Kapitel 06 - Diana

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Kapitel 06 – Diana

Ich musste für einen Moment bewusstlos gewesen sein, denn das nächste was ich wusste, war, dass ich auf dem Boden lag und gegen das Licht der Sonne anblinzelte, das durch das Glasdach herein fiel. An meiner Brust pulsierte immer noch die Hitze des Anhängers und mein Kopf tat weh. Doch ich wusste eine Sache mehr:

Magie existierte.

Dessen war ich mir nun sicher. Dieser violette Kokon, in dem ich eben noch gefangen war, war Beweis genug.

„Wie hast du das gemacht, du verfluchtes Stück? Du bist ein Mensch! Du hast mir nichts entgegenzusetzen!" fuhr mich auch schon eine Stimme an. Ich setzte mich auf und entdeckte eine erschöpfte Cleo, die sich kraftlos über das Pult beugte und nach Atem rang. Sie wirkte nicht mehr ansatzweise elegant, so wie sie vorhin die Treppe hinauf gegangen war, sondern war nun glanzlos und vor allem wütend. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich bereits fünf Meter unter der Erde, so wie sie mich mit ihren violetten Augen anblitzte.

„Das ist doch jetzt erstmal egal, Cleo!" fuhr Arik sie an und streckte mir den Arm hin „Bist du okay, Diana?" fragte er und half mir aufzustehen. Ich sackte erst einmal gegen den nächsten Tisch, weshalb Arik mir einen Stuhl heran zog und ich mich dankbar darauf sinken ließ. Alles in meinem Kopf drehte sich.

„Danke, ich bin soweit okay" murmelte ich und lächelte Arik an. Windböen umspielten mich wieder, doch diesmal klebten meine Strähnen schweißnass an meiner Stirn. Ich genoss das kühle Gefühl auf meiner Haut einen Moment lang stumm, ehe sich Arik wieder von mit entfernte und auf einen anderen Stuhl setzte.

„Aber ernsthaft, wie hast du das gemacht?" fragte Cynthia von Seite der Tür aus. Auf dem Boden saß, an sie gelehnt, Leon mit schmerzverzerrtem Blick. Neben ihm hockte Sarya und inspizierte seine Hände – sie waren voller scharlachroter Brandblasen, die Haut hing regelrecht in Fetzen.

„Ich... ich habe keine Ahnung" stammelte ich und starrte erschrocken auf Leons Hände. Was war nur passiert? „Das wollte ich nicht. Irgendwie war da diese Hitze von meinem Anhänger und dann war auf einmal alles hell" beschrieb ich, was passiert war.

„Anhänger?" fragte Mrs. Briardale neben dem Pult und sah mich interessiert an. Sie war bis eben nahezu erstarrt gewesen, auch sie war geschockt. Langsam kehrte ein Ausdruck von Erstaunen in ihr Gesicht zurück „Der mit dem Stern?"

„Ja, er ist noch ganz warm. Er pulsiert regelrecht" sagte ich und zog mit zittrigen Fingern an dem Lederband um meinen Hals. Der Anhänger kam zum Vorschein und ich hörte Cleo entsetzt nach Luft schnappen.

„Woher hast du das? Das ist ein Amulett der Sieben! Du hast kein Recht so eines zu besitzen" sagte sie und hätte mir in diesem Moment wohl am liebsten die Kette vom Hals gerissen, wenn sie sich hätte bewegen können. Doch sie war noch erschöpfter als ich, der gerade irgendein Zauber um die Ohren geflogen war.

„Das ist ein Erbstück" sagte ich bemüht ruhig, aber meine Stimme brach, weil ich so heftig zitterte „Ich trage es, seit ich denken kann. Meine Mutter meinte, dass das von meiner toten Großmutter sein muss. Ich hab sie nie kennen gelernt, also kann ich sie nicht fragen"

„Das ist durchaus interessant" sagte Mrs. Briardale und kam auf mich zu „Ich würde mir das Amulett gerne genauer ansehen, wenn ich darf"

Ich schüttelte den Kopf, woraufhin die Welt erneut in Drehung geriet. Stöhnend hielt ich eine Hand an meinen Kopf, wartete, bis mein Blickfeld langsam wieder einen Fixpunkt bekam.

„Lassen sie mich in Ruhe. Sie werden es mir ohnehin abnehmen und dann wieder Cleo zaubern lassen" zischte ich und wandte mich von Mrs. Briardale ab. Sie hatte mich verraten, ich würde ihr keinen Meter mehr trauen, ganz sicher nicht.

Die Macht der SiebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt