Enttäuschung

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  »Hallo Mama!«, rief ich als ich zu Hause ankam.

  Ich ging ins Wohnzimmer da sah ich meinen Vater am Laptop sitzen und fleißig auf die Tastaturen ein hämmern. Komisch Papa sollte doch erst um vier nach Hause kommen und was macht er da eigentlich?! »Hey Paps, was machst du da? Hat das was mit dem Urlaub zu tun, denn ich dachte der ist sicher.«

  »Hey Maus, ja, das ist er auch aber... da gibt es wohl ein größeres Problem, dass ich nicht lösen kann.«, antworte mir mein Vater sehr enttäuscht und traurig.

  »Und das bedeutet was?«, eigentlich wusste ich was jetzt kommt aber ich wollte es von ihm hören und in gewisser weiße auch nicht wahrhaben.

  »Tja...« stotterte er vor sich hin »...also... äh...dein Bruder weis es schon...«druckste er herum.

  »Was? Was weis er schon?!«, so langsam wurde ich ungeduldig »Pa, könntest du mal Klartext reden, du kennst mich doch, ich hasse dieses ewige drumherum und schöngerede!«

  »Na... der Überraschungsurlaub fällt leider aus.«, flüsterte er leise.

  »Was?! Der Urlaub fällt aus?!«, rief ich ungläubig, ich wusste es aber es schockierte mich trotzdem.

  »Ja,« setzte er mit einer Erklärung an, »also die haben irgendwie falsch gebucht, oder besser gesagt vergessen uns ein Zimmer zu buchen und als alles besetzt war ist ihnen ihr Fehler aufgefallen. Sie haben geschrieben das sie uns nächstes Jahr, falls wir wollen, eine Suite für den Preis des jetzigen Zimmers buchen, was heißt, wir müssen wohl nächstes Jahr fliegen.«

  »Oh.«, gut das hörte sich schon verlockend an eine Suite, das teuerste und schönste Zimmer eines Hotels, für den Preis eines durchschnittlichen Zimmers zu bekommen. Nur der Haken an der Sache war, dass es erst nächstes Jahr war, außerdem was mache ich den jetzt sechs Wochen ganz alleine? Also auf keinen Fall mit meinem Bruder abgammeln!!! »Ähm, wo ist Mama? Macht es dir was aus wenn ich etwas in meinem Zimmer verschwinde?«

  »Deine Mutter ist unten am telefonieren, geh ruhig hoch sei bloß bitte zum Abendessen fertig.«, er lächelte mich traurig an.

  Ich wusste genau, dass er wusste, was ich vorhatte. Ich lächelte ihn an, er war ja so ein toller Vater, er wusste oft besser als meine Mutter was ihn mir vorging oder was ich vorhatte. Ich gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Backe und verschwand in meinem Zimmer.

 

Wir wohnten in einem recht modernen Haus, was daran lag, dass unser Haus mal ein Fachwerkhaus war nur modern renoviert wurde. Ich hatte mein Zimmer oben im Dachgeschoss, was wirklich cool war, da wir direkt an einem riesigen See wohnten und meine zum See gerichtete Zimmerwand eine komplette Glasfront war und sich mir dadurch eine wunderschöne Aussicht über unseren Garten und den angrenzenden See bot. Die gegenüberliegende Seite des Zimmers war ein kompletter Kleiderschrank, im Flur wurde auf beiden Seiten eine Vertiefung für meine Türe und die meines Bruders gelassen die in unsere Zimmer führten, dadurch sah es von innen also in unseren Zimmern so aus,als wäre die Zimmertüre Teil des Kleiderschranks. Als wir frisch eingezogen waren, musste ich immer die richtige Türe finden bevor ich raus aus meinem Zimmer konnte, dabei landete ich oftmals nicht im Flur sondern in meinen Kleidern. Unseres Zimmer waren genau gleich aufgebaut, nur das ich den besseren Ausblick hatte. Von der Tür aus rechts stand mein Bett und links mein Schreibtisch mit PC, davor stand mein eigenes cremfarbiges Leder Sofa das so gestellt wurde um auf den See blicken zu können. Die Mitte meines Zimmers füllte ein flauschiger Teppich, der im Gegenteil zu meinem komplett in cremtönen gehaltenen Zimmer apfelgrün war. Unsere Zimmer wurden nur durch den Flur mit der Treppe und unser kleines Bad getrennt.

Ich ging rüber zum Sofa, schnappte mir meinen Laptop und schaltete Skylla an. Skylla war die neueste Version von dem alten Skype, dass man früher benutzte hat mir mein Bruder mal erklärt.

  Ich bemerkte glücklich, dass meine Freundinnen „on“ waren und miteinander sprachen, deshalb klingelte ich dazwischen um am Gespräch teilzunehmen und meinen Frust loszuwerden.

  Es klingelte, »Dingding, ...dingding, ...dingd, hallo!!!« kam es von allen gleichzeitig.

  »Hey, wie gehts?« fragte ich bemüht halbwegs glücklich zu klingen was nichts brachte, denn sie merkten sofort das etwas nicht stimmte, sie waren ja auch meine besten Freundinnen.

  Hannah: »Was ist los erzähl schon«

  Kati: »Bist du schon fertig mit packen?!«

  Katharina: »Lea? Lea was ist los?! Warum weinst du?«

  Mir fiel eine Träne in den Schoß, ich hatte gar nicht bemerkt das ich weinte. Jetzt war mir alles egal, wenn ich schon weinte musste ich es auch niemandem mehr verheimlichen, darum weinte ich erst so richtig los: »Der Urlaub wurde abgesagt wir gehen dieses Jahr nirgendwo hin.« Ich erzählte ihnen was ich erst vor kurzem selber mitbekommen habe und sie hörten mir schweigend zu.

  Als ich geendet hatte herrschte Stille.

  Katharina: »Tja, das hört sich sehr schlecht an, aber-«

  Hannah: »Aber...«, unterbrach Hannah ihre Schwester und hob den Zeigefinger um ihren nächsten  Worten mehr Ausdruck zu verleihen, »...so schlimm ist das auch nicht Schätzchen, denn wir sind ja auch noch sechs Wochen da um mit dir was zu unternehmen. Wir können Ausflüge machen, zum Beispiel im Garten zelten, schoppen gehen, auf dem See mit unserem neuen Schlauchboot fahren, schwimmen gehen, jäp da bieten sich uns eindeutig viele coole Möglichkeiten an.«

  Kati: »Ich glaube das könnte ganz lustig werden, wir hatten ja sowieso vor uns mal zu treffen. Wie wäre es, wenn wir morgen um zehn ins Nachbarort mit dem Bus, fahren unsere Schwimmsachen mitnehmen und dort im See schwimmen gehen?!«

  Hannah: »Ja das ist ne coole Idee, Lea habt ihr die große Jacht noch?«

  Was war das den bitte für eine Frage?! Unsere kleine Jacht war vor unserem Garten an die Anlegestelle gekettet. Wenn ich nicht schlafen konnte schlich ich mich manchmal aus dem Haus, rannte durch unseren Garten und schlief dann heimlich im Bug der Jacht. Sie hatte eine kleine Küche, ein mikriges Bad, zwei Schlafzimmer und ein kleines Wohnzimmer ähnliches Zimmer. Sie war zum Glück nicht al zu groß, so dass ich sie fahren durfte und konnte. »Natürlich haben wir die noch, glaubt ihr wir schmeißen die weg wie eine Bananenschale?!« fragte ich lachend. Ich weis, das war jetzt ein ziemlich absurder Vergleich, aber so ist das nun mal.

  Hannah: »Ich wollt nur fragen ob wir nicht damit rüber auf die Party Insel fahren wollen, da ist morgen freier eintritt schon vergessen? Wir hatten die Idee schon verworfen, weil wir nicht wussten wie wir da hin kommen würden, außer mit dem Schlauchboot, aber erstens ist es ein bisschen weit, allein mit der Jacht ist es eine dreiviertel Stunde Fahrt mit gutem Tempo, und zweitens wie kommt das den rüber, wenn wir da mit einem Schlauchboot ankommen?! Das schadet dem guten Ruf den wir haben.«

  Da mussten wir plötzlich alle bei der Vorstellung anfangen zu lachen. »Ja gute Idee, dass mit morgen geht klar ich muss jetzt aber Schluss machen weil wir gleich Abendessen.«

  Wir verabschiedeten uns, ich klappte mein Laptop zu-ich hatte die richtige Kleiderschrank Türe, die in den Flur führte erwischt- und lief runter um meinen Eltern-wieder gut gelaunt-von unserem Vorhaben zu erzählen.

Vielleicht würde ich morgen einen süßen Typen kennenlernen, keine Ahnung warum aber ich hatte so ein Bauch Gefühl.

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