1. Die Fahrt nach Coldwater

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Pov Nerasis

Es war kaum auszuhalten, die Fahrt dauerte nun schon einige Stunden und wir hatten nicht einmal eine Pause gemacht, dazu diese unangenehmen Handschellen, die das Blut stauten und dafür sorgten, dass deine Handgelenke schmerzten. Ich wünschte das wäre alles nie passiert und auch das ich niemals dieses Messer aufgehoben hätte! Doch wäre es wirklich besser gewesen dort gestorben zu sein? Ich wusste es nicht und werde es wohl nie herausfinden. Mein Blick schweifte durch den Bus, erst an meinen besten Freunden vorbei, denen die Angst förmlich ins Gesicht geschrieben war und dann zu einigen meiner Klassenkameraden, die versuchten sich das alles nur als Alptraum vorzustellen. Es ist wahr, zu glauben das wäre hier alles nur ein großer Scherz machte die Sache erträglicher, die Tatsache später jedoch umso schlimmer.

Ich sah wieder hinaus auf die leere Straße und den Fichtenwald, den wir durchquerten. War es wahr, dass ich nun wirklich ins Gefängnis musste? Wahrscheinlich. Dabei war das doch alles nur ein Versehen und Missverständnis, auch.. auch wenn ich jemanden getötet hatte.

Plötzlich tropfte mir etwas auf meine Hände, die ich ineinander gefaltet auf meinem Schoß liegen hatte. Verwundert sah ich runter, wobei wieder ein Tropfen auf meine Handfläche fiel. Ich öffnete meine schmerzenden Hände und fing den nächsten Tropfen auf, jetzt erst bemerkte ich das dies meine Tränen waren. Ich weinte, aber wieso? Wieso weinte ich? Wollte ich nicht ins Gefängnis oder weinte ich weil ich einen Menschen umgebracht hatte? Ich wusste es wieder nicht und darüber nach zudenken brachte doch nun auch nichts mehr. Ich musste nur sehen wie ich die 3 Jahre im Hochsicherheitsgefängnis überleben würde! Also wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und nahm mir ab nun vor nicht weiter daran zu denken was geschehen war. Schließlich ist der Blick nach Vorne viel wichtiger!

Doch plötzlich hörten wir durch den Lautsprecher des Buses die Stimme unseres Wachmannes, "Bereitet euch gleich drauf vor! Wir werden in Kurze Coldwater erreichen. Es wird schön nach Reihe aufgestanden und hinaus gegangen, dann geht ihr ohne Umwege sofort ins Gebäude und stellt euch dort in einer Reihe auf. Sollte jemand aus der Reihe tanzen werden wir diesen mal so richtig schön an die Brust nehmen! Ist das klar?!" Ich sah nach vorne zum Busfahrer, wo ich den sprechenden Polizisten erkannte, sein Gesicht war ernst, auch wenn ich mir einbildete ein kleines höhnisches Grinsen zu erkennen, gefiel es ihm etwa uns solche Drohungen zu machen oder hatte er schon Vorfreude darauf einen von uns zu Bestrafen? Ich konnte es nur erahnen, aber seine Mimik verfinsterte sich so gleich auch, als er mit ansehen musste wie einer meiner Klassenkameraden aufstand und mit einem gezwungenen Lächeln meinte, "Das ist doch hier alles nur ein lachhafter Scherz, oder? Ich finde wir haben nun genug davon, können wir jetzt endlich zurück nach Hause?

Zuerst herrschte eine gruselige Stille im Bus, als der Wachmann dann langsam nach hinten kam. Ich sah ihm beim vorbei gehen ins Gesicht, als ich dort mitbekam wie sein Mundwinkel ein wenig nach oben zuckte. Er wird doch nicht, oder? Ich drehte mich sofort um, damit ich den aufgestandenen Jungen ansehen konnte, der nun kein Lächeln mehr auf dem Gesicht hatte, sondern nur wie alle anderen gespannt auf das war, was nun passieren würde. Ich bemerkte wie seine Beine etwas zitterten und er am liebsten sich wohl wieder hingesetzt hätte, doch dieser Wunsch wurde ihm nicht mehr erfüllt, denn kaum stand der Wachmann ein paar Meter vor ihm griff er sich blitzschnell den Jungen und zerrte ihm am Kragen hoch, so dass seine Beine den Busboden nicht mehr berührten.

Die Jungs die Links und Rechts von dieser Situation saßen verkrochen sich schnell ans Fenster und sahen ihrem Freund ängstlich entgegen. Er hätte doch lieber seinen Mund halten sollen..

"Was fällt dir ein du Winzling! Ihr werdet gefälligst nun euren Mund halten und das tun was ich euch sage! Kapiert?!" ,schrie der Polizist und schnürte mit seinem Griff den Hals des Jungens ab, so dass er zappelnd über dem Boden hing und verzweifelt nach Luft schnappte. Glaubte er wirklich der Junge könnte so sprechen? Aber zu meinem Verwundern hörte man ein leises und gequältes "Ja" vom Jungen, so dass der Wachmann ihn auf den Boden zurück fallen lies. Der Junge schnappte sofort nach Luft und hustete erstmal einige Male, bis er sich etwas beruhigt hatte und verstört auf den Boden sah, er wird wohl nun nicht mehr so schnell etwas unbedachtes von sich geben und auch glaubte er wohl nun nicht mehr an einen großen Scherz.

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