Träume vergangener Zeiten

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Aufgeregt stapften unzählige Erstklässler vor mir her. Ich war einer von ihnen. Neben mir lief Draco Malfoy. Seit diesem Sommer pflegte er es sich seine Haare nach hinten zu legen. Es war eindeutig Geschmackssache, denn mir gefiel es kein bisschen.
Professor McGonagall stakste in die große Halle. Ich spürte die Aufregung in meinem gesamten Körper. In welches Haus würde ich kommen? Würde ich mich wohlfühlen? Wie waren die anderen Erstklässler wohl?
Draco zog mich beiseite. "Schau mal, Tensi! Das ist sicherlich Weaselby", er zeigte auf einen rothaarigen Jungen. "Seine Robe sieht aus als hätte sie schon seine Urgroßmutter getragen." Gehässig schnaubte er. „Draco! Nur weil er nicht soviel Geld hat wie deine Familie, kann er trotzdem ganz nett sein", tadelte ich ihn. Angewidert und mit hochgewogenen Augenbrauen sah er mich an. "Mit so einem wie Weaselby kann man nicht befreundet sein!", antwortete er ebenso patzig wie belehrend.
Der junge Malfoy schaute sich um und blieb an einem schwarzhaarigen Jungen hängen.
"Es ist also wahr, ... was man im Zug gesagt hat. Harry Potter ist nach Hogwarts gekommen.", machte Draco auf sich aufmerksam. Weasley und Potter drehten sich um.
"Darf ich vorstellen? Hortensia Abbott. Ihr Vater arbeitete im Ministerium und ihre Mutter ist Autorin von Bestsellern, aber , na ja, deine Familie hätte es ja eigentlich auch nicht nötig zu arbeiten, Hortensia!" Prahlend lächelte er zwischen mir und Potter her.
"Ähm ... ja, Draco", verschämt lächelte ich. Betreten streckte ich meine Hand zuerst Potter, dann Weasley hin.
"Und das hier sind Grabb und Goyle." Die zwei Hohlköpfe lächelten dreckig. "Und ich bin Malfoy. Draco Malfoy."
Der rothaarige Junge lachte leise. Dracos vernichtender Blick glitt rasend schnell zu ihm herrüber.
"Du findest mein Name ist lustig, tust du, oder? Deinen muss ich ja gar nicht erst erfragen ... Rote Haare und eine schmutzige Robe: Du musst ein Weasley sein!"
Abfällig starrte er ihn an.
"Du solltest wissen, dass einige Zaubererfamilien besser sind als andere, Potter. Du willst nicht mit den Falschen befreundet sein. Ich kann dir da helfen!" Er streckte seine Hand aus.
Wie konnte er nur? Sein Gehabe war ja wohl das letzte! Weder er noch ich noch sonst irgendjemand war "besser". Und wenn man sich von einigen hier fern halten sollte, dann wusste Draco das sicherlich nicht!
"Ich denke, dass ich selber weiß, wer die Falschen sind. Danke", erwiderte Potter hochnäsig.
Professor McGonagall klopfte Draco auf die Schulter. Er drehte sich zu ihr um, drehte sich wieder zu Potter und warf ihm einen letzten, giftigen Blick zu.
"Was war das denn, Draco?!", schnauzte ich ihn an. "Was soll das gewesen sein? Mein Vater hat gesagt ich soll mich an Potter halten!", fauchte er. "Dein Vater!", krächzte ich. "Und was ist mit mir?", fragte ich.
"Was soll mit dir sein?", knurrte er. Ich verzog meine bebende Lippe. Unglücklich blickte ich in seine grau-blauen Augen. "Was willst du damit sagen?", fragte ich ihn.
Er blickte durch die Reihen. "Auf dieser Schule eröffnen sich mir neue Möglichkeiten. Und offenbar willst du mich nicht dabei unterstützen, also langweile mich nicht mit deinem süßen Gerede über Leute wie Weaselby!" Missachtend blickt er zu mir herab. Wütend wischte ich mir die ersten Tränen aus den Augenwinkeln."Ich habe gedacht, dass du anders bist als deine Eltern. Du bist genauso verblendet wie sie! Unser Moment ist wohl vorbei, wenn du meine Freundschaft nicht mehr willst!" Ich schluckte und drehte mich weg. Ein dunkelhaariges Mädchen lachte dumm.
Ich zeigte auf Draco. "Wenn du das so lustig findest, ist hier vielleicht dein richtiger Platz!", rief ich ihr zu. Sie murrte und schaute weg.

Als wir uns in Bewegung setzten, um in die große Halle zu gehen, musterte ich Malfoy ein letztes Mal. Er spuckte auf die Stelle, wo ich gestanden hatte.

Schweratmend wachte ich auf. Der Traum war genauso gewesen, wie ich den Tag damals erlebt hatte. Ich strich mir durch meine Haare. Bei Merlin, was träumte ich eigentlich für einen Scheiß! Daphne regte sich müde im Bett neben mir. "Wie viel Uhr ist es?", murrte sie. Ich klappte das Medaillon meiner Halskette auf und sah, dass es sieben Uhr dreißig war. "In einer halben Stunde sollten wir beim Frühstück sein." Ich stand auf und zog einen grünen Rock hervor, dazu zog ich eine Bluse und einen übergroßen Blazer an. Ich krempelte die Ärmel des schwarzen Blazers hoch und kämmte meine Haare, die ich zu einem langen Zopf flocht. Heute würde ich meine erste Stunde Zaubertränke bei Professor Slughorn haben. Zaubertränke war mein Lieblingsfach, selbst bei Professor Snape. Mein Glück war, dass er mich gerne mochte, warum wusste ich auch nicht. Ich zog eine Strumpfhose an, die etwas dicker war, denn draußen war es schon mächtig kalt. Obwohl es erst Anfang September war, war der Himmel grau und es hingen dicke Nebelschwarden in der Luft.

My father won't hear about this   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt