Aufbruch

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Ahsoka

Mit schwerem Kopf saß ich am Esstisch im Hause des Premierministers. Mir war das Frühstück eigentlich zu persönlich. Immerhin waren wir nicht als Freunde hier. Aber der Premier nahm das mit Humor und auch Etana machte einen gastfreundschaftlichen Eindruck. Hinter A'l Ka Lis fröhlicher Fassade stand ein Minister, dessen Amt entwürdigt worden war. Er musste Rückgrat beweisen und still halten. Und dann das tun, was seiner Meinung nach dem Volk am besten tat. Er schickte Jedi, die Stadt zu halten.

Etana wirkte, im Gegensatz zu ihrer gestrigen melancholischen Stimmung, seltsam erleichtert und leicht nervös zugleich. Ihr Gespräch mit mir schien sie zum Nachdenken gebracht zu haben. Sie kaute ihre Brötchen zu schnell und bat viel zu früh darum, aufstehen zu dürfen, da sie sich um eine verzwickte Angelegenheit kümmern müsse. Ich konnte mir ein wissendes Grinsen nicht verkneifen und Anakin hob eine Augenbraue, als sein Blick durch den Raum schweifte und an mir hängen blieb.

Gestern war ich gerade noch rechtzeitig aufgewacht, bevor der Riesen-Rancor die Party vollends gecrashed hatte. Und heute morgen hatte niemand von uns auch nur ein Wort fallen lassen. Vielleicht sollten wir das nachholen. Ich hatte nun das ganz sichere Gefühl, dass diese Traumsache etwas mit der Machtprüfung zu tun hatte. Die ständigen Katastrophen in den Träumen machten auf mich nicht den Eindruck einer ganz normalen Albtraumserie.

"Ich habe für euch eine kleine Speederflotte aufgetrieben, Meister Jedi", sagte A'l Ka Li zu Obi-Wan, dessen Arm in einer Schlinge steckte. Mir war nicht entgangen, dass Casomin versäumt hatte, sich zu entschuldigen.

"Oh, gut", meinte Obi-Wan. In dem Moment erfassten meine feinen Togrutaohren ein Streitgespräch. Die eine Stimme gehörte sicher Etana, die andere hörte sich nach Casomin an. Ich wollte nicht lauschen, doch als das Wort 'Jedi' fiel, wurde ich neugierig. Aber es war schon so leise, dass ich es kaum hören konnte, geschweige denn die anderen, und noch dazu entfernte es sich. Trotz meiner Neugier verbot ich mir seufzend, weiter hinzuhören und wandte mich wieder meinem Essen zu.

Missionsprotokoll Tag 2/Aufbruch:

Wir kamen relativ unbemerkt in die Nähe der Stadt. Casomin schien seltsam nervös. Immer wieder warf er prüfende Blicke über seine Schulter und runzelte ein paar mal die Stirn, bevor wir weiter gingen. Seine Männer schienen davon nichts mitzubekommen, jedenfalls übertrug sich die Unruhe weder auf sie, noch kümmerten sie sich um seinen Verfolgungswahn.

Als wir an einem hoch gelegenen Ort ankamen, von dem aus man die Stadt gut überblicken konnte, bestätigte sich Casomins Paranoia. Aus dem Dickicht hinter uns kamen knackende Laute und eine Mädchenstimme, die laut fluchte; Etana, die sich hinter uns her geschlichen hatte. Der Streit daraufhin dauerte zwar nicht besonders lange, doch er reichte, um Casomins Teil des Trupps in schlechte Stimmung zu versetzen.

_____

...und es war mit Sicherheit der, den sie beim Frühstück begonnen hatten. Nun stapfte Etana missmutig neben Casomin her und wirkte eher wie sein Hund, als wie seine Verlobte.

Doch man musste ihr lassen, dass sie wirklich gut im Anschleichen war. Ausgenommen von Casomin, der sicherlich damit gerechnet hatte, hatte niemand von uns etwas bemerkt.

Anakin

Keiner der Männer des unter mein Kommando gestellten Trupps machte sich schlecht im Anschleichen, nicht einmal Mass. Trotzdem wäre ich lieber mit Rex und Ahsoka allein gegangen. Meiner Meinung nach waren wir viel zu verdächtig; fünf mehr oder weniger unpassend gekleidete Waldkrieger, von denen eine eine ziemlich kleine Togruta war, drei nervöse Jedi, von denen einer ziemlich kleine Togruta war und ein anderer den einen Arm in einer Schlinge hatte, und zwei schwerst bewaffnete Klone, von denen der eine sich nicht gerade unauffällig benahm.

Die Stadt machte von hier oben nicht den Eindruck, als müsse man Vorsicht walten lassen. Aber ich schätzte, das war Hondos Absicht. Immerhin hatte er für Republikaner wie Separatisten nicht viel übrig. Jeder neue, unwissende Besucher sollte mit Sicherheit nicht unbeaufsichtigt bleiben. Und das wiederum deutete darauf hin, dass Hondo uns aus irgendeinem Grund erwartete.

"Okay", sagte ich. "Wir teilen uns auf. Obi-Wan und Casomin untersuchen den Westflügel, Rex geht mit Mass nach Norden, Jack und John übernehmen den Ostflügel und Ahsoka und Etana werden mit mir Zentrum und Süden inspizieren."

Ich steckte die Hand in die Tasche und zog drei dieser äußerst nützlichen Funkkommunikatoren hervor. Die einen drückte ich John und Jack in die Hand, den anderen Casomin. Die Klone waren damit ausgerüstet und auch Jedi trugen ihren immer bei sich.

"Wenn einer von ihnen etwas bemerkt, möge er bitte sofort Kontakt zu mir aufnehmen."

Ich streckte meinen Arm in die Runde und legte meinen Finger auf den Timer. Sie alle taten es mir nach.

"Wenn nichts dazwischen kommt, treffen wir uns in zwei Stunden wieder hier oben. - Drei, Zwei, Eins!"

Wie Eins drückten wir die Knöpfe und das Piepen, das Belegte, dass sich die Kommunikatoren auf ein und denselben Kanal einstellten, wirkte wie der Startschuss zu einer Schnitzeljagd, als wir uns daraufhin in verschiedene Richtungen absetzten.

In der Stadt schien alles - anders als erwartet - normal zu sein.

Keine Piraten streiften durch die Straßen und zielten mit Waffen auf Anwohner.

Keines der Gesichter, die wir sahen, wirkte auch nur im Entferntesten besorgt. Und die allgemeine Stimmung in der Macht war die eines normalen Stadtlebens.

Also entweder hatte A'l Ka Li uns angelogen, oder die Anwohner wussten nicht einmal davon, dass ein Pirat sie regierte. Wie gut, dass wir nicht mit Krawall gekommen waren. Vielleicht war diese ganze Mission ein dünnes Wasserrinsal im Sande Tatooines Wüste. Und vermutlich hatte Grievous es selbst vergossen.

"Was jetzt, Meister?", fragte Ahsoka, als wir in der Stadtmitte angekommen waren.

Ich runzelte die Stirn und sah in alle Richtungen. "Gut. Wir gehen erstmal ein bisschen herum und suchen nach Hinweisen, was hier überhaupt passiert ist. Ich schlage vor, wir nehmen uns die Tavernen und die Läden vor, da findet man schon was."

"Ist das nicht auffällig?", fragte Etana mit zusammengekniffenen Augen, aus denen sie Ahsoka ansah. Ich sah sie an. Irgendwas an ihr war so verdammt anders an Ahsoka. Aber in solchen Augenblicken wie diesem hier war sie fast ihr Klon.

"Wenn jemand fragt, gebt euch einfach als Schwestern aus, die nach ihrem Adoptivbruder suchen", schlug ich vor und beschloss auch gleich, dasselbe zu behaupten. "Aber ich denke nicht, dass das von Nöten sein wird. Normale Leute interessieren sich nicht für sowas."Ahsoka und Etana sahen sich an und ich wusste, was sie dachten. "Meint er das jetzt ernst!?"

Dass die Capes allgemein die Lichtschwerter versteckten, war ziemlich gut für meine Ausrede und langsam begann ich, ziemlich stolz darauf zu sein. Keiner würde auf die Idee kommen, Jedi könnten die Stadt infiltriert haben. Schließlich stimmten Ahsoka und Etana augenrollend zu und mit einem Nicken in die Runde verabschiedete ich mich und ging die Straße hinunter. Irgendetwas war in dieser Stadt - besetzt oder nicht - nicht normal.

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