34. das Klavierspiel

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Sie war schon etwas spät, weshalb sich Hermine noch hastiger die Treppen hinunter schwang. Sie hasste es verspätet zu sein, selbst beim Abendessen konnte sie es nicht leiden als eine der letzten zu erscheinen.

Kurz vor der großen Halle kam sie noch an den Treppen hinunter in
die Kerker vorbei. Die Treppen herauf kam gerade Malfoy, welcher sie nun ebenso bemerkte.

"Eilig, Granger?" fragte er mit hochgezogener Augenbraue. "Zufällig ja." Sie musterte ihn, und ihr Blick hielt an seinem linken Unterarm, welcher verbunden zu sein schien. "Ist alles okay?" fragte sie kleinlaut. Malfoy schaute auf seinen Arm und zog etwas panisch seinen Ärmel über den hervor blitzenden Verband. "Klar." brachte er nur abgehackt über die Lippen, ehe sich ihre Wege trennten, und sie die große Halle betraten, jeweils zu ihren Haustafeln.

Hermine glaubte ihm kein Wort. Ein weiterer Verband hieß eine weitere Wunde, oder ein weiterer Schnitt. Und der Gedanke daran, dass Malfoy heute wieder gelitten hatte, während sie mit Dean in Hogsmeade gelacht hatte, ließ sie erschaudern.

Während des Essens verblieb Hermine still, schaute unentwegt zu Malfoy rüber. Dieser hatte seinen Blick auf seinen leeren Teller gerichtet, und starrte diesen einfach nur an. Er aß nichts, und Hermine hatte das Gefühl, er würde dieses eine Mal Dumbledore's Rede zuhören. Er schien als würde er quasi an seinen Lippen hängen, und auch als er fertig gesprochen hatte und sich die meisten zur Bettruhe erhoben, blieben seine Blicke auf den alten Mann gerichtet.
Hermines Bauch gefiel diese Art von Malfoy ganz und gar nicht. Auch Pansy sprach kein Wort mit ihm, so auch Blaise nicht. Es schien als ob sie sich alle drei heftig zerstritten hätten. Pansy war wahrscheinlich einfach beleidigt wegen der Sache mit dem Unternehmen, aber wieso Blaise sauer sein sollte konnte sie sich nicht erklären. Aber gut, sie bekam natürlich auch kaum etwas von deren Gesprächen mit, weshalb also tausend Dinge passiert sein konnten.

Die Große Halle hatte er hinter sich gelassen, und war nun wieder auf dem Weg in den Raum der Wünsche. Abends war Draco dort ungestört, und konnte so weiter an dem Kabinett arbeiten.

Doch als es nur noch ein paar Meter bis zum Raum waren, hörte er hinter sich laufende Schritte, welche sich direkt auf ihn zu bewegten. Er ging jedoch unbeirrt weiter, und erst als er eine dunkelhaarige Gryffindor neben sich bemerkte schaute er nach links.

"Deine Mission..?" fragte er streng, um sich nichts anmerken zu lassen. "Gehst du in den Raum der Wünsche?" "Hatte ich eigentlich vor. Aber vielleicht änder' ich meine Meinung ja jetzt." Granger schüttelte ihren Kopf und lächelte. "Ach was, ich wollte etwas Klavier spielen und ich könnte eine zweite Meinung wirklich mal gebrauchen."
War sie krank? Völlig durch geknallt wohl eher!
"Granger, ich habe sicherlich keine Lust dir beim--" "super, dann kann ich ja auf dich zählen." nahm sie ihm die Chance nein zu sagen, und ging grinsend weiter.

Hermine hatte seine flüchtigen Schritte aus der Halle bemerkt und war sich sicher er würde wieder in den Raum der Wünsche verschwinden. Und sie hatte recht! Sie ließ ihn deshalb nicht 'nein' sagen, da sie es nicht wollte. Sie wollte ihn jetzt nicht gehen lassen, nicht zu Pansy. Sie wollte schauen wie er sich geben würde, würde sie Klavier spielen. Ob er wirklich ein so großes, arrogantes Arschloch war wie sie es immer dachte, oder ob sich hinter dem Biest doch noch ein schlafender, reifer Mann befand.
Woher sie den Mut zu alle dem hatte wusste sie selbst nicht so recht. Vielleicht hatte er ihr vorhin viel Selbstvertrauen gegeben, als er zu ihr schaute während er mit Pansy stritt, vielleicht.

Die Tür öffnete sich für die beiden, und Hermine trat vor Draco hinein. Sie ging gerade auf das alte Klavier zu, und zog sich den Hocker näher an die Tasten.
Draco kam ebenso etwas langsamer als Hermine zum Klavier, und stellte sich daneben, sodass er sich auf den Klavierkasten oben abstützen konnte.
Mit einem ruhigen Ausdruck schaute er im Wechsel von den Tasten hoch auf Hermine, welche nun anfing zu spielen.

Die Melodie welche Granger dem alten Klapperteil entlockte war nicht allzu kompliziert, sondern ganz einfach. Je länger Draco sie dort so beobachtete wie sie spielte, desto mehr fiel ihm auf wie schön sie war.
Das war kein Geheimnis, es wusste jeder: Hermine Granger war nunmal einfach schlichtweg schön. Das konnte selbst der Eisprinz von Slytherin nicht abschreiten.
Doch so im Spielen vertieft wirkte sie noch viel friedlicher als sowieso schon.

Die Melodie fand ihr Ende, und mit der letzten Taste strich ein Vorsichtiges Lächeln über Draco's Gesicht. Dieses verschwand, als die Brünette von den Tasten aufsah und in seine grauen Augen stierte.

"Ich hasse dich dafür, dass ich das sage," seufzte Draco entnervt, "aber du solltest niemals zu spielen aufhören."

Hermines Herz setzte einen Schlag aus, und fing dann doppelt so schnell wieder an zu Scheppern. Ein sanftes Lächeln formte sich auf ihren Lippen.
"Danke, das.. das ist nett." "Gewöhn' dich nicht dran." fügte Malfoy hinzu, welcher sich nun vom Klavier abstieß und wieder gerade stand.
Hermine erhob sich ebenfalls vom Hocker, und stellte sich einige Schritte von ihm entfernt hin, ehe sie sich im Raum umschaute.

"Was das wohl alles ist..?" flüsterte sie ratlos in die Stille hinein. Es war so ruhig, dass sobald Hermine aufhöre zu sprechen, sie ganz genau hören konnte wenn Jemand an der steinernen Wand auf dem Korridor entlang ging.
Etwas gruselig, fand sie.

Einen Moment später spürte Hermine etwas gegen ihre Hand stoßen. Sie zuckte zusammen und schaute hinab auf ihre linke Hand.
An dieser entdeckte sie Draco's, welcher seine gerade zwischen ihren Fingern hindurchschlängelte, und nun ihre hielt.

Perplex schaute Hermine hinab auf ihre Hände. Ein leichter Druck von Draco brachte Hermine aus dem Gleichgewicht, sodass sie einen Schritt auf ihn zu machte.

Sie stand nun vor ihm, in beißender Stille schaute sie zu ihm hoch, er zu ihr herunter.

Draco's linke Hand, welche keine von Hermines Händen hielt, erhob sich nun und legte sich langsam auf die Hüfte der nervösen Gryffindor. Weder sie wusste was gerade geschah, noch Draco tat dies. Er tat einfach das, wonach er sich gerade sehnte. Er tat endlich mal das, was er tun wollte, und nicht sein Vater.

Asassin Malfoy ~ 1 | #DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt