Das Schwarz eines anderen Universums

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Für einen Moment fühlte ich mich schwerelos. Nein, ich war schwerelos. In einem Raum ohne Zeitgefühl. Nur für einen Moment.

Als ich wieder die Anziehung der Erde spürte, sah ich Draco vor mir. "Was machst du hier?", geschockt starrte er mich an. "Ich, ich ... ich weiß es nicht. Da warst du und diese Tür in der Wand. Ich bin anscheinend reingegangen ... Verdammt, ich kann doch durch keine Wand gehen!", überfordert legte ich meine Hände auf meine Augen. Was tat ich hier? Warum konnte ich durch Wände gehen? War ich ein Superheld? Nein, ganz bestimmt war ich kein Superheld, dachte ich. Sonst wäre Draco ja auch einer und der war definitiv keiner.

Ich lugte zwischen meinen Augen hervor und flüsterte: "Wo sind wir?" Draco stemmte seine Hände in die Hüfte und schaute sich um: "Im Raum der Wünsche. Ich weiß aber-." Ich unterbrach ihn: "Raum der was?"         " Der Raum der Wünsche. Ein Raum, der nur erscheint, wenn man ihn wirklich braucht und der sich nach den Wünschen des Eintretenden gestaltet", erklärte er. "Aus welchem Lehrbuch hast du das denn?", fragte ich ihn, während ich meine Hände von meinem Gesicht gleiten ließ. Langsam ließ ich meine Augen über meine Umgebung wandern. Draco und ich standen auf einer Art Insel inmitten riesiger Schwärze. Ein kleiner Fleck Land in mitten eines dunklen, endlosen Meeeres. Um uns herum stapelten sich Bücher in die Höhe, Standuhren und alte Webstühle häuften sich und allerlei anderer Krimskrams. In mitten dieser Insel stand ein Sessel auf dem sich ein riesiger Süßigkeitenberg auftürmte. Verdammt, ich hatte nach dem Dinner bei Slughorn solchen Hunger auf Bonbons gehabt, anscheinend hatte der Raum der Wünsche sogar das bemerkt. Hinter den Grenzen der Insel, auf der wir standen, war ein grenzenloses Nichts. Schwärze, ein Universum ohne Sternenlicht.

"Werden wir hier je wieder wegkönnen? Was wenn sie uns nie finden werden? Bei Merlins Barte, was haben wir getan?" Vollkommen verwirrt und eingeschüchtert sackte ich in mich zusammen und blieb auf dem weichen, von Teppichen belgten Boden liegen. Ich hörte wie Draco sich neben mir niederließ und seinen Kopf auf ein Kissen bettete. Seine warme Hand legte sich auf meine Schulter und fuhr langsam darüber. Jedoch wurde mir dadurch nicht wärmer, sondern nur noch kälter. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus und ich zitterte leicht. „Dir ist ja ganz kalt", bemerkte Draco und nahm seine warme Hand von mir, stützte sich mit ihr auf dem Boden ab und verschwand hinter einem Stapel Bücher. Als er zurückkam, bepackt mit einer Decke, kniete er sich neben mich und breitete die Decke über mir aus.
„Nun, ich denke wir müssen einfach abwarten. Einen Ausweg gibt es in diesem ... Raum anscheinend nicht, aber wenigstens haben wir Unmengen an Bonbons und Keksen. Oh, Kakao meine ich auch zu riechen", er zog seine linke Augenbraue in die Höhe und lächelte mich verschmitzt an. „Ja, meine Güte ich hatte eben Appetit nach dem Dinner mit Slughorn." Draco lachte kehlig und klang dabei irgendwie seltsam befreit. „Ich hole uns eine Packung Kekse und etwas Kakao", er stand wieder auf, verschwand hinter Büchern, Schränken und Standuhren und kam kurze Zeit später wieder. Draco legte eine Packung Schokoladenkekse auf meinen Schoß und füllte Kakao in zwei Porzellantassen. Hinter seinem Rücken holte er eine Flasche Karamell-Likör hervor und kippte ein paar Schüsse davon in den dampfenden Kakao. „Eine heiße Schokolade für die Dame?", er hielt mir die Tasse vor, bis ich sie ihm aus der Hand nahm. ich nippte an meinem Kakao und stellte fest, dass es der beste Kakao war, den ich je getrunken hatte. "Der schmeckt unbeschreiblich ...", Draco fiel mir ins Wort. "Schlecht?" Ich schüttelte den Kopf und antwortete: "Unbeschreiblich gut." Er stöhnte gespielt erleichtert auf und setzte sich neben mich. Er strich ein paar Mal über die heißen Wände seiner Tasse, bis er selber einen Schluck nahm und sich danach den Schaum von seinen Lippen leckte. "Moms Geheimrezept. Viel Milch, Unmengen an Kakao und natürlich etwas Karamell-Likör, um dem ganzen die nötige Süße zu verleihen. Und vielleicht die Stimmung an einem kalten Tag aufzuhellen", abwesend starrte er in die Leere um unsere kleine Insel. Eine Weile blieb ich still, trank meinen Spezial-Kakao und wartete ab, dass Draco etwas zu mir sagte, doch er blieb still.

"Was hast du hier zu suchen? Im Raum der Wünsche, meine ich", fragte ich ihn.
Er schien zu überlegen, bis er schließlich leise mit gesenkter Stimme sagte: "Jeder hat seine Aufgaben, seine Pflichten. Ich fühle mich meiner Familie verpflichtet. Ich würde alles dafür tun sie in Sicherheit zu wissen. Verstehst du das?" Ich nickte. Mum, Dad und Oleander bedeuteten mir mehr als alles andere. "Seitdem ich ein ... ein Todesser bin, muss ich meine Pflichten erfüllen, um meine Familie am Leben zu erhalten. Auch hier, auch in Hogwarts."
Draco tat mir Leid. Er hatte immer unter seiner Familie gelitten. Unter den Erwartungen seines Vaters, denen er nie gerecht werden konnte und darunter, welchen Ruf die Malfoys bei manchen hatten. Er hatte sie trotzdem geliebt und war nun bereit dafür sein Leben als junger Zauberer gegen das eines Todesssers einzutauschen, damit seine Eltern sicher waren.
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Warum tarf das alles Draco? Warum musste ausgerechnet alles jetzt so verdammt kompliziert sein? Eine einsame Träne kullerte meine Wange hinunter.
Draco schaute mich hilflos an. Er wischte die Träne von meiner Wange, seine rauen Finger berührten mich viel zu sanft, sodass ich wie hypnotisiert von seiner Berührung in seine blau-grauen Augen sah. Seine Pupillen weiteten sich und das wilde Meer seiner Augenfarbe wich einem dunklen, schwarzen Verlangen, so schwarz wie die Nacht, wie fünf Jahre ohne ihn, wie das leere Universum um uns.
Seine Hände wanderten an meinem Kinn entlang, umfuhren die Kurven meiner Lippen und strichen an meinem Haaransatz entlang.
Seine Augen blieben verschlungen mit meinen, als könnte er sich nicht von meinem Anblick losreißen.

"Aber du, du bist der einzig wahre Grund, warum ich all meine Pflichten erfüllen muss, erfüllen will. Du bist es wert beschützt zu werden", flüsterte er.
Seine Hand hob mein Kinn an, er blickte mir noch tiefer in die Augen.
Die Zeit gefror.

Draco's Lippen lagen bereits auf meinen, als ich erkannte, welche Gefahr von ihnen ausging.

Sein herber Duft umfing mich, seine weichen Lippen küssten meine.
Verzweifelt, hungrig, hilflos, zärtlich.
Ich schmeckte meine Tränen, seinen heißen Atem.
Ich fiel, ich fiel weiter als man fallen könnte in die schwarze Leere, nur Draco's Lippen auf meinen zählten.

Es war perfekt.

Hallo,
seit November kam leider kein Kapitel mehr. Es tut mir Leid, jedoch hoffe ich, dass ihr trotzdem noch Freude an der Geschichte habt und beim nächsten Kapitel wieder dabei seid!
Bis dann,
eure Amelie.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 09, 2019 ⏰

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