10. Wohnung

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»Fühl dich wie Zuhause.«

Neugierig trat ich hinter Mik in den Flur der Wohnung und ließ meinen Blick neugierig wandern. Wir standen in einem Flur, rechts war eine Art Garderobe, an der Mik gerade seine Schuhe abstriff, weiter vorne ein schmales Regal zwischen zwei Türen an der rechten Seite. Auch links waren zwei Türen, die beide offen standen und geradeaus öffnete sich der Flur zu einer offenen Küche mit Essbereich.

Ich tat es Mik gleich und zog meine Schuhe aus, während mein Freund ans andere Ende des Raumes verschwand und meinen Koffer durch die linke Tür schob.

Ich folgte ihm in Richtung der offenen Küche, blieb aber dann vor dem Regal stehen und betrachtete die Bilder, die darauf standen. Mik am Strand, glücklich grinsend. Mik mit seiner Familie, im Hintergrund irgendein altes Gebäude. Miks Oma, in ihrem Wohnzimmer sitzend.

Teilweise kannte ich die Orte, an denen die Bilder aufgenommen worden waren und auch die meisten Personen darauf kannte ich, was mir zumindest ein bisschen das Gefühl nahm, so unendlich viel in Miks Leben verpasst zu haben. Das nächste Bild nahm ich überrascht in die Hand, betrachtete durch die Spiegelung im Glas das Foto dahinter und konnte mein Lächeln nicht unterdrücken. Wie aus dem Nichts tauchte nun auch Mik wieder hinter mir auf und ich spürte, wie er vorsichtig von hinten seine Arme um mich legte. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte ich mich zu ihm um, gab ihm das Bild selbst in die Hand beobachtete, wie Mik es betrachtete. Der Schwarzhaarige erwiderte mein Lächeln.

»Das ist ein wahnsinnig schönes Foto. Ich liebe es total.«

Mit einem erneuten Blick auf das Bild musste ich ihm nickend zustimmen.

Das Foto war auf meinem Abiball aufgenommen worden. Obwohl wir zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr zusammen gewesen waren, war Mik an dem Abend meine Begleitung gewesen. Das Foto war davor entstanden, ein typisches klischeehaftes Abschlussball-Bild, vor dem Haus meiner Eltern im Vorgarten. Wir beide hatten Anzüge getragen, was an Mik einfach unfassbar gut aussah und lächelten sichtbar fröhlich, während Mik mich mit einer Hand an meiner Seite an sich gezogen hielt.

Das Bild wirkte zwar irgendwie gestellt, so wie wir vor der Kamera posierten, aber dabei nicht gezwungen und man sah uns an, wie glücklich wir zu diesem Zeitpunkt waren.

»Du sahst so wahnsinnig heiß aus an dem Tag - also, noch heißer als sonst schon.«

Ich verdrehte bei Miks anzüglichem Grinsen die Augen und drückte ihm kurz einen Kuss auf die Lippen, bevor ich mich aus seinen Armen wandte - ohne zuzugeben, dass ich das gleiche eben noch von ihm gedacht hatte.

»Wie sieht jetzt der Plan für die nächsten Tage aus? Ich werde nicht viel länger als noch ein, zwei Tage hier bleiben können.«

Mik hatte das Foto zurück auf die Kommode gestellt und öffnete dafür nun die hintere rechte Tür, hinter der sich ein Wohnzimmer verbarg.

»Ich habe zwei Wochen frei. Und danach geht es wieder ins Studio, wir wollen vor der Tour in einem halben Jahr wieder eine EP rausbringen, von der wir erst einen Song aufgenommen haben, für zwei nur Ansätze haben und mindestens einen oder zwei eigentlich noch schreiben müssten. Und ab Ende Januar dann wieder auf Tour.

»Klingt stressig.«

Mik ließ sich auf das Sofa in dem Wohnzimmer fallen und ich tat es ihm gleich.

»Die Studiozeit geht eigentlich. Am anstrengendsten ist die Tour selbst. Ich werd bloß während der Studiozeit keine Zeit haben, um mir mehrere Tage frei zu nehmen, sodass es sich für dich lohnen würde, mich zu besuchen.«

Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.

»Also können wir uns ein halbes Jahr lang eigentlich nicht wirklich sehen?«

Buntes Papier ~ #KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt