Gedanken

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Ich stehe hier oben auf den Dächern.
Der frische Wind weht durch meine Haare.
Unter mir brummt der schlafende Stier.
Hier oben bin ich sicher, doch unten jagt er mich mit lautem Getöse.
Unten rinnt die Zeit durch meine Finger, doch hier oben bleibt sie stehen.
Ich bleibe stehen und atme tief ein.
Meine Gedanken fliegen.
Der Himmel färbt sich langsam rosa.
Wie wäre es einfach einmal stehen zu bleiben.
Hier.
Ohne irgendwen.
Einfach alles hinschmeißen, auf niemanden achten.
Einfach laufen und schauen wo man ankommt.
Die ersten Morgenstrahlen sind schon zu erkennen.
Bald würde es wieder anfangen.
Jeder Morgen
Jeder Tag
Jeder Abend
Ein niemals endendes Karussell.
Je länger man mitfährt,
desto schwieriger wird es die Notbremse zu finden.
Das einzige was man tun kann ist
springen.
Die Sonne blendet mich.
Ich trete einen Schritt vor.
Von hier aus scheint alles so klein und nichtig.
Unwichtig.

Meine Zehenspitzen ragen über den Abgrund.
Auf einmal peitscht mir der Wind die Haare ins Gesicht!
Ich wackle.
Strauchle.
Stop!
Ich will das nicht!
Nicht jetzt.
Nicht so.
Langsam rapple ich mich auf.
Aus sicherem Abstand schaue ich in die Tiefe.
Ein Ozean aus hellen, blinkenden Lichtern.
Ein stürmischer, tobender Ozean.
Aber dennoch wunderschön.
Lebenswert!

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