PoV Patrick
Ich wische mir einmal über die Stirn, ehe ich einen erneuten Anlauf starte, Sebastian davon zu überzeugen, dass drei Stunden in diesem Freizeitpark völlig ausreichten, zumal es grade 37 Grad hat. Im Schatten. Und ich Idiot hatte mich überreden lassen, mit Sebastian und seiner Freundin Jodie zu einem Ausflug zu begleiten. So hatte es Sebastian zumindest ausgedruckt. Ich würde es eher als Knutsch-Date mit Anhängsel betiteln, denn die beiden können momentan echt nicht die Finger von einander lassen. Ich seufze. Ich würde wohl ewig single bleiben.
Mein "Gequengel", wie mein Kumpel es inzwischen nennt, ignorieren die beiden und laufen auf das nächste Fahrgeschäft zu. Ich hetze hinterher, und bemerke erst zu spät, dass es eine Achterbahn ist. Die Karte für mich ist schon bezahlt. Und dabei hasse ich solche Höllenfahrten über alles, denn ich habe fürchterliche Höhenangst.
Seufzend sitze ich zehn Minuten später in einer dieser engen, kleinen Zweierreihe. Sebastian und Jodie sitzen irgendwo anders, und so muss ich diese Qual alleine durchstehen. Dachte ich zumindest, bis sich die Sicherungsstange neben mir nochmal hebt und sich jemand setzt.
Es ist ein Junge, etwa so alt wie ich, der sich abenteuerlustig durch die braunen Haare fährt und die Beine baumeln lässt. Wie kann man sich so auf eine Achterbahn freuen?
Die Frage stelle ich mir auch noch, als ich schon zum zweiten Mal eine schräge Kurve fahre, die sich anfühlt wie zwei Loopings auf einmal. Ich kneife die Augen zu und kralle mich an der Stange fest, als wir langsam nach oben fahren. Jetzt kommt wohl die Abfahrt aus 30 Metern Höhe, wie Sebastian mir vorhin noch begeistert erzählt hat. Dieser Lebensmüde.
Ich schnaufe tief ein und aus, als ich plötzlich eine Hand auf meiner spüre. Der Kerl, der neben mir sitzt, guckt mich besorgt an.
"Du bist ganz blass. Sicher, dass du da runter willst?", er zeigt auf die Strecke. Seine Stimme ist sehr tief und irgendwie beruhigend, doch trotzdem kann ich meinen Blick nicht von deiner Hand auf meiner wenden.
"Eigentlich nicht. Aber geht schon.", winke ich ab und auf seinen kritisches Blick füge ich noch ein sarkastisches "sind ja nur 30 Meter" hinzu. Er grinst.
"Kann ich dir irgendwie helfen, damit du auf dem Weg da runter deinen Mageninhalt nicht verlierst?", fragt er dann noch einmal fürsorglich nach und ich überlege.
Um ehrlich zu sein, gefällt mir seine Hand da, wo sie jetzt ist. Sie gibt mir ein Gefühl der Sicherheit.
"Kannst du... Vielleicht meine Hand halten?"
Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, das auszusprechen, doch es ist mir gelungen und er lächelt mich immer noch an. Gut, ich hab ihn nicht verschreckt, denke ich erleichtert.
"Klar, gerne!"
Und schon kralle ich mich auch mit meiner zweiten Hand an seiner Hand fest, da wir schon oben angelangt sind und wohl jede Sekunde da runterstürzen.
Und tatsächlich, wir rasen da herunter und ich nehme nichts wahr, außer dem Pfeifen des Windes in meinen Ohren, das befreite Auflachen des Jungen neben mir, und seine warme Hand, die schützend auf meiner liegt.
Und irgendwie habe ich es überlebt, ohne zu schreien, zu weinen oder zu kotzen. Ein wenig stolz auf mich, lasse ich, unten angekommen, die Hand des Jungen los und grinse ihn verlegen an.
"Danke, ähm..."
"Manuel. Also Manu. Und wie heißt du?"
Glücklich, dass mein unaufälliger Versuch, den Namen meines Sitznachbarn herauszufinden, geklappt hat, nenne ich ihm auch meinen Namen, ehe wir aus den Sitzen klettern.
"Dir liegt die Höhe nicht so, was?"
"Nicht wirklich. Ein Kumpel hat mich mitgeschleppt. Allerdings ist seine Freundin dabei und er braucht mich eigentlich nicht."
Ich ernte einen mitleidigen Blick und muss lachen. So bemitleidenswert bin ich nun auch wieder nicht.
"Hast du keine Freundin?", will er dann ziemlich direkt wissen und ich schüttele den Kopf.
"Nö."
Er muss ja nicht wissen, dass ich schwul bin, ich kenne ihn seit vielleicht fünf Minuten.
"Und selbst?"
"Nö, bin außerdem mit meinen langweiligen Eltern hier. Wollten mal wieder was mit ihrem Kind unternehmen. Aber eigentlich sitzen sie nur daneben, weil sie genau solche Schisser sind, wie du."
"Hey!"
Ich boxe ihn gegen die Schulter, als er mich böse auslacht und auf die Achterbahn deutet.
Er boxt zurück und grinst mich frech an.
Dass wir immer noch neben den Sitzen stehen und den Weg versperren ist uns egal.
"Hast du Lust, mit mir ein bisschen rumzulaufen? So wie du deinen Kumpel beschrieben hast, wird der dich nicht vermissen und mit mir kann man auch Spaß haben"
Ohne zu zögern nicke ich und schon hat Manu meine Hand ergriffen und mich weitergezogen.
Ich hatte keine Zweifel, dass man mit ihm Spaß haben konnte, und als er dann irgendwann meine Hand genommen hat, und nicht mehr losgelassen hat, hatte ich sogar die Hoffnung, nicht für immer single bleiben zu müssen.
![](https://img.wattpad.com/cover/118862876-288-k874933.jpg)
DU LIEST GERADE
Muffins Sammlung
Cerita Pendekeine kleine Kürbistumor Sammlung für eine gute Freundin <3