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Kapitel 5: Erinnerungen und ein Ritual

"Und?" Kyris sah ihn fragend an.
"Ein merkwürdiges Ritual...", meinte Tyren und starrte das Pferd nachdenklich an. "Habt ihr mir das gezeigt, um zu sagen, dass ihr das gleiche mit uns machen könntet?"
"Genau." Kyris nickte und sah zu dem Altar vor den ganzen Bänken. "Für euch wird es natürlich ein wenig anders. Euch müssen wir zuerst töten und euer Blut benutzen, um euch wiederzubeleben..."
"Untote können nicht bluten.", erwiderte Tyren sofort.
"Hältst du dich für untot?"
"Für was sollte ich mich sonst halten?", fragte Tyren. "Ich lebe nicht richtig und ich bin nicht richtig tot...leider."
"Was leider?"
"Ich wäre gern nur eins von beidem."
"Das kannst du ja auch." Der Paladin neben Kyris nahm seine Hand und zerrte ihn nach vorn zum Altar. "Leg dich da drauf."
"Bitte?" Tyren sah ihn halb entsetzt, halb erstaunt an.
"Leg dich da drauf.", wiederholte der Paladin ungeduldig und gab ihn einen starken Klaps auf den Rücken, sodass Tyren nach vorn stolperte...auf den Altar.
"Bleib so liegen.", befahl ihm der Paladin und Tyren hörte das schabende Geräusch von Eisen auf Leder.
Sein Herz begann wild zu klopfen.
Was tat der Paladin da?!
Doch er hielt still.
Auf einmal spürte er ein Stechen in der Brust.
Ein Schrei entfuhr ihm, doch es ging schneller als erwartet.
Alles wurde schwarz...und wieder normal...
"Jetzt kannst du aufstehen.", sagte der Paladin nun schon viel freundlicher.
Tyren setzte sich ein wenig benommen auf und sah an sich herunter.
Er trug zu seiner Überraschung ein weißes Gewand mit goldenen Verzierungen.
Direkt vor ihm schwebte ein hellblauer Stab...
"So sahst du also vorher aus..." Kyris lächelte und nickte. "Wollen wir mal nach deiner Freundin sehen? Es sah aus, als wäre ihr dasselbe passiert wie dir..."
Tyren nickte stumm.
"Er sollte sich vor allem so bald wie möglich ausruhen...er ist sehr schwach, Kyris.", erinnerte ihn der Paladin.
"Wir werden uns beeilen.", versprach ihm Kyris und setzte sich in Bewegung, Tyren folgte ihm.

Kyris öffnete die Tür und die beiden gingen hinein.
Shikura saß mit dem Rücken zu ihnen und zitterte ein bisschen.
Sie drehte sich auch nicht um.
Tyren lehnte den Stab an die Wand, ging zu ihr und umarmte sie von hinten.
Shikura weinte.
Doch Tyren wusste, was er tun musste, um sie aufzuheitern.
Sie war schon seit sie klein war so gewesen, dass sie einfach für eine kleine Weile Aufmerksamkeit brauchte und meistens ging es ihr dann besser.
Kyris hielt sich im Hintergrund, was ja auch normal war, während Tyren mit aller Macht versuchte Shikura von seiner Aufmerksamkeit zu überzeugen.
Als Kyris gerade nicht hinsah, küsste er Shikura kurz auf den Mund und diesmal huschte ein trauriges Lächeln über ihr Gesicht.
Er hatte es geschafft.
"Was ist passiert, Shikura?", fragte er leise.
"Ich weiß es nicht...", murmelte sie. "Es war ein komischer Traum...Du und ich...mit einem Kind...von dir ging immer so ein Strahlen aus...ich verstehe es nicht..." Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte leise. "Und jetzt...bist du wieder du...ich möchte auch wieder ich sein..."
"Das kannst du." Tyren nahm ihre Hand und strich mit seinem Daumen über ihren Handrücken. "Es ist einfach, aber schmerzhaft. Aber den Schmerz kann ich dir nehmen...in Ordnung?"
Shikura nickte.
"Du solltest dich jetzt ausruhen, Tyren." Kyris lächelte und verließ den Raum. "Erhol dich gut."
"Dan..." Tyren sprach mit der Tür. "...ke..."
"Ausruhen?" Shikura wurde neugierig. "Was habt ihr den gemacht?"
"Mich wiederbelebt. Das ist kräfteraubend, warum auch immer." Tyren stand auf, ging zu seinem Bett und legte sich hinein, nachdem er sich das Gewand über den Kopf gezogen hatte.
"Wenn du schläfst, schlaf ich auch.", summte Shikura und legte ihre Rüstung ab, bis sie nur noch mit kurzer Hose und bauchfreiem Oberteil vor ihm stand. "Soll ich bei dir schlafen oder bei mir?"
"Such's dir aus.", grinste Tyren.
"Hm, da fällt einem die Wahl nicht schwer." Shikura tippte sich kurz ans Kinn und legte sich dan kurzerhand neben ihn.