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Taehyung's Sicht

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Ich saß schon seit Stunden neben ihr im Krankenzimmer und hielt die Hand von dem mir fast völlig fremden Mädchen.
Das einzige was ich im Moment wollte war, dass sie aufwacht. Ihre schulterlangen dunkelbraunen Haare wirkten so glanzlos und ihre Haut war blasser als sonst.
Und das, obwohl ihre Haut schon fast so weiß war wie Zucker. Um ihre Handgelenke und Unterarme waren Druckverbände gewickelt und um ihre Oberarme und Beine ganz normale Verbände. Zudem wurde sie fixiert, falls sie in Panik ausbrechen sollte wenn sie aufwacht. Wenn sie überhaupt aufwacht. Sie hatte ziemlich tief geschnitten. Wirklich tief.
Tenshi. Tenshi war japanisch und bedeutet Engel. Das passte zu ihr, denn sie litt unter Magersucht. Und welcher Mensch der unter Anorexie leidet kennt den Spruch 'Engel haben keinen Hunger' nicht? Ich wette sie kennt den Spruch auch. Hoffentlich werde bald doch nicht entlassen. Ich fühle mich irgendwie so, als müsste ich bei ihr bleiben.
Alleine schon weil Tenshi mich an sie erinnert.
Sie? Meine Zwillingsschwester. Vor 3 Jahren hatte sie sich ihre Pulsadern aufgeschnitten. Sie war 14. In der Schule wurde sie gemobbt und mein Vater war Alkoholiker und hat meine Mutter und uns immer geschlagen. Jetzt ist er tot.
Ich habe ihn umgebracht. Meine Schwester hatte es leider mit ansehen müssen, denn sie ist nicht mit Mama im Badezimmer geblieben so wie ich es ihr gesagt hatte.
Wir hatten uns im Badezimmer eingeschlossen nachdem Vater uns wieder in einem seiner Wutausbrüche geschlagen hatte. Ich wollte es beenden und tötete ihn indem ich ihm eine Bierflasche auf dem Kopf zerschlug und ein Messer in seinen Bauch rammte. In den Jugendknast kam ich nicht, denn es war Notwehr.
2 Wochen später war sie tot. Einen Tag vor unserem 15. Geburtstag.
Ihr Name war Nozomi. Ihr Name bedeutete Hoffnung, aber die hatte sie schon lange verloren.

Flashback

Ich kam gerade nach Hause und schmiss meinen Rucksack in die Ecke. Ich konnte es kaum abwarten Nozomi gleich zusehen, denn sie war heute nicht in der Schule. Ihr ging es nicht so gut. Doch heute war irgendwas war komisch, denn es roch nicht nach Essen. Mittags kochte meine Mama uns beiden immer etwas. Verwirrt ging ich zur Küche und rief nach meiner Mama.
In der Küche angekommen sah ich sie am Küchentisch sitzen. ,,Mama?", sie drehte sich zu mir um. Sie sah aus als hätte sie stundenlang geweint und doch war ihr Gesicht ohne jegliche Emotionen. Jetzt erst bemerkte ich die ganzen Taschentücher die auf dem Küchentisch lagen. ,,Mama, was ist los? Was ist denn passiert?", fragte ich. Meine Stimme zitterte und ich hatte Angst.
,,Setz dich bitte Taehyung."
Das tat ich. Sie wollte beginnen zu sprechen, doch das gelang ihr nicht. Anscheinend wusste sie nicht wie sie beginnen sollte. Einige Momente später begann sie dann: ,,Hör zu. Also.. oh Gott", sie fing wieder an zu weinen und es schien als würde sie nicht mehr aufhören zuweinen.
,,Nozomi ist tot."

Mein Mund klappte auf und Tränen sammelten sich in meinen Augen.
,,D-das ist ein Scherz, o-oder?"
Sie schüttelte den Kopf.
Ich sprang auf und der Stuhl kippte hinter mir um.

,,Nein! Du lügst"
Wieder schüttelte sie den Kopf.
Ich rannte zu Nozomi's Zimmer.

Nichts.

Ich rannte ins Wohnzimmer.

Nichts.

Ich schaute im Bad.

Auf dem Boden eine Blutlache und darin eine Klinge.
Nein.

Ich sank zu Boden und es war so, als würde ich am Strand liegen und eine Welle aus Schmerzen würde über mich hineinbrechen. Als würde ich von der Welle mit ins Wasser gerissen werden und in einem Meer voll Tränen ertrinken.
Ich weinte.
Ich weinte mir die Augen aus.
Sie war nicht tot.
Gleich wird sie irgendwo hinaus springen und lachend schreien, dass das alles nur ein unlustiger Scherz ist. Doch das geschah nicht. Ich spürte eine warme Hand auf meiner Schulter. Meine Mama.
,,Komm Taehyung. Ich möchte jetzt endlich das Bad sauber machen. Im Kühlschrank steht noch Kartoffelbrei und Soße von gestern, mach es dir warm und ess erstmal etwas. Und den Kakao den ich heute morgen für Nozomi gemacht habe steht auch noch im Kühlschrank.", meinte sie.
Mama half mir hoch.
Später erzählte sie mir wie sie Nozomi vorgefunden hat.
,,Ihre schwarzen Haare waren vom Blut verklebt, die Klinge neben ihr. Ihre Handgelenke aufgeschnitten und alles voller Blut. Sie trug nur ein T-Shirt, auch wenn es Winter ist. Ihre Arme waren voller Narben und Wunden. Es ging ihr anscheined schon lange nicht mehr gut.
Trotz allem sah sie friedlich aus. Sie sah glücklich aus. Nozomi ist nun glücklich, und tot. Sie ist glücklich-tot. Nun ist sie frei Taehyung, es geht ihr jetzt gut.", erzählte meine Mama mir. Doch beim letzten Satz lächelte sie leicht.
Es ging ihr schlecht, seit Monaten ging es ihr nicht gut. Ich habe nie etwas gemerkt und das wegen meiner Freundin Dahyun.
Dahyun mochte Nozomi nie und hatte immer probiert sie von mir fernzuhalten.
Sie und ihre Freundinnen hatten Nozomi immer fertiggemacht. Und ich Idiot hatte nie etwas gemerkt.
,,Ich muss kurz weg. Bis später", sagte ich zu meiner Mama, und kurz darauf war ich schon aus der Haustür verschwunden.
Ich musste zu Dahyun.

-

15 Minuten später war ich bei Dahyun's Haus angekommen. Ihre Mutter öffnete sie.
Sie machte den Anschein als wolle sie etwas sagen, doch ich ignorierte sie einfach und rannte die Treppen hoch zu Dahyuns Zimmer. Dort lag sie, mit meinem besten Freund Baekhyun im Bett. Nackt.
Autsch. Mein Herz brach zum zweiten Mal heute in tausend kleine Stückchen. Die Wut stieg in mir auf. Auf Dahyun, Baekhyun und vorallem auf mich. Für so eine habe ich meine Schwester vernachlässigt?
Langsam und schweratmend ging ich auf Baekhyun zu. Er konnte sich gerade noch Boxer und Tshirt anziehen als ich ihn zu Boden schmiss und auf ihn einschlug.
Dahyun probierte mich aufzuhalten doch ich schubste sie weg. Mir war gerade alles egal. Kurz ließ ich von Baekhyun ab und schrie sie an. ,,Wegen dir ist meine Schwester tot. Du bist so eine Schlampe. Ich wünschte du wärst tot. Du hättest es verdient, Nozomi nicht. Sie hat dir und deinen scheiss Freundinnen nie etwas getan!". Ich schmiss ihr Bücherregal um.
Baekhyun packte mich an der Schulter und drehte mich. Er schlug mich doch ich reagierte schnell und schmiss ihn erneut zu Boden. Ich schlug immer weiter auf ihn ein.
Ich wusste nicht wie lange. 5 Minuten? 10? Vielleicht sogar 15? Keine Ahnung.
Dahyun und ihre Mutter konnten mich nicht von Baekhyun losreissen. Anscheinend hatten sie sogar die Polizei gerufen. Selbst die hatten Probleme damit mich von ihm loszureissen.

Flashback Ende

Damals kam ich noch mit einer Bewährungsstrafe davon. Und mit einem gebrochenen Herzen. Seit damals hatte ich nur noch meine Mutter. Durch diese Aktion wendeten sich alle von mir ab. Aber das war mir egal. Irgendwann traf ich auf Namjoon. Wir wurden gute Freunde. Er bot mir Drogen an und einige Monate später wurde ich zum Junkie. Das erste was ich morgens tat war ein Joint rauchen. In der Schule schlich ich mich manchmal raus um irgendetwas zu nehmen und in den Pausen spritzte ich mir was. Abends zog ich mir unterschiedliche Dinge durch die Nase. Meine Noten wurde immer schlechter.
Ich zerstörte mich selber aber die Drogen taten mir gut. Irgendwann ging ich auch jedes Wochenende auf Partys und in Clubs. Ich begann zu trinken, wie mein Vater.
Und weil ich nicht wie mein Vater werden wollte wendete ich mich an meine Mama.
Mein Vater war einer der Gründe weshalb Nozomi tot ist. Ich hätte es mir nie verziehn, wenn ich so geworden wäre wie er.
Dann kam ich in eine Klinik. Zwei Wochen danach kam Namjoon auch. Wir beide fanden hier ziemlich schnell Freunde. Yoongi, Hoseok, Jungkook, Seokjin und Jimin.
Ich war nun schon seit 5 Monaten hier.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Tenshi sich neben mir anfing hektisch zu bewegen und zuschreien.

Sie war wach.

the drugboy and the bonegirl  | k.thWo Geschichten leben. Entdecke jetzt