1. Prolog

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Erzähler Pov:

Seit fünf Jahren saß Harry nun jeden Sonntag in dem alten Sessel, der im Wohnzimmer stand, und sah Ginny beim lesen zu, ohne auch nur ein einziges Wort mit ihr zu wechseln.
Die Rothaarige hatte mittlerweile aufgehört, diese Angewohnheit des Brillenträgers zu hinterfragen. Am Ende verstand sie sowieso nicht, was ihn dazu trieb.
Harry selbst wusste es nicht.
Er sah einfach gerne, wie Ginny in einem ihrer Bücher versank und die Welt um sie herum vergaß. Es beruhigte den Schwarzhaarigen und erinnerte ihn immer wieder daran, dass er nun endlich das ruhige Leben führte, welches er sich immer gewünscht hatte.
Ein Leben ohne Lord Voldemort.
Harry hätte wissen müssen, dass eines Tages der Tag kommen würde, an dem er Ginny an einem Sonntag nicht lesend vorfinden würde, stattdessen rannte sie aufgeregt durch das kleine Haus, welches sie sich unmittelbar nachdem Ginny ihren Abschluss in Hogwarts gemacht hatte, gekauft hatten.
Sie beachtete den Schwarzhaarigen nicht einmal, während sie immer wieder an ihm vorbei lief und ihn dabei jedes mal fast umrannte.
"Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte Harry, nachdem er sich das Schauspiel einige Minuten lang stumm angesehen hatte. Ginny blieb urplötzlich stehen und sah Harry so an, als wäre er ein Fremder, der gerade bei ihr eingebrochen war.
"Seit wann stehst du da?"
"Seit deiner fünften Runde durchs Haus, schätze ich. Was machst du?"
"Setz dich, Harry. Wir sollten reden"
Harry verzog einen kurzen Augenblick die Augenbrauen, ehe er sich einfach Achselzuckend auf den alten Sessel setzte.
Das dunkle Rot des Stoffes passte perfekt zu dem Holz der Wände und auch wenn er bereits begann zu zerfallen, dachte der Schwarzhaarige nicht einmal daran ihn zu entsorgen oder zu reparieren.
Etwas zögerlich setzte die Rothaarige sich ihrem verlobten gegenüber. Harrys Augen ruhten auf ihr, während sie fast schon beschämt auf den Boden starrte.
"Was ist los Ginny?", fragte Harry liebevoll und rückte ein wenig näher an sie heran.
Harry wusste nicht, dass es etwas gab, was Ginny schwer fiel. Er kannte sie nur als starke, selbstbewusste und direkte Frau. Sie so zu sehen, war auch für den Schwarzhaarigen neu und das, obwohl er sie seit seinem elften Lebensjahr kannte.
"Ist etwas passiert?", bohrte er weiter nach, als Ginny noch immer nicht den Mut hatte zu sprechen.
"Nein", flüsterte sie schließlich leise und ließ Harry damit erleichtert aufatmen.
"Was ist dann mit dir los?"
"Ich möchte ein Kind, Harry." Ginnys Stimme war kaum mehr als ein flüstern, doch Harry schossen sie ins Ohr, als hätte die Rothaarige sie durch ein Megafon direkt in sein Ohr gebrüllt.
Eigentlich hatte der Schwarzhaarige gehofft, dass er noch ein paar Jahre mehr Zeit hatte, um sich auf dieses Gespräch vorzubereiten, doch nun saß Ginny vor ihm und wartete auf eine Antwort, die Harry ihr nicht geben konnte.
Er wusste nicht, wie er ihr erklären sollte, dass er sich ein gemeinsames Kind einfach nicht vorstellen konnte.
Minutenlang blieb es einfach still zwischen dem Pärchen. Harry schaute nun durchgehend auf seine nervösen Finger.
"Ich glaube, wir sollten noch ein paar Jahre damit warten, Ginny", erklärte Harry leise. "Wir sind doch noch jung. Wir sollten die Dinge nicht überstürzen".
Harry wusste selbst, dass er versuchte sich aus dem Thema rauszureden.
"Du willst also kein Kind?"
"Nein", hauchte er leise, "Ich möchte noch kein Kind."
Ginny starrte Harry noch einen Moment stumm an und der Schwarzhaarige konnte genau erkennen, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten.
Schluchzend stand die Rothaarige auf und verschwand aus dem Zimmer.
Kaum hatte sie das Zimmer verlassen überkamen dem Brillenträger Schuldgefühle und ohne zu zögern ging Harry ihr hinterher.
"Ginny", seufzte er schuldbewusst und setzte sich zur ihr aufs Bett, "Es tut mir leid."
Die Rothaarige lachte etwas unbeholfen auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Was hindert dich daran, Harry? Was ist dein Problem?"
"Ich weiß es nicht", nuschelte er leise und vergrub seine Hände in seinem Schoß, "Ich glaube, ich bin einfach nicht bereit dazu..."
"Ist es wegen ihm?", flüsterte Ginny kaum hörbar und Harry konnte sehen, wie sie angespannt ihre eigenen Hände knetete. "Wegen Malfoy?"
Harrys Herz klopfte plötzlich mit doppelter Geschwindigkeit gegen seine Brust, seine Hände wurden schwitzig und er spürte, wie sein Hals immer trockener wurde.
"W-was hat Malfoy denn jetzt damit zu tun?", stammelte er nervös, während er das Blut in seinen Ohren rauschen hören konnte.
"Ich weiß, dass du in ihn verliebt warst, Harry..."
"Ginny, ich habe Draco das letzte mal vor fünf Jahren gesehen. Ja, vielleicht war ich mal verliebt in ihn, aber das spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle mehr. Ich liebe dich und ich bin mit dir verlobt. Malfoy hat mit all dem hier nichts zu tun."
"Wer sagt mir, dass du die Wahrheit sagst?"
"Ist das dein ernst?", seufzte Harry leise und fuhr sich durch die schwarzen Haare. "Du verrennst dich da in etwas!"
"Vielleicht solltest du heute bei Ron und Hermine schlafen...". murmelte Ginny leise, stand vom Bett auf und verließ erneut das Zimmer, ohne Harry weiter zu beachten.
"Wirklich?", rief Harry ihr wütend hinterher. "Du schmeißt mich raus? Wegen einer Schwärmerei die fünf Jahre her ist?"
Wütend trat der Schwarzhaarige gegen das Bett. Unwillkürlich kam ihn der Blonde Slytherin in den Sinn. Die Tatsache, dass er öfter als ihm lieb war an Draco denken musste, machte Harry nur noch wütender.
Fünf Jahre war er nun mit Ginny zusammen und er schaffte es noch immer nicht den Blonden aus seinen Gedanken zu vertreiben, dabei wusste er bis heute nicht, was genau ihn dazu gebracht hatte sich in den jungen Malfoy zu verlieben.
Harry seufzte ein letztes mal tief, ehe er seinen Kleiderschrank aufriss, eine Tasche hervorholte und ein paar Klamotten und seine Auroren-Uniform darin verstaute.
Er wollte nicht weiter mit der Rothaarigen streiten, sondern ihr die Zeit geben über alles nachzudenken.
Etwas unbeholfen schleppte der Schwarzhaarige seine Tasche hinter sich her.
"Ginny?", flüsterte Harry leise, als er das Wohnzimmer betrat. Die Rothaarige saß mit der Nase in einem Buch auf dem Sofa und beachtete Harry gar nicht.
"Ich werde einige Nächte bei Ron sein. Ich melde mich bei dir"
Harry erwartete keine Antwort von Ginny. Ohne ein weiteres Wort ging der Brillenträger zu ihr hinüber, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ das Haus, um sich auf den Weg in die Aurorenzentrale zu machen.

**

"Hey, Harry", begrüßte Ron seinen besten Freund fröhlich, als dieser in seinem Büro ankam. "Ich dachte, du hast heute frei."
Das Lächeln des Rothaarigen verschwand, als er sah, was für ein Gesicht Harry zog.
Genervt ließ der Schwarzhaarige seine Tasche fallen und ließ sich auf den Stuhl gegenüber von Rons Schreibtisch nieder.
"Ich hab mich mit Ginny gestritten", erzählte Harry angespannt, "Sie hat mich rausgeschmissen." "Du musst sie ziemlich verärgert haben, wenn sie dich wegen einem Streit rausschmeißt. Worüber habt ihr gestritten?"
Harry seufzte. Er wollte viel lieber mit Hermine über dieses Thema reden. Immerhin war Ron Ginnys Bruder und würde nicht begeistert darüber sein, dass Harry kein Kind mit seiner Verlobten haben möchte.
Er zögerte, biss sich auf die trockene Unterlippe und vermied es mit Ron Augenkontakt zu halten.
"Ginny möchte ein Kind", fing er schließlich an zu erklären, "Und ich habe ihr gesagt, dass ich noch nicht bereit dafür bin, dass ich gerne noch ein paar Jahre warten würde. Sie wurde erst ziemlich traurig und als ich nochmal versucht habe mit ihr darüber zu sprechen, fragte sie, ob es daran liegt, dass ich mal in Malfoy verliebt war."
Harry konnte erkennen, dass Ron versuchte seinen ekel zu verbergen. Er hatte nichts dagegen, dass Harry sich in einen Mann verliebt hatte. Es war die Tatsache, dass es Draco Malfoy war, die ihm wesentlich unangenehmer war.
"Sie denkt vermutlich, dass ich noch immer an ihn denke", murmelte Harry zum Schluss leise.
"Dann sieh mir in die Augen und sag mir, dass es nicht so ist", forderte Ron monoton und durchbohrte den Brillenträger mit seinem Blick. "Ginny hat es nicht verdient, dass man sie anlügt, Harry"
"Ich lüge sie doch nicht an, Ron! Ich liebe Ginny."
"Dann sieh mich an und sag mir, dass du nicht mehr an Malfoy denkst"
Harry konnte und wollte Ron nicht anlügen. Er wusste nicht, wie Ron reagieren würde, wenn er wüsste, dass Ginny nicht diejenige ist, von der Harry Nachts Träumte, oder an die Harry Abends dachte. Obwohl er die Rothaarige liebe, war es immer Draco, der den Brillenträger Nachts wachhielt.
"Ich kann dich nicht.."
Die aufspringende Tür unterbrach den Schwarzhaarigen plötzlich und sowohl Harry als auch Ron zuckten auf ihren Stühlen heftig zusammen.
"Weasley", hörte man Gawain Robards stürmisch rufen, "Sie müssen sofort zu Potter nachhau-"Sein Blick fiel auf den Brillenträger, der noch immer leicht erschrocken auf seinem Stuhl saß.
"Oh, sie sind schon hier, Potter. Wie erfreulich. Mitkommen, in mein Büro, jetzt!"
Der Schwarzhaarige tauschte noch einen kurzen fragenden Blick mit Ron, der nur verwirrt mit den Achseln zuckte, ehe er dem Leiter der Aurorenzentrale wortlos folgte.
"Hab ich etwas falsch gemacht, Sir?", fragte Harry schließlich, als sie in dem großen, hellen Büro von Robards ankamen.
"Was? Oh nein, im Gegenteil." Er ließ sich entspannt auf seinen Stuhl fallen. "Wir haben in der Nähe von Schottland eine Bande von Schwarzen Magiern ausfindig gemacht. Sie verzaubern Gegenstände so, dass sie, sobald sie ein Muggel in die Hand bekommt, den unverzeihlichen Todesfluch ausstoßen. Das sind wahrscheinlich nur ein paar Anhänger von Sie-wissen-schon-wen, die noch immer nicht kapiert haben, dass es vorbei ist. Da wir allerdings nicht wissen, wer diese Leute sind, wozu sie fähig sind und ob sie vielleicht noch Muggel in ihrer Gewalt haben, wird es einen Heiler aus dem St. Mungo geben, der sie zu dieser Mission begleitet. Passen sie gut aufeinander auf! Am besten rechnen sie eine Woche ein, in der sie von zuhause weg sind. In der Nähe des Ortes, an dem wir sie zuletzt gesehen haben, befindet sich ein geschütztes Haus, in dem sie Unterkunft finden werden."
Harry versuchte gerade noch all die Informationen zu verarbeiten, die man ihn gerade mitgeteilt hatte, als es an der Tür klopfte und Robards freudig aufsprang.
"Das muss der Heiler sein, der sich bereit erklärt hat, sie zu begleiten", erklärte er und ging an Harry vorbei, als wäre er Luft, um die Tür zu öffnen.
Harry wusste, dass er diese Mission nicht ablehnen konnte, immerhin hatte ihn der Robards persönlich dafür ausgewählt. Stattdessen versuchte er sich gerade Wort zurecht zu legen, mit denen er Ginny erklären konnte, dass er für eine Woche von Zuhause weg musste.
Während der Schwarzhaarige in seinen Gedanken versank, bemerkte er gar nicht, wie der Heiler aus dem St. Mungo begrüßt und herein gebeten wurde.
Erst, als Harry ein leichtes ziehen an seiner Stirn fühlte, als hätte man ihn gerade gegen den Kopf geschnipst, erwachte er aus seinen Gedanken.
Sein Herz wurde plötzlich schwerer, als er die hell-blonden Haare seines Gegenübers erkannte.
"Was für eine Schande dich wieder zu sehen, Potter", grinste Malfoy verschmitzt und ließ sich nun auf einen der Stuhle nieder. "Ich dachte mir schon, dass dieser Ausflug spaßig werden würde."



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Hey :3 Ich hoffe Euch hat das erste Kapitel meiner neuen Geschichte gefallen.
Einfach um es vorweg zu sagen: Ich werde mir viel Zeit für diese Geschichte nehmen, nur schreiben wenn ich motiviert bin und Zeit dazu habe. Ich werde mich nicht dazu zwingen lassen diese Geschichte fortzusetzen. Ich werde wie auch schon bei meiner ersten Drarry FF mein Herzblut hier rein fließen lassen.

Bis zum nächsten Kapitel <3

till the world stops turning round - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt