Kapitel 4: Zurück ins Leben

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Es dauerte nicht lange, bis jemand die Tür des Zimmers öffnete und ein Paladin eintrat.
Es war ein Blutelf mit einem legendären Hammer auf dem Rücken, mehr quadratisch und von Streifen kanalisierten Lichtes durchzogen, die an den Rändern goldenes Licht absonderten.
Die Tür wurde wieder geschlossen und der Elf setzte sich auf einen Stuhl in der Nähe.
Als er das Gesangsbuch in Tyrens Hand erkannte, lächelte er. "Dich interessieren die Lieder des Lichtes?"
"Nein...also...ja, doch...irgendwie...ja.", stammelte Tyren verwirrt und legte das Buch beiseite. "Ich kenne sie alle auswendig..."
"Warum das?"
"Das Licht hat mir die Vergangenheit gezeigt. Ich war Hohepriester. Und Shikura und ich hatten einen Sohn namen Hyal." Tyren durchflog seinen Traum nochmal gedankenverloren. "Wir beide starben einen Tag nach seiner Geburt. Das Letzte, was ich von Hyal weiß, ist, dass Erzmagierin Modera ihn in ihren Armen hielt..."
Sie schwiegen eine Weile.
Dann zuckte der Elf zusammen. "Aaah, ich habe total vergessen mich vorzustellen!" Er lachte. "Ich bin Kyris Silberblatt, zweiundzwanzig Jahre alt und einer der drei Generäle. Und du?"
"Tyren Wintertod, neunzehn Jahre alt und...ähm...so was wie ein Gefangener der Paladine?" Er lachte ob seiner sinnlosen Worte.
Doch sie brachen das Eis.
Kyris begann laut und herzlich zu lachen.
Er hatte noch Lachtränen über die Wangen fließen, als er sich beruhigte.
"Erstens...dein echter Name bitte, nicht den du als Todesritter hast. Zweitens, du bist kein Gefangener!" Kyris grinste.
"Ich...Ich erinnere mich nicht an meinen echten Namen..." Tyren sah betreten zu Boden. Dann sah er hoch. "Ich habe ein paar Fragen..."
"Ja?"
"Warum habt ihr uns nicht in der Zelle gelassen?"
"Ach..." Kyris betrachtete seinen Hammer, den er vor sich zwischen seinen Füßen abgelegt hatte, die Hände auf dem Ende des langen Griffes. "Es gab dort einen Vorfall. Ein Todesritter wollte zurück ins Licht. Er hat irgendwann angefangen um Hilfe zu rufen, doch wir stationieren nur selten Wachen in den Kellern und als endlich eine Patrouille vorbeikam, hatten sie ihn zu Tode geschlagen, mit stumpfen Gegenständen verstümmelt und ihm mehrere Knochen gebrochen. Wir konnten ihn noch segnen und seine Seele retten, aber wir belebten ihn nicht wieder, er hatte sich nach dem entgültigen Tod gesehnt..."
"Es ist also, um eine Wiederholung zu vermeiden?"
"So ist es." Kyris nickte. Dann begann er, Tyren zu mustern. "Ist diese Rüstung nicht sehr schwer?"
"Sieht man das?" Tyren sah an sich herunter. "Seit ich wach bin, kommt sie mir mehrere Kilo schwerer vor..."
"Ja..." Kyris stand auf und schulterte seinen Hammer. "Gehen wir. Ich muss dir etwas zeigen."
"Was denn?" Tyren folgte ihm unsicher aus der Zelle und einen langen Flur entlang.
"Du wirst schon sehen.", lächelte Kyris und stiefelte weiter und immer weiter, bis sie in eine geräumige Halle voller Bänke kamen.
In dem Mittelgang stand einen Todesross von Archerus.
Vor dem Skelettpferd ein Paladin.
"Da seid Ihr ja, Kyris Silberblatt." Ein zweiter Paladin trat zu ihnen. "Was macht der Todesritter hier?"
"Ich habe ihn freigelassen...indirekt. Er und seine...ähm...Freundin?" Kyris sah kurz zu Tyren, der sich seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte und nickte. "Die beiden unterhielten sich übers Licht. Ihr hättet die Blicke der anderen sehen müssen...reine Mordlust. Wegen ebenjenem Vorfall habe ich sie ins Quarantäne-Zimmer gebracht."
"Verstehe. Aber warum hat er dann seine Kapuze auf?"
Kyris zuckte mit den Schultern.
"Ich bin es nicht würdig, im Licht zu stehen...", sagte Tyren leise. "Warum bin ich überhaupt hier?"
Alle schwiegen.
"Ah, hab ich schon wieder irgendwas komisches gesagt?" Tyren lächelte gequält.
"Nein, ganz im Gegenteil." Kyris lächelte. "Das Licht erfüllt dich schon, nur siehst und merkst du das nicht. Noch nicht. Wir werden dir jetzt ein Ritual zeigen. Dann sagst du uns, was du davon hältst, okay?"
Tyren nickte und sah zu dem Todesross.
"Beginnt.", gab Kyris dem vor dem Pferd stehenden Paladin den Befehl.
Der Paladin rammte sein Schwert in den Boden und ließ das goldene Licht auf das Todesross schießen.
Es wieherte laut und markerschütternd und wehrte sich schwach gegen das Licht.
Staunend sah Tyren zu, wie sich das Licht absetzte und das Pferd wieder...lebendig machte!
Fleisch und Blut!
Wie war das möglich...?

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