Langsam schlugen sich ihre leicht zitternden Lider auf. Der flackernde, zwielichtige Schein, bestrahlt die kleine Zelle, in der sie lag. An die Wand gekettet. Armselig. Allein. Eine Frau mit so viel Stolz ... Doch nun war nichts mehr davon zu sehen.
Langsam und behutsam rieb sich Minerva ihren Arm. Er schmerzte, sie hatte keinerlei Ahnung, wo sie sich aufhielt. Ihre Kleidung ... wohl eher war es ein Lumpen, der ihren mageren Leib bedeckte.
Ihren sonst so schmalen, nun aufgeplatzten, blutigen Lippen entfuhr ein Seufzer. Zu ihrer Linken befanden sich Gitter. Gitter aus Stahl, kein Entkommen war in Sicht. Verzweifelt suchte sie nach ihrem Zauberstab, doch vergeblich. Die Zelle blieb duster, der Boden blieb staubig.
Und so kam es, dass sie so nah, wie es nur ging, an die kalten Gitterstäbe rutschte und wartete. Sie wartete Minuten, gar Stunden. Doch alles blieb ruhig, alles blieb still.
Sie fühlte sich wie zurückversetzt, in ihre Kindheit. Ihr Vater zwang sie zu einer Hochzeit, doch so sehr sie sich weigerte, es änderte nichts. Er hatte sie eingesperrt, zusammen mit ihrem zukünftigen Ehemann, der ein Spahi zu sein gelobte, in der Hoffnung, sie würden sich irgendwann verstehen.
Doch dieses Mal war sie alleine. Bis sie endlich ein paar laute, unsanfte Schritte vernahm. ,,Dies ist kein gutes Zeichen. Wer auch immer gerade kommt ... Er ist mein Feind.", ihre Gedanken schweifen unsortiert durch ihren schon älteren, dennoch wunderschönen Kopf.
Und als sie aufsah, erblickte sie niemanden anderen als Bellatrix Lestrange. Ihre schwarzen, wilden Locken, ihr verrücktes, halbherziges Grinsen ... dies alles war zum schaudern.
Doch Bellatrix sah das alles ganz anders. Sie betrachtete diese Situation als äußerst spaßig. Was gab es besseres? Ein gewonnener Krieg, nie endender Ruhm, ewiger Gehorsam. Und ein kleines Detail, das Bellatrix besonders erfreute - Geiseln. Ihre Lieblingsgeisel war natürlich Minerva McGonagall, denn sie war zu schwach um sich gegen die vorrausstehenden Qualen zu wehren, aber dennoch stark genug, um nicht daran zu sterben. Ganz nach Geschmack.
Ein breites Grinsen stahl sich auf Bellatrix' Gesicht, als sie die arme Frau am Boden liegen sah. Langsam holte sie den Schlüssel aus einer ihren Taschen und machte somit eine kleine Öffnung zwischen die Stäbe. Mit einem Fuß voraus, gefolgt mit dem Übrigen, stieg sie elegant in den kleinen Gefängnisraum. Und sie kniete sich nieder.
,,Minerva ... ich weiß, du erinnerst dich nicht. Ich habe dir jedes Mal einen Vergessenstrank gegeben. Und jedes Mal, wenn ich wiederkomme, und dann wieder gehe, gebe ich ihn dir wieder. Ich bin böse-"
,,Was hast du hier zu suchen!? Ich will, dass du auf der Stelle verschwindest! So einen Abschaum wie dich kann ich nicht ertragen.", diese Worte aus McGonagalls Mund zu hören, war verletzend. Selbst Bellatrix hatte eine kleine, sensible Seite an sich. Und jedes Mal, wenn sie das tat - die Konversation blieb immer gleich. Und sie hoffte darauf, dass Minerva eines Tages etwas anderes antworten würde.Dieses innere, was tief in ihrem Herzen streckt, es leuchtet immer heller, wenn die dunkelhaarige der Alten in die Nähe kommt. Sie sind wie eine Einheit. Doch wieso gibt es dann Dinge, die sie voneinander trennt? Jedes Mal? Ihr ganzes Leben? Immer?
Das Einzige, was diese zwei Menschen wollen, ist nur ein bisschen Liebe.
Und mit diesem Gedanken beugte sich Bellatrix vor, berührte Minervas Lippen mit den ihren und hoffte darauf, sie würde nicht zurückgewiesen werden.
Nur ein bisschen Liebe. Nur ein bisschen Liebe für zwei.
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Leseträume-Award-Storys✨
FanfikceDa ich an einem Wettbewerb, dem Leseträume-Award teilnehme, schreibe ich die Geschichten (Aufgaben) in dieses Buch.