Kapitel 4

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Federicos Wunde war viel tiefer, als wir erwartet hatten. Es kostete Olga all ihre Kraft zu verhindern, dass er verblutet. >>Du brauchst noch ein paar Tage, bis du wieder vollkommen fit bist, also kein Waffentraining! << sagte sie, bevor sie die Krankenstation- ein kleiner, dunkler Raum mit Skelettpostern an der Wand- verließ. Ich wusste nicht genau, wieso ich bei ihm geblieben war, nachdem ich ihn hierher gebracht hatte. Vielleicht lag es daran, dass er mir das Leben gerettet hatte. Oder, wegen seinem schmerzverzerrten Gesicht, als er die blutverschmierte Hand von seinem Arm nahm. So oder so, war ich noch hier und saß neben dem Krankenbett um die Hand eines Jungen zu halten, dem ich bis vor einer Stunde nur mal flüchtig begegnet war. >>Danke. Das du hier geblieben bist.<< sagte er mit hochrotem Kopf und fiebriger Stirn. >>Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.<< erwiderte ich.

Plötzlich springt die Tür auf und Diego und Professor Pablo, der nicht nur unserer Lehrer in dem Fach Mythologie war, sondern auch der Direktor der Schule. Sofort sprang ich von meinem Stuhl, der neben Federicos Bett stand auf. Mein Bruder stürmte auf mich zu und nahm mich in den Arm. >>Geht es dir gut? Bist du verletzt?<< fragte er mit zittriger Stimme. Nickend löste ich mich wieder von ihm. >>Was genau ist passiert?<< fragte Pablo, der sich dem verletzten Federico zuwandte. Langsam und ruhig begann ich ihnen zu erzählen was uns in der Bibliothek passiert ist.

>>Wie ist der Schnitter nur hier rein gekommen? Unsere Sicherheitsmaßnahmen sind fantastisch. Ich habe erst vor drei Tagen den Zaun kontrollieren lassen.<< murmelte Pablo vor sich hin und lief nervös auf und ab. >>Direktor, es ist schon ziemlich spät. Ich sorge dafür, dass meine Schwester in ihr Zimmer kommt, um sich auszuruhen.<< Diego, ganz der besorgte Bruder legte einen Arm um mich. >>Ja, du hast recht, Diego, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ludmila muss total erschöpft sein. Und du Federico, bleibst die Nacht hier im Krankenzimmer und bist auch morgen vom Unterricht befreit.<< Er war sichtlich gestresst und faste sich immer wieder an die Stirn- so, als hätte Kopfschmerzen. Diego schob mich aus dem Raum. >>Ich bin so froh, dass es dir gut geht.<< sagte er, bevor ich im meinem Zimmer verstand.

Am nächsten Morgen holte Diego mich ab, um mich zur Cafeteria zu begleiten. >>Das musst du nicht tun.<< sagte ich, als er mir selbst nicht von der Seite wisch, als ich mir ein weiteres Glas Milch holen wollte. >>Doch, dass muss ich. Ich war die letzten Wochen nicht für dich da und du wurdest angegriffen. Das wird sich ab sofort ändern. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass dir etwas zustoßen könnte, wenn ich nicht in deiner Nähe bin.<< verteidigte er seinen Standpunkt. Seufzend setzte ich mich wieder neben Francesca. >>>Na gut, aber spätestens während des Unterrichtes wird dein Plan nicht mehr funktionieren, da wir in getrennten Kursen sind.<< Diego lächelte. >>Meine Augen sind überall.<< sagte er geheimnisvoll und ich seufzte genervt. >>Wollt ihr eigentlich morgen immer noch in die Stadt?<< Immer samstags war es den Schülern der Mythos Academy gestattet, den Campus zu verlassen, um sich mit der Familie zu treffen oder Besorgungen zu erledigen. Die meisten gingen allerdings nur in die Disko, um sich zu betrinken. Francesca und ich wollten nach Buenos Aires gehen, um gemeinsam zu shoppen. >>Ich habe rein gar nichts Brauchbares mehr in meinem Schrank.<< hatte sie vor einiger Zeit gesagt und ich hatte diesen Ausflug vorgeschlagen. Überrascht über die Neugier meines Bruders fragte ich: >>Wieso?<< Diego richtete sich auf und mir war von Anfang an klar, dass mir nicht gefallen würde, was er mir sagen wollte. >>Naja, ich dachte, dass es in Buenos Aires nicht unbedingt sicher ist und das es vielleicht besser wäre, wenn ich euch begleite.<< Total verdattert starrte ich ihn an. Doch bevor ich lautstark protestieren konnte, antwortet Fran für mich. >>Klar, komm mit!<< sagte sie und lächelte meinen Bruder an. Dieser nickte ihr dankbar zu und sprang dann auf. >>Na dann- bis morgen. Um 9 am Tor? Ja? Gut!<< Er lies mir gar keine Zeit zu antworten und verschwand dann. Fran starrte ihm nach. Sofort warf ich ihr einen säuerlichen Blick zu. >>Was sollte das?<< fragte ich und war total irritiert. >>Ich denke nur, dass er Recht hat. Es ist nicht sicher in Buenos Aires- vor allem nicht für dich. Du weißt ganz genau, dass die Schnitter versuchen, die Blutslinie der Champions auszurotten, um die Verbindung zwischen Göttern und Kriegern zu durchbrechen. Vielleicht war der Angriff in der Bibliothek kein Mordanschlag auf dich, doch der nächste könnte es sein. Außerdem...<< Ich unterbrach sie. <<Bist du total in meinen Bruder verknallt.<< Ich sah, wie Fran errötete. >>Was? Ich? Niemals!<< versuchte sie sich zu verteidigen. >>Genau, deswegen schmachtest du ihn jedes Mal an, wenn er dir zulächelt und dieses Klar, komm mit?<< Ich kicherte. >>Du bist so was von verliebt!<< Fran nahm immer und immer mehr die Farbe einer Tomate an. >>Okay, vielleicht ein bisschen.<< gab sie schließlich zu. >>Ihr wärt ein tolles Paar. << meinte ich ehrlich. >>Echt? Findest du? Ich weiß nicht.<< Bevor ich noch etwas erwidern konnte, klingelte es zur ersten Stunde. >>Oh, Mist! Ich muss los! Wir sehen uns heute Mittag!<<


Fedemila - die Schatten unserer Seelen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt