27. auf der Bettkante

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"Granger?"
Hermine hatte sich lange nicht mehr so erschrocken.
"Ja." flüsterte sie nur, noch immer mit rasendem Herzen. "Was willst du hier?" Das war eine gute Frage. Was hatte Hermine sich hier erhofft? Was wollte sie hören? Sehen? Wieso war sie hier?
"Ich glaube.." sie zögerte etwas, "ich glaube ich Ähm.. Ich glaub' ich hab' mir Sorgen gemacht." Draco zuckte erneut vor Schmerz zusammen, musterte dann aber anschließend mit seinen sturmgrauen Augen die hilflose Gryffindor. "Nicht nötig." keuchte er. "Stimmt, du machst mir einen topfiten Eindruck." scherzte sie sarkastisch, und schaute zu Madame Pomfrey, die nun ebenfalls and Bett getreten war.

"So, das wird weh tun." grinste sie fröhlich, und schraubte eine kleine, rot gläserne Flasche auf. "Was ist das?" fragte Hermine interessiert. "Den Namen könntest du sowieso nicht aussprechen. Aber es ist etwas für seine Wunden. Sie sind zwar zusammen gezaubert, jedoch bringt das nichts auf Langzeit." "Okay, und wird das heilen?" Madame Pomfrey schien leicht empört zu sein. "Denkst du ich bin aus Spaß Schulsanitäterin? Das hier ist eine Leichtigkeit. Also, aus dem Weg." unsanft schob sie Hermine beiseite und knöpfte rasch sein Hemd auf, wodurch er noch mehr zuckte vor Schmerz.

"Was ist das bitte?" erschrocken deutete sie auf die Schnittwunde auf Draco's Bauch. "Woher kommt die? Jawohl nicht von Mister Potter." "Nein!" keuchte Draco, doch verstummte dann auch wieder.

Hermine wusste keine Antwort. Sie selbst würde zu gerne wissen woher er diesen Schmitt hatte, doch er verriet ihr ja nichts.

"Nun gut, dann werde ich die wohl auch versorgen, scheint kein Problem zu werden. Mister Malfoy scheint sich ordentlich drum gekümmert zu haben." Automatisch musste Hermine leicht Lächeln, und schaute zu Draco, welcher jedoch die Augen geschlossen hatte.
"Gut, ich muss dann nun runter, das Abendessen steht sicherlich schon bereit." "Natürlich, guten Appetit!" flötete Madame Pomfrey. Draco griff Hermine's Handgelenk, und schaute sie an. "Danke." flüsterte er, doch Hermine tat dies mit einem Kopfschütteln ab. Ihr Lippen waren zu einem schmalen Strich gezogen, und ihre Augenbrauen hoch gezogen.

"Wie lange kann ein normaler Mensch brauchen um ein Buch zu holen? Und es dann auch noch vergessen?" Ungläubig musterte Ron Hermine, welche eine leichte Verspätung hatte. "Ja, ich wurde nunmal aufgehalten, okay?" "Wusste ja nicht, dass dein Typ so gefragt ist!" grinste Ron gehässig, und deutete auf den Platz neben sich auf der Bank. "Tja, ich bin immer wieder für Überraschungen gut!"

Sie fingen an zu Essen, und unterhielten sich angeregt über die bevorstehende Quidditch Saison. Hermines Gedanken jedoch waren weder bei der neuen Team Auswahl, noch bei der Aufstellung der Spieler. Viel mehr dachte sie an Malfoy, wie er sich dort oben quälte vor Schmerzen. Sie sollte lachen, auf ihn zeigen, es ihm gönnen zu leiden! Doch das tat sie nicht. Sie fand den Gedanken grauenvoll hier unten in der Großen Halle zu sitzen und zu Essen, während nicht mal fest stand, wann Draco seine nächste Mahlzeit überhaupt Anschauen könnte. Unruhig rutschte sie von einer Seite zur anderen und tippte mit den Füßen auf dem Boden herum.

"Hermine," grinste Harry breit, "wenn du's nicht mehr erwarten kannst bis dein Buch den Weg zu dir gefunden hat, dann geh' doch! Niemand zwingt dich hier vor'm leer geputzten Teller zu warten." Das ließ sich Hermine nicht zwei Mal sagen, schon hatte sie sich erhoben und war aus der Großen Halle geflohen.

Sie war Harry mehr als nur dankbar für diese Erlösung. Wobei sie sich fast sicher war er spürte, dass es hier um keines ihrer geliebten Bücher ging.

Langsam und ruhigen Schrittes bog sie in den Krankenflügel ein. Ihr Glück; Madame Pomfrey war nirgends zu sehen. Also setzte sie ihren Weg fort zum vorletzten Bett, und stellte sich wieder auf die rechte Seite des Bettes.

Ihr Blick musterte Malfoy. Seine Schnittwunde hatte Madame Pomfrey offen gelegt damit Luft rankommen konnte, seine Haut war blasser als sonst, seine restlichen Narben waren eingecremt, und seine Augen geschlossen. Er sah friedlich aus, wie ein kleines Lamm mit zotteligen Haaren. Doch hinter dem Lamm schlummerte das Monster, und hinter dem Monster: der Frieden.
Diese Vorstellung ließ Hermine kopfschüttelnd Lächeln. So schön es auch wäre, es war nicht wahr. Hinter dem Lamm schlief ein Monster, hinter dem Monster ein Biest, und hinter dem Biest ein Psychopath.

Die sturmgrauen Augen blinzelten langsam und erschöpft. Als er Hermine neben seinem Bett erblickte wirkte er wieder hellwach, so gut es in seinem Zustand möglich war.
"Granger, du solltest--" "Essen? Danke weiß ich." vollendete sie seinen Satz, und schaute auf seine Bauchwunde.
"Hast du dir schon überlegt wie du ihr das da erklären willst? Wie mir? 'Geht Sie nichts an'?" Draco schaute auf seinen Bauch und zuckte mit den Achseln. "Anscheinend schon. Du hast es gerade so angepriesen, da wäre es doch unhöflich Prinzessin Gryffindor diesen Wunsch abzuschlagen." bitter süß grinste er, welches jedoch schnell verflog. "Malfoy, die wird eine vernünftige Antwort haben wollen." "Ja, dann hab' ich mich halt verletzt an einem Stacheldraht, mein Gott. Ist doch egal, Hauptsache das Ding verschwindet." "Eine Narbe wirst du mindestens behalten. Ich meine, ich sehe dein halbes Fleisch, und das ziemlich tief. Das muss doch höllisch weh tun!" Draco schwieg.

Das tat nicht weh, nicht das körperliche. Die Folter, die unsichtbaren Kräfte und Schläge waren nicht mehr schlimm. Schlimm war die Psychische Belastung, der Druck. Er konnte, und wollte ihn nicht mehr spüren, doch es wurde ihm aufgezwungen wie dem Pferd der Reiter, unnatürlicher Stress.

"Nein." brachte er nur leise hervor. Leise seufzend deutete Hermine neben ihn auf das Bett, wo seine Hand lag. "Ist da noch Platz?" Draco nickte stumm. Sie setzte sich vorsichtig dorthin, wo Draco gerade seine Hand weg genommen hatte und schaute ihn an, sagte aber nichts. Erst nach einer Weile schien sich Draco nicht mehr beherrschen zu können.

"Wieso bist du hier?" Er seufzte schwer hörbar, "ich meine, nicht mal Pansy ist hier gewesen." "Frag' das nicht meinen Kopf. Das hat nicht mein gesunder Menschenversand entschieden, dass ich hier bin, sondern mein Bauch." Draco nickte und dachte einen Augenblick über ihre Worte nach.

"Wenn Pansy kommt sag' ihr, dass es asozial ist als deine--" sie zog scharf Luft ein, "feste Freundin--" sie atmete aus, "nicht sofort zu erscheinen wenn es dir schlecht geht."
Mit diesen Worten, welche sie ziemlich schwer über ihre Lippen brachte, verließ sie den Krankenflügel Richtung Gryffindor Turm und ließ Draco alleine zurück.

Asassin Malfoy ~ 1 | #DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt