Kapitel 2: Auf Leben und Tod

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Tyren bekam nur halb mit, wie jemand neben ihn trat und eine Hand auf seinen blutverschmierten Nacken legte.
Doch an den entsetzten Worten "Anar'alah belore!" erkannte er eine Blutelfe. Aber es war nicht Shikura, sie hatte eiskalte Hände, aber die Elfe, die ihn berührte, hatte warme Hände.
Für ein paar Sekunden verlor Tyren sich in dem Gefühl.
Doch dann fuhr er auf, er spürte etwas.
Etwas, das er sehr hasste.
Ein Seil.
Es wurde ihm um die Hände geschlungen und festgezurrt.
Sofort wurden seine Augen rot und mit den dazugehörigen übermenschlichen Kräften zerriss er das Seil und sprang mehrere Meter von den Paladinen weg.
Er sah sich hastig um, wo war Shikura?
Er entdeckte sie an einen Baum gepresst, ihr angsterfüllter Blick galt dem Grizzly.
Keiner tat etwas, um ihr zu helfen.
Tyren knirschte mit den Zähnen und warf kurzerhand einen seiner Dolche auf den Grizzly.
Er traf und der Grizzly wandte sich ihm zu.
Immerhin.
Tyren konnte noch sehen, wie Shikura erleichtert ausatmete und erschöpft die Augen schloss, da schob sich der massige Bär dazwischen.
Wütend holte Tyren aus und ließ seine gesamte Wut an dem Grizzly aus.
Als er von ihm abließ, war er verstümmelt und tot.
Shikura starrte ihn entsetzt an.
Er hatte es schon wieder geschafft...
Kurz wollte er seufzen und sich entschuldigen und den Bär wiederbeleben und heilen und...
Moment! Heilen? Wiederbeleben?
Ein plötzlicher Schwindel erfasste Tyren und er fiel in den Schnee...

"Tyren!" Eine junge Elfe von ungefähr siebzehn Jahren kam zu ihm gelaufen. "Tyren!"
Sie umarmte ihn stürmisch und auch er legte seine Arme um sie. "Und? Hast du deine Prüfung bestanden?"
"Ja!" Es war Shikura, die ihn so fröhlich anstrahlte und ihm eine Insignie unter die Nase hielt. "Ich bin jetzt oberste Schülerin der Ungekrönten!"
"Gut gemacht." Er drückte der lebendigen Shikura einen Kuss auf die Stirn.
"Und wie ist es bei dir?", fragte sie mit rotem Gesicht, was perfekt zu ihrer schwarz-roten Blutfangrüstung passte, da auch ihre Haare schwarz gewellt waren.
"Ich habe endlich den Titel als Hohepriester erlangt." Auch er strahlte. Er hatte sein Lebensziel erreicht...und Shikura war kurz davor.
"Das müssen wir feiern!", beschloss Shikura sofort. "Komm heute um vier Uhr zu mir nach Hause. Meine Eltern sind auf Reisen, dann können wir ganz lange wach bleiben!"
Dann drehte sie sich um und zog sich Kapuze und Mundverdeckung über und rannte in die Schattenseite.
Tyren ging nachdenklich weiter und und fragte sich, was er alles mitnehmen sollte.
Und was Shikura plante.
Hatte sie nicht gesagt, ihre Eltern seien auf Reisen? Sie würden also...allein sein.
Tyren lief tiefrot an.

Ehe er sich versah schlug die Turmglocke vier Uhr Nachmittags.
Er ging zu Shikuras Haus.
Er wusste nicht, was er sagen sollte.
Der Gedanke an Shikura wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Shikura ließ ihn rein und schloss hinter ihnen ab.
Muss schon mal was heißen...
"Gerade rechtzeitig.", kicherte Shikura und führte ihn ins Wohnzimmer, wo ihn ein kleines bunt zubereitetes Essen erwartete.
Himmelsfrüchte, Manabrötchen, Pancakes mit Schokolade, mit Schokolade überzogene Früchte...
"Du hast dir ja richtig Mühe gegeben.", staunte er. "Und ich überhaupt nicht..."
"Keine Sorge, du kannst es mir nachher zurückzahlen." Shikura lächelte verführerisch - oder bildete er sich das nur ein? "Und jetzt genieß das Essen."

Sie hatten sich über ihre Lehrzeit ausgetauscht und über ihre Erwartungen für die Zukunft.
Ihre Träume.
Shikura wünschte sich eine eigene Familie.
Insgeheim wünschte er sich das auch, eine Familie mit Shikura.

Jetzt lagen sie nebeneinander im Bett.
Und beide nackt.
Tyren sah Shikura mit tiefrotem Gesicht an. "Bist du dir sicher?"
Shikura war ebenfalls rot. "Na...Natürlich! Ich habe lange nachgedacht..."
Sie rückte näher.
Als sie ihn berührte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten.
Er streckte seine Hand aus und zog sie zu sich...

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