Kapitel 6

14 0 0
                                    


Kurz vor halb 6 stand ich auf dem Parkplatz vom "Fallen Angel". Ich nahm mir mein Handy und den hellbraunen Mantel mit und ging zur Vordertür rein. Prompt verharrte ich und sah Tony hinter der Bar stehen. Er sah unglaublich gut aus, noch besser als beim ersten Mal. Denn diesmal trug er eine verwaschenen Jeans, die locker auf seiner Hüfte saß, mit einem blauen Hemd samt weißem Kragen und einer dunkelgrauen Weste. Es raubte mir den Atem ihn so anstarren zu können. Ich nieste und er schaute zu mir auf.

"Gesundheit" Er schmunzelte. "Schön dich hier pünktlich zu sehen. Ich hab noch zu tun aber Sophie wird dich herumführen und über unseren Hergang unterrichten."

Ich nickte nur während mich seine blauen Augen in den Bann zogen. Dann unterbrach er unseren Blickkontakt, nahm seine Sachen und verschwand. Erstmals schaute ich mich wirklich um, entdeckte dabei die leeren Weinflaschen, die an der Decke am Eingang angebracht wurden. Es war wohl die Aufregung, dass ich es die letzten beiden Male übersah. Wie viele es wohl sind?

"Hey, du musst Elisa sein. Ich bin Sophie. Nett dich kennenzulernen."

"Die Freude ist ganz meinerseits." Sie lächelte mich an.

"Ich führe dich erst einmal ein bisschen herum." Wir gingen hinter die Bar und sie fuhr fort. "Du wirst sicherlich auch hinter der Bar hantieren. Also diesen Eimer füllst du immer mit Eiswürfeln auf, wenn dieser fast oder alle ist. Das silberne Gefäß stand gegenüber des Ausgabetisches im Regal mit den Gläsern. Zum Anfang der Theke schlenderte sie und zeigte auf eine Spülmaschine. "Hier stellst du die dreckigen Gläser rein oder einfach in der Nähe, wenn gerade wieder viel Betrieb ist. Hier lang gehts zur Küche." An der rechten Seite schreiterten wir durch die Schwingtür. Ich starrte die ganze Zeit auf meine Füße um vor Aufregung nicht noch sie zu fallen. In dem Moment als ich die Schwingtür öffnete stoß ich mit meinem Chef zusammen. Ich verlor kurzzeitig das Gleichgewicht und Tony legte gerade noch seine Hand um meine Hüfte. Hitze durchströmte mich und mein Atem ging unregelmäßig. 

"Es tut mir leid. Ich hab nicht hingeschaut ... Ich ..."

Doch trotz der plötzlich gekommen Wärme die mich durchströmte, war mir die Situation unangenehm und ich schaute herab. Aber er unterbrach mich indem er erst seine Hand um mein Kinn legte, damit ich ihn ansah und dann mit dem Daumen meine Lippen zum Schweigen brachte. 

"Hey... alles in bester Ordnung." Erst lächelte er und wir schauten uns noch Sekunden lang in die Augen und die Spannung wurde immer intensiver. Ich hatte das Gefühl, dass die Welt für eine Weile lang still stand. Aber dann verfinsterte sich sein Blick und er löste sich von mir. Es war ein schreckliches Gefühl, als er mich ohne weiteres stehen ließ.

"Beeilt euch. Wir eröffnen gleich." Und er entfernte sich wieder. In diesem Moment wünschte ich er hätte seine Hand nicht weggenommen. Ich wäre ihm nährgekommen und meine Lippen gegen seine gepresst und mir wäre es scheißegal was Sophie gesagt oder getan hätte, denn ich glaubte fest daran, dass nicht nur ich diese Anziehungskraft zwischen uns spürte. Für diesen Moment gab es nur mich und ihn. Es war sicherlich besser, dass er gegangen ist. Tony ist schließlich mein Chef und mich gleich am ersten Tag an den Arbeitgeber zu schmeißen, würde dies wahrscheinlich zu meinem kürzesten Arbeitstag werden lassen.

Diesen Rundgang beendeten wir und Sophie gab mir zum Schluss noch meine Schürze. Diese war mit dem Namen und Symbol  des "Fallen Angel" in der linken oberen Ecke bestickt.

"Ich weiß ja, dass du schon öfters gekellnert hast, aber wir haben nicht mehr viel Zeit bis wir eröffnen, also schlag ich vor, wenn du nur hilfst die Gerichte rauszutragen, sie später wieder abräumst und die Tische wieder säuberst, hilfst du mir ungemein. Schließlich sind nicht jede Computer gleich. Ich zeig dir morgen denn den Rest. Vorausgesetzt du wirst nicht rausgeschmissen." Sie zwinkerte mir zu.

"Danke Sophie."

"Kein Problem." Wir gingen nach vorne und dort trafen bereits die ersten Gäste ein. Ich hatte wirklich alle Hände voll zu tun. Auch wenn ich, hoffentlich, erst den nächsten Abend Bestellungen aufnehmen würde, war es heute trotzdem so voll, dass es gereicht hatte. Teller und Besteck brachte ich jeweils immer zu der linken Seite der Bar, durch die Schwingtür zu den Köchen. Bei jedem Abliefern, brachten mich die Jungs zum Lachen. Entweder sagten sie etwas über meine Fußballmannschaft wie Schweinsteiger oder machten mir Komplimente. Mit einem Lachen oder schmunzeln verließ ich den Kochbereich. Mich beschlich auch das leise Gefühl, dass Tony mich dauernd beobachtete. Aber es war wahrscheinlich nur eine Sinnestäuschung, denn jedes Mal, wenn ich zu ihm hinübersah, sprach er mit den Gästen oder servierte Getränke. Schon bald war meine Schicht zu Ende. Sophie und ich hatten jede Menge Spaß, aber Tony sprach nicht ein Wort mit mir. Den ganzen Abend über war Sophie nur die Übermittlerin. Es störte mich. Ganz ehrlich. Wieso sprach er nicht mit mir, wenn er was wollte? Hatte ich etwas falsch gemacht? Nein! Wir gingen aus dem Pub, um nach Hause zu gehen. 

"Danke Sophie, dass du mir so geholfen hast. Ich hoffe so sehr, dass ich bei euch arbeiten kann. Es war echt schön."

"Oh ja du warst echt gut. Ich meine ist ja nicht so, als ob du zum ersten Mal kellnerst. Tony wird dich ganz sicher übernehmen und wenn nicht, denn werde ich ihn kräftig in den Hintern treten." Sie lächelte mich an. 

"Ja, wer würde denn nicht in DIESEN Knickarsch treten wollen." Wir fingen beide laut an zu lachen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 18, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Liebe kennt keine GrenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt