Die Macht der Sieben

Kapitel 08 - Cynthia

Kapitel 08 – Cynthia

„Wohin fahren wir jetzt eigentlich?" fragte Diana zum wiederholten Male. Cynthia lachte und grinste sie an, ehe sie den Halteknopf im Bus drückte. „Gewerbegebiet Nord" war die nächste Station. Der Bus passierte eine Unterführung, dann fuhr er weiter in das Gewerbegebiet hinein.

„Siehst du doch" meinte die Werwölfin und stand auf. Sie war schon hin und wieder mit Arik hier gewesen, daher kannte auch sie den Weg. Außerdem lief sie hier gerne bei Vollmond entlang.

Cynthia sprang mit einem Satz aus dem Bus, als sich die Türen öffneten. Sie landete, trotz ihrer schweren Stiefel, leichtfüßig und federte sacht in den Knien. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass Diana es nicht so leicht hatte, allerdings bot Arik ihr seinen Arm an, sodass sie sich festhalten konnte.

„Danke dir" murmelte Diana und hielt sich die Hüfte, ehe ihr Blick wieder auf Cynthia fiel „Was tun wir im alten Industriegebiet? Hier ist doch nichts mehr, die Hallen stehen fast alle leer"

„Das ist genau der Punkt" Arik grinste breit und zog den Reißverschluss seines Rucksacks auf. Es erklang wieder das Geräusch von Metall auf Metall und er zog eine Spraydose hervor. Diana machte große Augen „Wir gehen an einen meiner Lieblingsorte"

„Du meinst, wir gehen sprayen?" entgegnete Diana „Das ist illegal"

Arik lachte herzhaft und Cynthia schenkte ihrer neuen Freundin einen beruhigenden Blick. Sie hatte die Mine sorgenvoll verzogen, sah sich um, als würde sie etwas suchen.

„Wir müssen noch ein Stück laufen, hier ist es noch nicht" sagte Arik grinsend „Kennst du den alten Nordbahnhof?"

„Der ist doch schon seit Jahren stillgelegt. Seit es in den Bergwerken nichts mehr zu holen gibt, fahren da auch keine Züge mehr. Was wollen wir..." Diana verstummte für einen Moment „Oh. Verstehe. Macht Sinn, wenn wir dahin gehen"

„Mach dir keinen Kopf, Dana. Der Nordbahnhof ist menschenleer. Abgesehen davon habe ich den Ort mit einem kleinen Zauber belegt. Falls doch jemand den Bahnhof betritt, werden wir es vorher merken" der Sturmbote nickte ihr zu, dann ging er weiter voraus. Sie passierten diverse Fabrikhallen, von denen nicht viele belegt waren. Die meisten warben mit „Zu verkaufen"-Schildern

„Mir ist immer noch nicht ganz wohl bei der Sache" murmelte Diana leise und schüttelte den Kopf.

„Keine Sorge, ich hab dir doch was versprochen" sagte Cynthia und schenkte Diana ein Lächeln. Irgendwie hatte die Werwölfin sie sehr schnell ins Herz geschlossen. Es hieß nicht umsonst, dass man jemanden gut riechen konnte. Bei Werwölfen traf dieser Ausdruck mehr als nur ins Schwarze. Ihr feiner Geruchssinn verriet ihnen viel über die Person vor ihnen, sie brauchten nur einmal zu schnuppern. Und Diana war Cynthia auf Anhieb sympathisch. Es tat ihr Leid, wie verloren sie gewirkt hatte, obwohl sie doch in die magische Welt gehörte, dessen war sich Cynthia sicher.

Irgendwas in ihr hatte ihren Beschützerinstinkt geweckt, ironischerweise, immerhin war Cynthia doch jünger. Aber das war nun mal die Alphawölfin in ihr – ihr Rudel würde sie verteidigen. Und bis zu dem Tag, an dem sie das Wolfsrudel von Silberheide anführen würde, war die M-Klasse ihr Rudel.

„Hey, Cyn" rief Arik ihr zu „Wir müssen hier rein!"

Er stand ein paar Meter hinter ihr vor einem Zaun, der an mehreren Stellen aufgebogen und beiseite geräumt wurde. Eine der Öffnungen war so weit von dem wuchernden Gestrüpp befreit worden, dass man dort auf die andere Seite schlüpfen konnte. Diana stand neben ihm und beäugte das Loch kritisch.

„Sorry, ich war ein bisschen in Gedanken" meinte Cynthia und war mit einem Satz zurück bei Arik und Diana. Sie tauchte als erste unter dem Zaun hindurch, wobei einige Gräser ihre Nase kitzelten. Sie nieste einmal und schüttelte sich kurz.