Kapitel 14

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Zwei Tage vergingen und ich hatte das Gefühl, dass die Welt um mich herum still stand. Ich brauchte Zeit um zu verstehen, was Dean mir im Wald gesagt hatte. Auch, wenn es unmöglich wahr sein konnte, erklärte es warum meine Eltern sich so seltsam verhielten und warum ständig Dinge passierten, sobald ich wütend wurde. Hatte ich auch die dunkle Seite in mir? War ich wie Lillith, die ihre eigene Schwester getötet hatte? Die Angst erdrückte mich und selbst Rose konnte mich nicht aufmuntern. Ich durfte niemandem davon erzählen. Nicht einmal mit meinen Eltern konnte ich darüber reden. Dean beobachtete mich wie immer, still und aus der Ferne. Wenn ich zu ihm sah, leuchteten seinen Augen und ich sah so etwas wie Hoffnung. Allerdings war ich noch nicht bereit, mich der Wahrheit endgültig zu stellen und zu akzeptieren, was wahrscheinlich unumgänglich war.

»Hast du darüber nachgedacht?« Dean hatte sich dicht zu mir herüber gelehnt, während Mrs. Jones etwas an die Tafel schrieb.

»Ja, aber ist nicht der richtige Ort um es zu besprechen.«, flüsterte ich zurück.

»Gut, dann heute nach der Schule?«

»Na schön, komm zur Bibliothek und dann reden wir.«

Er sah deutlich besser aus, als noch vor ein paar Tagen. Die dunklen Augenringe waren nahezu verschwunden und seine Haut sah nicht so blass aus wie sonst. Ein Treffen in der Bibliothek war praktisch, denn ich musste das ausgeliehene Buch über die Kelten zurück bringen und da dort sowieso kaum jemand hinging, war es ein guter Ort zum reden.

Für die restlichen Unterrichtsstunden hielt Dean sich zurück. Shawn war mittlerweile wieder dazu übergegangen, unerwünschterweise mit mir zu flirten. Zwar nicht mehr so aufdringlich wie am Anfang, aber er gönnte Dean den Triumph nicht und ich ignorierte ihn so gut ich konnte.

»Wir müssen am Wochenende unbedingt etwas unternehmen! Was meinst du, Felia? Shopping oder Kino?« Rose strahlte mich an, während wir das Klassenzimmer verließen und Richtung Ausgang liefen.

»Um ehrlich zu sein, fehlt mir zum shoppen das Geld, aber Kino klingt gut.«

»Hast du was dagegen, wenn die Anderen mitkommen?« Und ob ich etwas dagegen hatte. Allerdings wollte ich auch nicht als Spielverderberin dastehen, also stimmte ich zähneknirschend zu.

»Also ist es abgemacht, wir holen dich Samstagabend ab.« Freudestrahlend verabschiedete sich Rose und ich ging geradewegs zur Bibliothek.

Mein Herz klopfte vor Aufregung. Die Aussicht mit Dean zu reden versetzte mich geradezu in eine euphorische Stimmung. Als ich durch die Eingangstür trat, strömte der Duft alter Bücher in meine Nase. Der Empfang war nicht besetzt, also ging ich in den ersten Raum, in dem die Regale kreuz und quer standen. Es war wie ein Labyrinth aus Bücher, der perfekte Ort für ein Gespräch unter vier Augen.

»Da ist ja meine Lieblingshexe.«

Ich schrak kurz zusammen. Direkt hinter mir stand Dean und lächelte mich an.

»Nicht so laut! Was wenn dich jemand hört?«, zischte ich.

»Dann wird er denken, dass wir verrückt sind.«, antwortete er trocken und lachte kurz.

»Gut möglich. Also, über was möchtest du reden?«

Dean trat nah an mich heran, wodurch es mir schwerfiel, mich zu konzentrieren.

»Ich will nur wissen, wie es dir geht. Unser Gespräch letztes Mal ... keine Ahnung, vielleicht war es zu viel für dich.«

Er kaute auf seiner Unterlippe und fixierte mich. Verdammt, warum musste dieser Typ nur so gut aussehen.

Witches and WolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt