.
"Sorry, hast du mit mir gesprochen?"
Weasley, welcher zur Rechten Harrys saß, gähnte theatralisch, lehnte sich gegen seine Freundin und legte prompt seine Hand in ihren Schoß. (Er ist definitiv betrunken.) "Malfoy ist ein Arsch", verkündet er und grinst, als wäre es das intelligenteste, was er jemals von sich gegeben hat. "Er vermiest das Spiel."
"Ja", sagt Potter, klang dabei aber wenig überzeugt. Seine Augenbrauen sind zusammengekniffen und seine Aussprache war nicht mehr klar sondern bereits etwas schwammig. "Er hält das Spiel auf."
"Du hältst das Spiel auf!", keifte Draco.
Er reagiert automatisch defensiv und aggressiv. Naja, es ist immerhin Potter, wie soll er sonst reagieren? Und wie betrunken sie auch waren und egal wie nah sie nebeneinander saßen, (sie stießen mit den Knien gegeneinander und ihre Ellbogen berührten sich oh Gott) es war noch immer Harry Potter und er ist noch immer Draco Malfoy, er muss so reagieren.
"Komm mal wieder runter...", witzelte Potter, als sich Blaise, der sich immer aus allem heraus hält, erneut Räuspert.
"Wahrheit oder Pflicht?", wiederholte er.
Draco seufzte entnervt, würde lieber in den See springen und darin ertrinken, als dieses bescheuerte Spiel zu spielen - peinliche Fragen beantworten (so wie Seamus sie beantworten musste; Draco wollte nie so viel über sein Sexleben wissen) oder die schlimmsten Pflichten erfüllen (in den letzten zwei Stunden hat er mehr von Weasleys Körper gesehen, als er es jemals wollte.)
Potter bewegte sich neben ihm und stieß ihn aus versehen in die Seite. Er entschuldigte sich sofort, starrte ihn in der nächsten Sekunde jedoch so abwertend an, als hätte Draco etwas getan um ihn zu zwingen sich zu entschuldigen. (Das ist bereits das zwölfte Mal, dass das passiert ist. Potter war schon immer seltsam, doch Draco sagte nichts, weil Potter ihn so wenigstens berührte und das war alles, was er wollte. Und ja, er war sich sehr wohl bewusst, dass das ziemlich erbärmlich war, herzlichen Dank.)
"Pflicht.", sagte Draco schließlich, weil er nicht gewillt war merkwürdige Fragen zu beantworten. Denn was wäre, wenn Blaise es bemerkt hat? Was wäre wenn Blaise weiß, was für einen festen Griff der Goldjunge um sein Herz hat?
Ein Blick zu seinem Freund und Draco wurde schlagartig bewusst, dass er einen folgenschweren Fehler begangen hat. Blaises Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Fratze, das war der erste Hinweis. Pansys grinsendes Gesicht, als wäre Weihnachten, der zweite. Und der boshafte Blick den sie sich gegenseitig zuwarfen, war das dritte Indiz, so dass Draco das starke Verlangen bekam seinen Kopf ins Feuer zu stecken und für zirka dreißig Jahre zu schreien, um dann auf alle falschen Entscheidungen seines Lebens zurückzublicken, die ihn in diese verhängnisvolle Situation gebracht haben.
(Er war schon immer sehr dramatisch.)
"Draco Malfoy", begann Blaise verheißungsvoll, "du musst... die Person küssen, die dich zu letzt berührt hat."
Natürlich.
NATÜRLICH!
Er wusste es - er hätte es wissen müssen, dass sie gleich in dem Moment als Pansy ihn neben Potter gezwängt hat, etwas vor haben. Er hätte wissen müssen, dass dieser Abend keines Wegs dazu dient ihr gemeinsames Verhältnis im achten Schuljahr zu verbessern, sondern nur ein Vorwand für ihren echten Plan ist: Ihn dazu zu bringen Harry Potter zu küssen, ihn dazu zu bringen ihn zu küssen und dadurch unweigerlich sein Herz zu brechen, da Potter ihn danach hassen würde, sich vor ihm ekeln würde - er würde ihm keine Beachtung mehr schenken.
"Warte", beginnt Potter, "wartet eine Sekunde." (Immer der schnellste Denker) "Das heißt-"
"Richtig Potter", sagte Pansy leichtfertig, "das bedeutet, dass er dich küssen muss."
"Oh.", antwortet Harry und setzt seine Brille ab, um sie daraufhin auf den Boden vor sich zu legen. Es war still im Raum, sehr still, aber alle könnten genauso gut schreien - Draco hätte es weder bemerkt, noch hätte es ihn gekümmert. Das einzige zu dem er im Stande war, ist (so wie immer) Potter anzusehen, mit seinem zwiegespaltenen Ausdruck und seinem wirr abstehenden Haaren, seinem leicht geöffneten Mund und seinen grünen, grünen, grünen Augen, welche sein Gesicht fixierten. "Okay.", sagte Harry und lächelte ein wenig zaghaft - das Lächeln war für Draco bestimmt, und nur für ihn alleine. "Okay.", wiederholte der Schwarzhaarige nun etwas ungeduldig, als Draco nur da saß, ihn wie versteinert anstarrte und rückte näher zum Blonden.
Draco blinzelte und rückte auch näher an sein Gegenüber heran. Aus dieser Entfernung konnte er Harrys Sommersprossen sehen, wie sie im schummrigen grünen Licht des Slytherin Gemeinschaftsraumes regelrecht zu leuchten begannen. Potter hat nie schöner ausgesehen, als in diesem Moment.
Draco kribbelte es in den Fingern, er wollte Harrys Kopf zu sich ziehen - er wollte in sein Haar greifen und ihn an sich drücken, ihn für sich einnehmen, besitzen. Aber er wusste zu gut, dass es nur eine einmalige Sache war, es würde nicht nochmal passieren - es konnte nicht nochmal passieren.
Er lehnte sich vor, schloss die Augen und küsste Harry sanft.
Er schmeckte nach Kaffee.
Das machte keinen Sinn und Draco wusste es genau. Sie haben die ganze Nacht Feuerwhisky getrunken, doch Harry schmeckte kein bisschen nach Alkohol.
Er schmeckte nach Kaffee, Orangen und... Zuhause. Draco könnte weinen von der Schönheit des Kusses, er könnte zusammenbrechen und sein Herz herausreißen, es war zu viel, so viele Gefühle durchströmten ihn auf einmal. Er war sich sicher, dass der Kuss ihn in Kürze umbringen würde, doch es gibt keine schönere Art zu sterben, als durch einen Kuss von Harry Potter.
Plötzlich konnte er Potters Hände fühlen, die sein Gesicht festhielten, so fest, als hätte er Angst, dass Draco verschwinden könnte (er würde niemals verschwinden) und entfernte sich schließlich ein wenig. "Hey.", flüsterte Harry leise. Seine Stimme war so weich und ruhig, so dass nur Draco sie hören konnte, es war mehr ein seichter Hauch gegen seine Lippen, als ein wirkliches Geräusch. "Darf ich, äh. Darf ich dich nochmal küssen? Und, ich... ich meine, ernsthaft küssen?" Draco konnte seine Augen nicht öffnen, es war ein Traum, es konnte nicht die Realität sein, Potter konnte so etwas nicht sagen, er könnte nie - "Bitte, Draco", sprach Harry weiter, er bettelte fast, "Ich will wirklich - "
Draco seufzte, wissend, dass egal wie schmerzhaft es sein wird wenn Potter geht, er es sowieso tun würde. Dieser Junge hatte sein Herz fest im Griff und er würde ihm bis in die Hölle folgen, wenn es sein muss. "Okay.", flüstert Draco schließlich zurück und öffnete langsam die Augen "Du darfst."
Harrys Lächeln war heller als die Sonne.
Also schloss Draco die Augen, um bei diesem schönen Anblick nicht zu erblinden.
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Drarry Oneshots
FanfictionIch werde hier einige Drarry Oneshots veröffentlichen. Unregelmäßige Uploadzeiten. Es können/werden einige Abweichungen zu der originalen Geschichte vorkommen. Die Charaktere gehören natürlich alle der genialen Autorin J.K. Rowling. Lediglich die Ha...