Kapitel 3. - Olivia

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Die Bässe waren Laut und die Stimmung super, nur meine nicht, neben mir rollte eine halbleere Bierflasche über den Boden und um mich herum tanzten alle ausgelassen und wild zu der lauten Musik. Ich bahnte mir den Weg durch die dichte Menschenmenge, vorbei an schwitzigen Körpern und knutschenden Pärchen, an die Bar.

Es gab genau drei Gründe warum ich nicht die größten Sympathien für Diskos aufbauen konnte, zum ersten mochte ich die Musik die gespielt wurde nicht, ich hasste die schnellen Beats, außerdem konnte ich die hektisch aufblitzenden Lichter nicht ab und Punkt Nummer drei war, dass ich noch nie sehr Kontaktfreudig war.

„Ein Bier!", schrie ich dem Barkeeper über die Musik entgegen und setzte mich auf den Barhocker, er nickte und gab mir das gewünschte Getränk. Ich zahlte, nahm einen großen Schluck, stellte die Flasche vor mich auf den Tresen und sah mich nach meiner Freundin um, konnte sie jedoch nicht entdecken. Warum hatte ich mich auch dazu überreden lassen mit zu kommen?

„Hi, ich bin Dave!", ein Mann stand neben mir und lehnte sich gegen den Tresen, er konnte nicht viel Älter sein als ich, „Hi?", sagte ich ebenfalls und nahm desinteressiert einen weiteren Schluck von meinem Bier. „Bist du allein hier?", ich schüttelte den Kopf, „Nein!", er nickte und zog ab, ich bestellte mir ein weiteres Bier. Nach einer Weile gesellte sich ein anderer Typ neben mich, doch er setzte sich zwei Plätze weiter, er trug eine Lederjacke und hatte schon ziemlich ausgewaschene, aber noch gut zu erkennen, grüne Haare, die wild abstanden, er bestellte sich ebenfalls ein Bier. Es tippte auf meiner Schulter und in der Erwartung Ally oder Max zu sehen drehte ich mich um, doch neben mir stand nur dieser Dave mit einem Cocktail in der Hand.

„Ey Tresenschlampe, einen Sex on the Beach für diese junge Dame!", rief er einer der Barkeeperin zu, sie sah zu uns rüber und ich schüttelte hilfesuchend mit dem Kopf. „Dave, lass mich in Ruhe!", ich drückte ihn weg, „Wosn dein Freund?", ich sah mich um und Dave kam mir schon wieder unangenehm nah, „Ähhh...!", kurzer Hand deutete ich auf den Typen neben mir und rutscht zu ihm ran, dann zischte ich, „Bitte spiel mit!", ich warf ihm einen flehenden Blick zu, „Das ist mein Freund", ich drehte mich zu Dave um, „ Ach so. Sorry!", Er ging an uns vorbei, der Typ legte einen Arm um mich und zog mich näher an sich ran, „Finger weg!", zischte er Dave hinter her, als er weg war lachten wir los, „Danke man", bedankte ich mich bei ihm, „Kein Problem!".

Ich nahm den letzten Schluck Bier und begab mich dann auf die Tanzfläche des kleinen Clubs um nach meiner besten und einzigen Freundin oder ihrem Freund Max ausschau zu halten, ich entdeckte die beiden schließlich wild rumknutschend in der Nähe der Toiletten. „Ich bin weg!", schrie ich über den Lärm, nachdem ich auf mich aufmerksam gemacht hatte. „Schon!?", Ally sah mich mit einem Schmollmund an, „Was soll ich noch hier?", sie zuckte mit den Achseln und wir verabschiedeten uns, dann verließ ich endlich die Disko

Draußen empfing mich die frische Nachtluft, die ich gierig einsog, es war wunderbar, nach der stickigen Luft drinnen. Ich lehnte mich an die Backsteinmauer neben der Bushaltestelle und atmete tief ein und aus.

„Na, wurdest du auch versetzt?", ich machte die Augen auf und keine drei Meter weiter saß der Typ der mir aus der Dave-Situation geholfen hatte, „Nein, meine Freundin hat mich mitgeschleppt, ich hasse Diskos eigentlich", „Ich auch, aber ich wollte mich da mit einer Freundin treffen, doch sie ist nicht gekommen".

„Meine Freundin sagt immer, dass wenn sie mich nicht unter Leute bringen würde, ich einsam und von allen verlassen, als alte Katzenlady sterben werde, dabei mag ich nichma Katzen!", ich war durch die nicht gerade wenigen Getränke von vorhin ein wenig angeheitert, ansonsten würde ich sowas niemals erzählen, „Meine Freunde sagen immer das ich durch mein Hyperaktivität alle Frauen vergraulen würde", ich lachte, „Ich find dich in Ordnung". „Awww, danke", „Wie heißt du eigentlich?", „Olivia. Und du?", „Nenn mich Tré".

Wir saßen noch eine ganze Weile da, auf dem Boden, gegen eine Backsteinmauer gelehnt, die noch vom Tag leicht aufgewärmt war, im spärlichen Licht der Straßenlaterne, philosophierten über Gott und die Welt.

Tré erwies sich als guter Gesprächspartner, er brachte alles mit, was ich bei den meisten Menschen vermisste, er hörte gut zu, machte hier und da mal einen kleinen Witz oder lustigen Kommentar, er stellte Fragen und erzählte selber recht viel über sich, wie zum Beispiel, das er Drumer in einer Band war. Nach einer Weile kam der Bus, doch wir blieben sitzen, doch als der Bus weg war viel mir ein das es der letzte Bus war der in meine Richtung fuhr, „Ich werde gleich sowieso von meinen Freunden abgeholt, dann können wir dich mit nehmen". Ich kannte diesen Jungen erst seit fast zwei Stunden und vertraute ihm mehr an als meiner besten Freundin Ally.

Gegen 01:00 Uhr fuhr ein alter Ford Fairlane vor, „Los komm das ist mein Kumpel", Tré rappelte sich hoch und streckte dann seine Hand aus, die ich dankbar ergriff, Ally hatte mir ihre Schuhe geliehen, wohl eher aufgezwungen, aber das spielte jetzt keine Rolle, ihre Schuhe brachten mich einfach nur um.

Tré öffnete ganz Gentleman like die hintere Tür und ich stieg ein, „Hi", wurde ich auch schon direkt begrüßt, „Und du bist also Trés Date?", sagte ein dunkelhaariger Junge in meinem Alter, „Nein, nicht direkt und ihr?", Tré setzte sich neben mich, „Das ist Billie!", er gab dem dunkelhaarigen einen großen Klaps auf den Hinterkopf und das ist Mike", der dunkelblonde mit den langen Haaren drehte sich zu mir um und hob kurz die Hand, dann fuhr der dunkelhaarige auch schon los.

„Kommst du mit zu uns, oder wo musst du hin?", ich dachte kurz nach, zu Hause wartete eh eine leere Wohnung auf mich, also warum nicht, außerdem wirkten die drei Jungs recht anständig, „Ich komm noch mit zu euch". Wir fuhren über die Hauptstraße, bis Billie irgendwann links abbog und dann seinen Ford durch ein Gewirr aus Straßen manövrierte, die Häuser die rechts und links die Straße säumten wurden immer baufälliger und versiffter, es war keine schöne Wohngegend. Nach einer Weile hielt der Wagen dann vor einem von außen her sehr baufälligen Haus.

„Willkommen im Untergrund!", sie öffneten die Tür und traten ein, es roch ein wenig muffig doch es war aushaltbar, von innen sah das Haus nicht so heruntergekommen aus wie von außen, zwar herrschte hier das reinste Chaos, aber es war sehr heimelig. Auf dem Weg hier hin hatte Tré Mike und Billie die Geschichte erzählt wie wir uns kennengelernt hatten, Mike drückte mir ein Bier in die Hand und wir machten es uns auf einer der Matratzen gemütlich und redeten.

Irgendwann gegen vier Uhr morgens, als nur noch Tré Billie und ich wach waren, beschloss ich nach Hause zu gehen, „Ich bring dich", bot sich Tré an, ich nahm dankend an und so verabschiedete ich mich von Billie, dann verließen wir das Haus und liefen gemeinsam durch die Straßen Oaklands. Auf halber Strecke zu meiner Wohnung fing es dann an zu regen und ich zog mir Allys High heels aus, Tré zog seine Jacke aus und hängte sie mir um die Schultern, es war zwar nur leichter Regen, aber ich liebte ihn. Ich weiß nicht wie, aber irgendwann liefen wir Hand in Hand die letzten Meter zu meinem Haus.

„Das wärs dann wohl", Tré wippte nervös mit den Zehen auf und ab, „Krieg ich deine Nummer?", ich nickte mit einem Lächeln und tippte sie in sein Handy, dann verabschiedeten wir uns und gingen in unser jeweiliges zu Hause. Während ich die Treppen hoch hüpfte, verspürte ich etwas was ich lange nicht mehr hatte. Ich war glücklich.

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