Der Schulschwarm

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"Ich habe keine Freundschaft sterben lassen. Weder du noch ich. Wenn du seitdem du mit Pansy, Blaise oder diesen anderen Todesser-Jünglingen abhängst theatralisch geworden bist, lass deine Gefühlsausbrüche nicht an Potter oder mir aus", sagte ich ihm in sein Frettchengesicht.
Ich trat zurück und ging mit großen Schritten an ihm vorbei.
Moment mal.
Ich hatte Potter vergessen.
Mein Abgang war also zerstört. Na ja, was sollte es.
Ich drehte mich um und versuchte nicht auf Dracos selbstgefälligen Blick zu achten.
"Ich helfe dir auf, Harry", kündigte ich an und reichte ihm kurz danach meine Hand.
Er nahm sie, zog sich mühsam an ihr hoch und stand schließlich wacklig auf den Beinen.
"Leg deinen Arm um mich, du kannst dich abstützen", meinte ich.
Harry tat das und wir liefen zusammen aus dem Abteil.
"Draco?", rief ich.
"Ja?", gab er mit brüchiger Stimme zurück.
"Würdest du meine Sachen nehmen? Ich bin gerade ziemlich ... ausgelastet."
"Hmm."
Ich nahm das mal als "Ja".
Ich nickte und führte Harry aus dem Zug.
Luna Lovegood kam uns entgegen.
"Hey!" Sie drehte sich um.
"Oh! Harry Potter und Hortensia Abbott. Wie kann ich euch helfen?", fragte sie mit ihrer gewohnt unbeschwerten Art zu reden.
"Könntest du Harry vielleicht helfen?"
Sofort kam sie auf uns zu.
"Na klar. Unter Freunden hilft man sich", stellte sie klar. Mit Freunde meinte sie wohl Harry Potter.
Ich für meinen Teil kannte Luna kaum. Ab und zu sah ich sie verträumt durch die Gänge von Hogwarts schlendern, aber eine Unterhaltung hatte sich noch nie ergeben.

"Ich nehme dein Gepäck bis wir bei den Kutschen ankommen, Harry."
Er nickte und ich hörte ein leises "Danke".
Mit Harrys Koffer im Schlepptau, ging ich zu Malfoy und nahm ihm meinen Koffer ab.
Ich nickte dankend und zischte:
"So viel Kraft hätte ich dir gar nicht zugetraut."
"Man täuscht sich", erwiderte Anzug-Malfoy bissig.

Nachdem wir nach gefühlten zehn Stunden Wartezeit endlich losfuhren, lehnte ich mich zurück und entspannte.
In Hogwarts angekommen nahm ich meinen Koffer und ging hinab in den Kerker, wo der Mädchenschlafsaal lag.
Keine Ahnung wo Malfoy abgeblieben war. Interessierte mich auch herzlich wenig.
Ich hoffte einfach nur Ruhe zu finden und mich vor dem Abendessen kurz hinlegen zu können.
Meine Zimmermitbewohnerin war Daphne Greengrass. Sie war eine reinblütige Hexe, legte auf den Kram aber, wie ich, nicht viel Wert.
Daphne war nicht sehr gesprächig, eher ruhig, schüchtern könnte man sagen. Sie und ich waren das komplette Gegenteil, aber trotzdem verstanden wir uns gut.

Ich machte die Tür auf und Daphne saß auf ihrem Bett und schaute in ihr Buch "Runenübersetzung für Fortgeschrittene".

"Schön dich zu sehen, Daphne!", begrüßte ich sie, während ich meinen Koffer abstellte. Sie legte ihr Buch beiseite und empfing mich mit den Worten:"Bei Merlins Bart, wo kommst du denn her? Hast du den Zug verpasst?"
Sie stand auf und kam auf mich zu.
Ich umarmte sie und erklärte:
"Malfoy und Potter."
Die dunkelhaarige Slytherin nickte und ihr Mund wurde von einem leichten Lächeln umspielt.
"Meine Schwester ist verrückt nach ihm", erzählte sie.
"Ist das nicht jeder? Von den Slytherins jedenfalls ...", meinte ich.
Daphne lachte und schien verträumt.
"Ja, ja. Jeder, einfach jeder ..."

Verdachtschöpfend drehte ich mich um. Inständig betete ich dafür, dass ich mir nicht das ganze Jahr über anhören musste, wie toll das Frettchen war und Daphne einfach nur ein Butterbier zu viel getrunken hatte.
"Kann es sein, dass der Kelch nicht an dir vorbei gegangen ist?", fragte ich nach.
Man hätte sagen können, dass ich angeekelt gewesen war, aber ich war es nicht.
Malfoy hatte sicherlich seine Reize ... Er war einer der bestaussehensten Zauberer der Schule und wenn er wollte, konnte er vielleicht ganz nett sein.
Zudem hatte er haufenweise Geld, aber ich dachte nicht, dass Daphne es darauf abgesehen hatte.
Eigentlich war ich vielleicht doch ein klein wenig ... sagen wir es so: Ich war nicht begeistert von der Situation.
"Hm?", fragte sie unschuldig nach.
Eigentlich war keine Nachfrage mehr nötig.
"Du bist in Draco verliebt, nicht?"
Ihr Blick wanderte weg von meinem und verschämt schaute sie auf den Boden.
Ich hob ihr Kinn an und schüttelte den Kopf:
"Du musst dich doch nicht schämen!", ich lachte auf. Doch, eigentlich schon. "Er wird garantiert auf dich aufmerksam, Daphne, aber ..."
"Ja?", ihre Stimme würde brüchig und ängstlich.
"Du weißt auf was du dich einlässt? Ich meine, selbst in Malfoy verliebt zu sein kann weh tun. Er ist zwar geistig minderbemittelt aber trotzdem eine Schlange und er wird sich nicht ändern", belehrte ich sie.
Und wie ich einmal wissen würde, dass es weh tat ...

"Du siehst viel hübscher aus als ich", nörgelte Daphne.
"Man, man! Es geht nicht darum, wer die Miss World wird!" Bei einem Blick in den Spiegel sah ich, dass ich absolut gar nicht Miss World verdächtig war.
"Was ist das?", sie schaute mich fragend an.
Das Mädchen hatte nicht viel Ahnung von der Muggel-Welt, also auch nicht von Schönheitswettbewerben, bei denen es darum ging welcher Opa das dickste Portemonnaie hatte.
"Ein Schönheitswettbewerb", erklärte ich schnell, während ich meine störrischen Haare zu einem Zopf knotete.

"Glatt oder lockig?", fragte ich.
"Was glaubst du gefällt Draco besser?"
Bei Merlins getigertem String! Woher sollte ich das wissen?

Ich zuckte mit den Schultern und nahm einfach den Lockenstab, den mir meine Eltern aus einem Muggelgeschäft mitgebracht hatten.

Nachdem ich Daphne hübsch gemacht hatte, band ich meine Haare im Nacken zusammen und zog eine Netzstrumpfhose, die ich aus einem Hexen-Outlett hatte und einen dazu passenden Rock in schwarz an.
Ich mochte den Pullover der Schuluniform nicht, also zog ich einen von meinen an.

"Können wir?", fragte ich.
Daphne trat in mein Sichtfeld.
Sie war eine wirkliche Augenweide heute.

Draco

Abwesend saß ich am Tisch. Goyle redete irgendwas über Potter.
Im Normalfall hätte ich mich auch über ihn ausgelassen, aber ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.
Der dunkle Lord hatte mir eine Aufgabe gegeben, die ich nicht erfüllen konnte.

"Hey, Malfoy! Hörst du mit überhaupt zu?"
Goyle stutzte.
"Nein", erwiderte ich.
Er schaute verwirrt drein, doch er war mittlerweile meine Ehrlichkeit gewohnt.
"Warum verstehst du dich eigentlich nicht mehr mit Hortensia?", fragte er und blickte gierig zur Tür des großen Saals.
Ich schaute ebenfalls hin. Dort stand eine der Greengrass-Schwestern und Abbott.
Abbott gestikulierte wild und sprach ziemlich laut zu dem anderen Mädchen. So laut, dass es offenbar einige mithörten und anfingen zu tuscheln. Sie scheuchte das Mädchen förmlich davon und danach bahnte sie sich einen weg zum Slytherintisch, wohingegen das andere Mädchen schnell durch den Mittelgang huschte und einige Blicke mit sich zog.
Abott zeigte der Slytherin, die sie hilflos und flehend anstarrte, beide Daumen nach oben.

Ich musste unwillkürlich leise lachen, bei diesem Anblick.
Was hatte den sprechenden Hut nur dazu gebracht sie nach Slytherin zu schicken? Sicherlich war sie sehr wortgewandt und auch fies, aber ... Vielleicht wollte ich sie auch einfach nicht hier haben, eben weil sie eine Schlange war.

Dieser Muskelprotz Bletchley ... Wie er sie anschmachtete! Hori! Er nannte sie Hori! Was war sie denn? Irgendein Putzmittel von minderwertigen Muggeln?! Ich konnte sein Aftershave bis hier hin riechen, was ebenfalls stark nach einem Toilettenreiniger stank, und seine Schmalzlocke glänzte im Licht der Abendsonne ... Beim Quidditch würden wir schon sehen, wer besser spielte.

Hortensia

"Abend, Hori!", Bletchley schenkte mir ein strahlend, weißes Lächeln.
"Tag, Bletchley!", gab ich zurück.
"Der Platz hier wäre noch frei", er schob ein blondes Mädchen aus der 4. Klasse weg, was quiekte und mich böse anstarrte.
"Wir sehen uns doch beim Quidditch, Miles", wich ich seinem Angebot aus, um das mich wahrscheinlich sämtliche Mitglieder des weiblichen Geschlechts beneidet hätten.
Als ich schon einen Schritt weiter gehen wollte, nahm besagter Frauenschwarm meine Hand und zog mich zurück.
"Ich freue mich!", schleimte er vor sich hin und küsste meine Hand.
"Ja, freu dich mal!", erwiderte ich angeekelt und riss mich von ihm los.

"Und? Vermasselt Bletchley sogar einen einfachen Handkuss?"
Malfoys gehässiges Lachen drang in meine ohnehin schon vollgeschleimten Ohren.

Hallo.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Wenn ihr Anregungen oder Ideen für den weiteren Verlauf der Geschichte habt, teilt sie mir gerne in den Kommentaren mit. Seid keine Schwarzleser und schreibt mir ein Kommentar und lasst einen Vote da!
Liebe Grüße aus Hogwarts
Amelie.

My father won't hear about this   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt