Direkt als ich den Flur betrete und mich umsehe fällt mir auf wie anders alles ist. Nicht im Sinne von › Wow, vor sieben Jahren stand da aber eine Vase! ‹ , mir ist bewusst, dass sieben Jahre eine lange Zeit sein können, aber diese Einrichtung entspricht definitv nicht dem Geschmack von Marc. Okay, man wird erwachsen und mag andere Dinge mit 25 als mit 18. Dennoch schreit mir dieser ganze Flur nur geradezu entgegen, dass er hauptsächlich von Marcs Frau gestaltet wurde, von der er gesprochen hatte. Außerdem fehlt in diesem Haus die wärme, welche seine Mutter immer ausgestrahlt hatte. Wo sie wohl ist und was sie macht?
Marc bemerkt offenbar meine verwirrten Blicke welche von Objekt zu Objekt gleiten. » Ich habe mich verändert. Lucas. Hast du dich ja bekanntlich auch. « Seine Stimme klingt verbittert und obwohl es stimmt was er sagt, glaube ich trotzdem, dass er sich nicht so verändert hat.
Um mich aber nicht mit meinem besten Freund direkt zu streiten lasse ich das Thema ruhen und trete auf eine Tür zu, welche er vor wenigen Sekunden geöffnet hatte. Dahinter befindet sich das Wohnzimmer welches wohl auch mit dem Esszimmer sowie der Küche verbunde ist. Alles in einem ein großer Raum, welcher am Tage wahrscheinlich nichteinmal Lampen benötig da genug Licht durch die vielen Fenster scheint. Vage kann ich mich noch daran erinnern, dass die Räume damals seperat waren und offenbar einige Wände niedergerissen werden mussten um diesen großflächigen Raum zu kreieren.
Hinter mir wird eine Tür geschlossen und Marc geht an mir vorbei und zieht zwei Barhocker zurück welche an einer hohen Theke stehen die wohl auch als Arbeitsplatte in der Küche dient. Schnell komme ich seiner stillen Aufforderung mich zu setzen nach und nehme auf dem verbliebenen Barhocker platz.
» Also.. deine sieben Jahre sind offenbar zuenede und das erste was du machst ist bei mir aufzukreuzen? « , fängt Marc die Unterhaltung an und legt den Kopf schief.
Während ich so darüber nachdenke schäme ich mich sogar etwas, wegen der Tatsache, dass ich eigentlich nur darauf gekommen bin zu ihm zu gehen weil ich versehentlich im Bus eingeschlafen bin und die Endstation in der Nähe seines Hauses ist. » Ja.. Ich.. Ich habe an dich gedacht. An alte Zeiten und meinen.. Besten Freund eben, verstehst du? Dabei weiß ich ja nichtmal was du überhaupt von mir hältst. « , der letzte Satz lässt mich lustlos auflachen ehe ich fortfahre. » Schließlich saß ich sieben verdammte Jahre im scheiß Knast. Weil ich ja meine eigene Mutter umgebracht haben soll. « Wie so oft in meinem Leben stehe ich schon wieder kurz davor Tränen über meine Wangen laufen zu lassen und umgreife mit einer Hand fest die Halskette welche ich seit meiner Freilassung ja endlich wieder tragen darf.
Überraschenderweise umarmt mich der Mann vor mir fest und legt sein Kinn auf meine Schulter. » Ich habe nie an dir gezweifelt. Niemand so ehrliches könnte je seine Mutter umbringen. « Ich bin ehrlich geschockt. Es ist nicht so, als hätte ich erwartet, dass er mich hassen würde, dennoch war mir nicht bewusst, dass er schon damals nicht der Meinung der anderen folgte. » Also.. Beste Freunde? « , frage ich unsicher und hebe meine Faust nachdem der Angesprochene wieder aufrecht saß.
» Beste Freunde. Lucassss « Erwidert er, seine Faust an meine drückend. So hatten wir meinen Namen damals immer ausgesprochen und ich musste auflachen. Diese Betonung entstand als mein Lieblingstier mit sieben Jahren die Schlange war - was sie im nachhinein nur ein oder zwei Wochen blieb - und ich unbedingt wollte, dass das › S ‹ in meinem Namen besonders stark betont wurde. Als der Löwe nach recht kurzer Zeit den Platz meines Lieblingstieres einnahm behielt Marc diese Aussprache jedoch bei, und in gewisser Weise rührt es mich, dass mein bester Freund sich noch daran erinnert, als wäre nie etwas gewesen und ich keine sieben jahren weg gewesen wär.
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I'm Free
Mystery / ThrillerEs war wenige Tage vor seinem 17 Geburtstag, als er mit ansehen musste, wie seine Mutter von einem Einbrecher gegen einen Tisch geschubst wurde. Er sah nur Schatten. Einen der mit einem Schrei zu Boden fiel, und einen der aus dem offenen Fenster spr...