Kapitel 6

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Reona POV

Ich schreckte auf, als mir bewusst wurde, dass irgendwer in meinem Zimmer war. Ich wollte nach meiner Lampe auf dem Nachttisch reichen, um diese an zu machen. Doch ich griff ins Leere. Kurz wurde ich panisch, als dann eine kleine Lampe auf einem Schrank angemacht wurde, der nicht weit vom Bett stand. Und erst dann war mir bewusst, was eigentlich los war. Ich war nicht zu Hause und ich habe die ganze Zeitreise Geschichte auch nicht geträumt. Ich atmete kurz tief durch.

"Tschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken.", sagte dann die Person, die einfach so in mein Zimmer gekommen war, während ich geschlafen hatte. Ich sah ihn an und stellte fest, dass es V war, der sich zu mir reingeschlichen hatte. Er sah blass und müde aus.

"V? Was tust du hier?", fragte ich ihn dann. "Müsstest du dich nicht ausruhen und schlafen?", fügte ich dann noch hinzu. "Als ich aufgewacht bin, konnte ich nicht mehr schlafen.", gab er zu und sah mich an. "Darf ich mich zu dir setzen?", fragte er mich dann. Ich nickte und machte ihm Platz. Nachdem er sich zu mir gesetzt hatte, sah er mich wieder an. Sein Blick war ganz anders, als die ganze Zeit in der ich mit ihm zusammen draußen in den Straßen war. Verletzbar, sanft und unschuldig.

"Ich wollte mich bei dir bedanken.", sagte er dann. Ich sah ihn verdutzt an. Das verwirrte mich und rührte mich zugleich. "Wofür?", fragte ich ihn. "Ich habe dir doch nur Probleme bereitet und stand dir im Weg.", murmelte ich dann als ich an die Situation zurück dachte.

"Schon. Aber das meine ich auch gar nicht.", sagte er leise und sah auf seine Hände. "Ich war dort draußen und hatte eigentlich nicht vor hierher zurück zu kommen. Du warst dann der Grund warum ich es doch getan habe.", erklärte er mir und sah mich jetzt mit einem traurigen Lächeln an. "Wo wolltest du denn stattdessen hin?", fragte ich ihn dann. Daraufhin seufzte er. "Einfach weg. Dieses Leben geht mir hier gewaltig auf die Nerven. Die anderen würden auch gut ohne mich klar kommen. Ich bringe ihnen eh nur Probleme, weil ich mich nie an die Regeln halte. So wie gestern. Deswegen ist Yoongi auch so ausgerastet. Ich kann es ihm nicht mal verübeln.", er erzählte mir das alles so als wäre er das Ganze wirklich Leid. Doch ich konnte echt schlecht einschätzen was genau die Jungs schon alles durch gemacht haben müssen. "Sag das nicht. Was auch immer du da draußen ursprünglich vor hattest und was auch immer du denkst, dass die anderen dich nicht brauchen. Damit liegst du bestimmt nicht richtig. Mag sein, dass die anderen auch sauer waren. Vor allem dieser Yoongi. Aber ich habe auch gesehen wie besorgt sie waren. Ihnen ist wichtiger wie es dir geht, als dass du einfach verschwindest. Vor allem. Wohin wolltest du verschwinden? Wie sieht diese Welt außerhalb dieser Bauten, außerhalb dieser Stadt aus?" V sah mich jetzt einfach nur an. "Es ist ein Privileg das nicht zu wissen. Glaub mir. Niemand will hier raus aus der Stadt.", sagte er dann und sah mich mit einem ernsten Blick an.

"Du weißt schon, dass du mich jetzt nur noch neugieriger gemacht hast, oder?", fragte ich ihn und lächelte ihn schief an. Er erwiderte das Lächeln nur schwach. "Wenn es dich tröstet. Die Stadt wollte ich nicht verlassen.", er schien sich jetzt einen Ruck zu geben. "Dort draußen würdest du verbrennen. Die Luft ist giftig und ätzend und vor allem heiß. Es gibt nichts was dort überleben könnte. Nichts uns bekanntem. Wälder, Wiesen und Natur existiert nicht mehr. Hat es für mich noch nie. Für mich war diese Welt schon immer so, deswegen vermiss ich auch nichts. Den blauen Himmel und die Sterne die man von hier aus sehen kann, kann man nur deshalb sehen, weil die Luft hier gesäubert wurde und so wieder eine Atmosphäre besteht. Aber wie das funktioniert musst du Namjoon fragen. Er ist hier derjenige, der sich damit auskennt.", ich sah ihn ungläubig an.

"Ich hatte immer geglaubt, die Natur sei stärker als die Menschen.", sagte ich dann. Doch scheinbar war ich im Unrecht. "Nicht bei den Waffen, die die Menschen entwickelt haben. Die Atombombe war nur der Anfang.", sagte er jetzt und ich konnte wieder nichts in seinem Gesicht lesen. "Ich glaube wir sollten tatsächlich lieber das Thema wechseln.", murmelte ich. Jetzt schenkte mir V wieder ein schwaches Lächeln. "Vermutlich hast du Recht. Fang an. Wie wurdest du zum Gefühler?", fragte er mich dann. Ich war mir unsicher, ob das eine Fangfrage war. Wusste er, dass ich nicht aus dieser Zeit war oder wusste er es nicht?

"Ich war wohl schon immer einer.", fing ich dann an. "Ich komme aus einer Zeit in der es noch fast überall auf der Erde gesunde Luft gibt. Wälder, Wiesen und Natur ebenfalls. Jeder Mensch hat noch Gefühle und sie sind auch nicht verboten.", während ich redete, sah ich wie sich V's Gesichtsausdruck in Wunderung änderte. "Meinst du das jetzt ernst?", fragte er mich. Ich nickte. "Namjoon meinte, dass ich wohl durch die Zeit gereist sein muss.", erklärte ich ihm. V sah mich einen kurzen Moment einfach nur an, dann fing er plötzlich an zu lachen und ließ sich rücklings auf das Bett fallen. Ich war ziemlich irritiert von dieser Reaktion.

"Er hatte also wirklich Recht...", murmelte er dann. Diese Aussage verwirrte mich noch mehr. "Wer hatte womit Recht?", fragte ich ihn jetzt. Seine Augen trafen wieder meine und diesmal sah ich das erste mal Leben in ihnen. Ein Lichblick, ein Hoffnungsschimmer, ein Flimmern.

"Es gibt einen Weg hier raus. Und du bist der Beweis.", er setzte sich wieder auf und kam mit seinem Gesicht plötzlich ziemlich nah, so dass ich etwas zurück wich. Doch er ließ sich nicht beirren. Er lächelte jetzt einfach nur. Es war kein trauriges Lächeln mehr. Es war aufrichtig und echt gemeint. "Du bist schon die Zweite, die durch so eine sogenannte Zeitreise hier gelandet ist.", erklärte er mir jetzt. Es dauerte einen Moment bis ich verstand was er da sagte.

"Ich bin nicht die Einzige?", wiederholte ich noch mal und sah ihn jetzt ebenfalls hoffnungsvoll an. "Wem ist das denn schon einmal passiert?", fragte ich ihn. V's Blick wurde wieder etwas traurig und wehmütig. "Ein Freund. Er tauchte genauso hier auf wie du nur war er panischer und hat uns nicht wirklich geglaubt. Erst als es zu spät war. Er war in der Stadt unterwegs und wurde natürlich entdeckt. Ich wollte ihm eigentlich helfen, was ich dann auch getan hatte. Doch er hatte nicht so viel Glück wie du heute.", erklärte er mir. "Wir waren fast am Ziel, doch dann wurden wir von Jägern überrascht und sie warteten gar nicht, sondern feuerten sofort los. Er starb ziemlich schnell ohne irgendwelchen Schmerzen.", V seufzte und sah mich an. "Es ist gar nicht so lange her, dass das passiert ist. Er hatte immer davon geredet, dass er träumen musste oder dass das alles nur ein Scherz sei. Als er gemerkt hat, dass das nicht der Fall war, hat er gemeint, dass er aus der Vergangenheit sein muss. Ich hatte Namjoon von seiner Theorie erzählt und er hatte sofort danach geforscht. Es wäre wohl möglich, allerdings wäre es kaum möglich dieses Phänomen selbst hervorzurufen so, dass man es kontrollieren könnte. Aber jetzt ist es ein zweites Mal passiert.", erklärte er mir und sah mich hoffnungsvoll an. Allerdings teilte ich seine Hoffnung nicht. Namjoon hatte immernoch gesagt, dass es zu kompliziert sei. Und doch wollte ich lieber V glauben anstatt Namjoon. "Ich wünschte du hast Recht.", sagte ich jetzt. "Aber Namjoon hat mir genau dasselbe gesagt. Es ist fast unmöglich."

"Es ist ein zweites Mal passiert. Das kann kein Zufall sein. Namjoon findet bestimmt einen Weg. Und wenn nicht, dann werde ich helfen zu suchen. Ich würde wirklich alles tun um hier raus zu kommen!", gab er zu.

"Das heißt du willst lieber in der Vergangenheit leben?", fragte ich ihn und er nickte ohne zu zögern. "Nachdem was du gesagt hast auf alle Fälle. Es gibt noch Wälder und Wiesen.", sagte er schwärmend. Ich musste lächeln. "Ich hoffe du hast Recht und wir finden wirklich eine Lösung. Ich will auch nicht hier bleiben. Ich will zu meiner Familie zurück.", sagte ich mit einem traurigen Lächeln und sah V an. Sein Blick wurde bei dem Wort Familie kurz etwas starr. So als hätte sich kurz ein Schatten über ihn gelegt. Doch so schnell er gekommen war, verschwand dieser Ausdruck auch wieder.

"Wir werden eine Lösung finden.", sagte er dann entschlossen. "Du wirst zu deiner Familie zurückkehren können!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 04, 2022 ⏰

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