Kapitel 1

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Reona POV

Es war immer das Gleiche. Immer waren die Schule und die Noten ein Grund sich zu streiten. Dabei war das momentan das unwichtigste in meinem Leben. Mein Vater war seid 2 Monaten verschwunden und meine Mutter ist seid dem noch schlimmer als sonst. Sie sitzt den ganzen Tag auf dem gammeligen Sofa und kommandiert mich herum. „Räum die Küche auf! Wasch die Wäsche! Koch mal was für deinen Bruder!" Wohl bemerkt mein Bruder ist 2 Jahre älter als ich. Er ist 21 Jahre alt und wird von meiner Mutter nur verhätschelt. Ich habe kaum Zeit für mich, geschweige denn für die Schule. Also kein Wunder, dass ich keine guten Noten schreibe. Das hatte ich zwar vorher auch noch nie, aber seitdem mein Vater weg ist, habe ich mich noch mehr verschlechtert. Eigentlich hatte meine Mutter nie nach meinen Noten gefragt, doch ausgerechnet heute fragte sie auf einmal danach. Und ausgerechnet heute hatte ich eine wirklich schlecht gelaufene Klausur zurückbekommen. Natürlich war es Mathe. Und natürlich war es eine 5. Als meine Mutter das herausgefunden hat, hat sie gar nicht mehr aufgehört mich anzubrüllen. Ich hatte gar nicht erst versucht irgendwas zu sagen weil ich aus Erfahrung wusste, dass es das nur noch schlimmer machen würde. Normalerweise hatte mich mein Vater vor solchen Ausrastern meiner Mutter in den Schutz genommen. Allgemein hatte ich ein wirklich gutes Verhältnis zu meinem Vater. Deswegen war es ein umso größerer Schlag als mir irgendwann bewusst wurde, dass er vermutlich nie wieder kommen würde. Die Polizei hat auch nichts gefunden. Nicht einmal Spuren. Sie sind zwar wohl immer noch auf der Suche, aber irgendwas sagt mir, dass sie ihn nicht finden werden. So sieht mein Leben nun mal aus im Moment. Ein Schlag nach dem anderen. Nach dem Streit mit meiner Mutter, wollte ich nur noch raus. Ich habe mir meine Jacke geschnappt und bin durch die Haustür. Nicht ohne sie voller Wut zuzuknallen. Das Geschrei von meiner Mutter konnte ich daraufhin sogar durch die Tür hören.
Es war inzwischen dunkel und es regnete. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf und lief die dunkle Gasse entlang. Alle paar Meter wurde sie durch orangenes Licht, einer Straßenlaterne erhellt. Ich lief immer weiter und ich hatte eigentlich auch gar keine Lust mehr zurückzugehen. Aber es ging natürlich nicht anders. Ich wusste nicht was mich dort noch hält. Ich hätte schon längst ausziehen können. Naja allerdings doch mehr theoretisch, da ich schließlich noch zur Schule gehe und mit meinem Nebenjob nicht genug Geld verdiene.
Plötzlich wurde ich von meinen düsteren Gedanken durch eine huschende Gestalt abgelenkt. Ich hatte sie zwar nur im Augenwinkel wahrgenommen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sich da etwas bewegt hatte. Ich sah genauer hin, doch ich sah nichts. Die dunklen Nebengassen an der Straße ließ ich jetzt nicht mehr aus den Augen. Ein gewisses Unwohlsein machte sich nun in mir breit und ich fühlte mich beobachtet. Sollte ich zurück gehen? Nein, der Gedanke an meine Mutter lies mich dieses Unwohlsein aushalten. Doch plötzlich schepperte etwas ziemlich laut und nah neben mir in einer weiteren dunklen Nebengasse. Ich zuckte zusammen und ich wunderte über mich selbst, dass ich nicht geschrien habe. Dann huschte eine Katze an mir vorbei und ich atmete erleichtert auf. „Jag mir doch nicht so einen Schrecken ein!" Ich sah der Katze nach wie sie wieder in der Dunkelheit verschwand. Ich ging weiter und der Regen schien gar nicht mehr aufzuhören. Ich hörte jetzt nur noch meine eigenen Schritte auf dem nassen Asphalt und den prasselnden Regen. Ich mochte dieses Wetter. Es passte einfach zu meinem momentanen Gemütszustand. Doch plötzlich war da wieder dieses Gefühl des beobachtet werden. Ich war gerade wieder an einer Nebengasse vorbei gegangen, von denen es hier sehr viele gab, als sich plötzlich eine Hand um meinen Mund legte. Ich wollte aufschreien, doch es kam nur ein dumpfes Geräusch raus. Ich wurde in die dunkle Gasse gezogen und an die Wand gedrückt. Was wollte der Kerl von mir? Er wollte doch nicht etwa...? Okay...wie gingen doch gleich die Verteidigungsgriffe die ich in der Schule gelernt hatte? Ich konnte mich nicht erinnern. Plötzlich sah ich etwas helles aufblitzen, was der Typ der mich an die Wand drückte, hervorholte. Das war doch nicht etwa... Doch. Es war eine Knarre. Oder etwas Ähnliches wie eine Knarre. Es schien mir etwas größer zu sein. Angst machte mir das Ding auf alle Fälle. Plötzlich sah ich noch mehr Typen auf mich zu kommen. Sie stellten sich neben den, der mich noch immer an die Wand drückte. Ich versuchte noch mal zu schreien in der Hoffnung, dass mich jemand hören würde. Doch daraufhin wurde ich nur noch unsanfter an die Wand gedrückt. Ich spürte wie meine Beine anfingen zu zittern. Mir war zum heulen zumute. „Ist sie ein Gefühler?" fragte plötzlich einer der Männer neben dem der mich festhielt.
„Ja ist sie. Aber sie ist nicht im System registriert."
„Das ist unmöglich!"
„Das ist jetzt unwichtig. Sie ist ein Gefühler also töte sie!"
Was?? Die wollten mich wirklich töten? Und was soll dieses Gerede über Gefühler? Was soll das sein? Das klang für mich eher nach Insekten. Dann plötzlich, nahm er die Hand von meinem Mund, doch ich traute mich jetzt nicht mehr auch nur einen Mucks von mir zu geben. Was ist, wenn sie daraufhin nur noch schneller abdrückten. Der Mann mit der Knarre stand nun vor mir und zielte auf mich. Ich wusste das ein Ausweichmanöver unmöglich war. Sowas funktionierte nur in Filmen. Aber wir waren hier nicht in einem Film, sondern in der eiskalten Realität. Oder? War das vielleicht ein Traum? Nein, dafür wirkte alles zu echt und zu detailreich. Ich sah die Person mit der Waffe an. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen, da sie eine Art Helm auf hatte, was das ganze noch gruseliger machte. Und er schien so etwas wie eine Uniform zu tragen.
„Wir werden dich als Verräter der Regierung und als Fehler des Systems nun eliminieren." sagte er und seine Waffe fing plötzlich gefährlich an zu leuchten und plötzlich hörte ich einen Schuss. Ich schrie auf und ging zu Boden. Doch ich spürte keinen Schmerz. Dann hörte ich noch zwei weitere Schüsse. Ich hockte angespannt an der Wand und traute mich gar nicht mich zu bewegen. Ich sah zitternd auf und bemerkte, dass die drei Männer die mich gerade noch töten wollten auf dem Boden lagen. Jetzt war ich wirklich verwirrt. Erst dann bemerkte ich die Person, die ebenfalls mit einer Waffe an der Ecke stand. Sie sah auf die leblosen Körper und schien sich erst mal nicht zu bewegen. Dann irgendwann sah die Person zu mir. Sie hatte eine Kapuze übergezogen, so wie ich, wobei meine inzwischen von meinem Kopf gerutscht ist. Sie kam langsam auf mich zu. Ich wollte am liebsten auch vor ihr weglaufen. Die Person hatte schließlich auch eine Waffe. Wer weiß was sie jetzt noch vor hatte. Als sie bei mir ankam, hockte sie sich vor mich und sah mich an. Ich hatte mich langsam an die Dunkelheit gewöhnt und konnte deswegen erkennen, dass die Person vor mir ein Junge war, der in meinem Alter sein musste. Ich wich trotzdem vor ihm zurück. Was ich spürte war nur noch panische Angst. Alles was ich wollte, war zu meiner nervigen Mutter und zu meinem eigensinnigen Bruder zurück. Doch ich hatte das Gefühl, dass das im Moment nicht möglich war.
„Was ist hier los?" kam dann irgendwann aus mir heraus.
„Du weißt es wirklich nicht?" antwortete mir die Person vor mir mit tiefer aber irgendwie sanfter Stimme. Ich schüttelte daraufhin nur den Kopf. Ich konnte sehen, dass er lächelte.
„Komm! Wir müssen hier weg. Es wird nicht lange dauern, da wird es von den Typen hier nur so wimmeln." Er stand auf und prüfte die Gasse.
Ich versuchte ebenfalls aufzustehen, doch meine Beine fühlten sich an wie Pudding und ich knickte ungewollt wieder ein. Der Junge reagierte sofort und stützte mich. Mir war das mehr als unangenehm.
„Bist du verletzt?" Er sah mich prüfend an, aber ich schüttelte nur den Kopf.
„Ich bin nur gerade fast gestorben. Ich schätze das wird der Grund sein. Aber sonst geht es mir gut. Ich würde jetzt gerne nach Hause." Ich löste mich von ihm. Meine Beine fühlten sich zwar immer noch wie Pudding an und meine Hände wollten nicht aufhören zu zittern, aber ich nahm mir jetzt vor das Geschehene einfach zu vergessen und nach Hause zu gehen. Doch ich merkte schnell, dass das nicht möglich war, da plötzlich alles anders aussah. Ich war an einem vollkommen anderen Ort. Jetzt machte sich endgültig Verzweiflung in mir breit und mir liefen Tränen über die Wangen. „Wo bin ich?" Ich hatte den Jungen schon fast wieder vergessen, als dieser mich plötzlich zu sich zog und wieder an die Wand drückte. Aber nicht unsanft sondern eher schützend.
„W...was tust d.."
„Sshh!" machte er nur. Und dann sah ich den Grund. Am Ende der Gasse waren wieder solche Männer wie diese, die er vorhin umgelegt hat. Der Junge war so nah an mich dran gedrückt, dass ich sein Herz spüren konnte. Es klopfte ziemlich schnell und ich spürte wie angespannt er war. Er hatte also auch Angst. Doch diese Männer gingen nur am Eingang zur Gasse vorbei und schienen nichts gemerkt zu haben.
„Puh...Glück ge..." doch er lies mich wieder nicht weiter reden, sondern hielt mir den Mund zu. Seine Augen suchten weiter die Gasse ab. Er war noch immer total angespannt. Irgendwann lies er dann endlich los und sah mich an. Er ging ein Schritt zurück, da er merkte wie nah er an mir stand. Er drehte sich dann zu den toten Männern um und suchte sie ab. Er sammelte die Waffen und noch andere Dinge ein.
„Du kannst mich V nennen." sagte er währenddessen.
„Okaay." sagte ich zwar, aber, dass V ein Name sein kann wusste ich gar nicht. Aber vielleicht war das ja auch nur ein Deckname.
„Ich bin Reona. Danke dass du mich gerettet hast." Er nickte daraufhin nur.
„Wir sollten jetzt von hier ver..." doch weiter kam er nicht, Plötzlich waren Schüsse zu hören. Ich zuckte vor Schreck zusammen und wirbelte herum. Die Typen von eben wollten wohl noch mal genauer nachsehen.

The Other Side (BTS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt