Lippenstift (Teil 2, Ende)

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Sobald Harry die Eingangshalle erreicht hat, drückt er sich mit dem Rücken gegen die kühle Steinwand. Sein Herz raste als wäre er einen Marathon gelaufen. Malfoys Gesicht kam ihm wieder in den Sinn. Ein knallroter Fleck auf blasser Haut, so blass dass jedes Bisschen Farbe darauf heraussticht. Der Hauch von Gold in seinen wasserstoffblonden Haaren, das seichte Rosa auf Wangen und Ohren. Seine Augen. Er versuchte sich zu erinnern, ob seine Augen schon immer so schön waren. So grau wie dunkle Regenwolken mit vereinzelten blauen Sprenkeln, die um die Iris verteilt sind? Und wurden sie schon immer von diesen langen, blonden Wimpern umrahmt? War Draco schon immer so-?

Harry legte die Hand auf seine Brust, konnte fühlen, dass sein Herz noch immer in einem so schnellen Tempo schlug, dass ihm schon fast schwindelig wurde.

„Hey! Ich dachte, du fliegst ein paar Runden auf dem Feld?", durchbrach Ron das Chaos im Kopf des Schwarzhaarigen.

Harry blinzelte. Er war im Gryffindor Gemeinschaftsraum gelandet, ihm war gar nicht aufgefallen, dass er in seiner Abwesenheit hier her gegangen ist. Etwas benommen schüttelt er den Kopf, „Nein ich habe-", seine Stimme versagte plötzlich.

„Ich wette du hast letztendlich was interessanteres gemacht, als nur über das Quidditch-Feld zu fliegen.", meint Seamus wissend, während er mit dem Ellenbogen Dean leicht in die Seite stößt und ihm etwas ins Ohr flüstert.

Deans Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, „Geheimes Rendezvous, Harry?"

„Was?", fragt der Schwarzhaarige und runzelt die Stirn.

Seamus brach in Gelächter aus und deutete auf seine Wange, „Sie hat dir 'nen fetten Abdruck verpasst, Alter!"

Harry hob die Hand und fuhr sachte mit den Fingerspitzen über seine Wange, als ihn erneut eine Woge der Erinnerung überrollt. Malfoy, wie er sich langsam nach vorne lehnt, seine Wimpern so nah, dass er jedes einzelne Haar zählen könnte, ein warmer Hauch auf seiner Wange, gefolgt von weichen Lippen die sich gegen diese drückten. Der Schwarzhaarige zog erschrocken die Luft ein, und stürmte aus dem Raum ins nächste Badezimmer, die Rufe und blöden Witze hinter sich ignorierend. Er ging sofort auf den Spiegel zu, drehte den Kopf ein wenig und erkannte den roten Abdruck der auf seiner Wange prangte.

Er war unten ein wenig verschmiert, vermutlich weil Harry ihn da vorhin berührt hat. Er berührte den Fleck mit den Spitzen zweier Finger und wischte darüber, eine leicht rote Spur nach sich ziehend. Schließlich rubbelte er mit dem Daumen immer wieder über die Stelle, bis nicht mehr als ein zartes rosa zurückblieb. Ein Schauer zog sich von seinem Nacken an, bis nach unten in den Bauch.

Bisher hat jede seiner Schwärmereien die er hatte, langsam angefangen. Er begann damit eine Person zu bemerken, sie für etwas zu bewundern, und dann mit der Zeit mehr und mehr Dinge zu finden, die er an ihr anziehend fand. Bis er dann bemerkt, dass er verliebt ist. Sobald er das realisiert hat, denkt er an Dinge wie Händchen halten oder sich zu küssen. Alles Schritt für Schritt.

Aber Malfoy. Mit Malfoy war es anders. Es war schockierend und berauschend zugleich. Vergleichbar mit einem plötzlichen Sturm, der über einen hereinbricht. So wie Draco selbst. Harry konnte kaum an jemand anderen denken, als an den groß gewachsenen, eleganten jungen Mann. Und er wollte von dem Blonden geküsst werden. Er wollte, dass Malfoy seine roten Abdrücke auf ihm hinterlässt. Auf seinen Lippen, den Wangen, dem Nacken, einfach überall.

Der Türknopf rüttelte, seine Hand schnellte zu seinem Zauberstab und er sprach einen Illusionszauber aus, sodass niemand den roten Fleck sehen konnte, bevor jüngere Schüler eintraten. Hastig senkte Harry den Kopf, um die verlegene Röte zu verstecken und hielt seine Hände unter das Wasser, damit er irgendwie beschäftigt aussah. Sobald die zwei Drittklässler an ihm vorbeigegangen sind, trocknete er seine Hände ab und verließ die Toilette. Seine Füße trugen ihn zurück zum Gemeinschaftsraum, wo er sich neben Ron in einen Sessel fallen ließ, der gerade eine Partie Schach mit Neville spielte und scheinbar am gewinnen war, selbst mit dem Handicap ohne Königin zu spielen.

Drarry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt