Harry hatte nicht damit gerechnet, erneut in den Blonden rein zu laufen, als er das Haus stürmisch verließ. Etwas überrascht und fast schon überfordert erwiderte der Schwarzhaarige den besorgten Blick des Älteren. Der Brillenträger hätte schwören können, dass er sich den Blick von Draco bloß einbildete, hätten sich im selben Moment nicht die kühlen Hände des Malfoys auf seine Schultern gelegt. Einen kurzen Moment verlor Harry sich in den stechenden Grau von Dracos Augen.
"Ist alles in Ordnung?", drang die kühle Stimme des Blonden zu Harry und zwang den Schwarzhaarigen dazu den Blick von Dracos Augen zu lösen. Ohne auf die Frage des Slytherins zu Antworten, griff Harry nach der Hand des Älteren und zog ihn mit sich.
"Ich wusste nicht, dass du mit Ginny Weasley zusammen lebst...", merkte Draco leise an, während er dem Gryffindor ungeschickt hinterher stolperte. Der Schwarzhaarige fragte nicht nach, woher Draco wusste, dass Ginny ebenfalls im Haus saß. Die Wände des kleinen Gebäudes waren dünn und Harry konnte sich vorstellen, dass Draco alles gehört haben muss.
"Jah..", murmelte Harry gegen den Wind, der ihm die Tränen in die Auge trieb, "Wir sind verlobt."
Der Gryffindor meinte zu spüren, wie die Schritte des Blonden urplötzlich etwas schwerfälliger wurden und kurz dachte Harry, dass Draco stehen bleiben würde. Stattdessen flüsterte er nur ein leises "Oh" und ließ die Sache auf sich beruhen.
Harry bemerkte gar nicht, wie schnell er lief. Er wollte bloß weg. Weg von dem kleinen Haus, weg von den Gedanken an Kinder, weg von Ginny.
Erst, als Draco seine Hand drückte und versuchte Harry zum stehen zu bringen, konzentrierte der Schwarzhaarige sich wieder.
"Wo läufst du überhaupt hin?"
"Ich weiß nicht", lachte Harry nervös.
"Wenn du nach Schottland laufen willst, dann wünsche ich dir viel Spaß."
"Nein", nuschelte Harry leise, "Ich kann uns in die Nähe apparieren. Wir werden zwar noch einen Fußweg von mehreren Stunden haben, aber da kommen wir nicht drum herum".
Noch immer hielt der Brillenträger die Hand des Malfoys fest in seiner und kaum hatte Harry das Nicken des Slytherins wahrgenommen apparierte er.
Sobald sich die Lungen von Harry wieder mit Luft gefüllt hatten und er das Gefühl hatte wieder normal atmen zu können, ließ er die Hand des Blonden los. Er wusste nicht, woran es lag, doch die Hand von Draco zu halten löste in ihm ein bedrückendes Gefühl aus, auch, wenn er das Gefühl nicht unbedingt als schlecht bezeichnen würde.
Harry bemerkte den stechenden Blick von Draco gar nicht, als er ohne sich noch einmal zu dem Blonden herumzudrehen loslief, um das Haus zu suchen, in dem sie die Woche über leben sollten. Er wusste, dass Draco gehört haben muss, wie Ginny seine Gefühle für ihn ansprach, doch Harry hatte keine Lust und keine Kraft, um sich mit den überheblichen Sprüchen auseinanderzusetzen, weswegen er versuchte ein wenig auf Abstand zu gehen. Stumm zog der Schwarzhaarige seinen Zauberstab, als er sich wieder daran erinnerte, was sie überhaupt dort wollten. Eine ganze Woche würde er mit Draco in dieser Gegend verweilen, um nach ein paar Idioten zu suchen und anschließend Festzunehmen. Harry konnte sich schöneres Vorstellung und wenn es nach ihm gehen würde, dann würde er nicht ruhen, bis er die Mörder gefunden hat.
Die Tasche auf Harrys Rücken wurde langsam schwerer und obwohl er wusste, dass es wichtig war sich nun zu konzentrieren, schweiften seine Gedanken immer wieder zu dem blonden Slytherin, der hinter ihm her lief.
Je länger er an den Älteren dachte, desto mehr Schuldgefühl entwickelte er gegenüber Ginny. Nach dem Tod von Voldemort hatte der Schwarzhaarige sich guten Gewissens für sie entschieden und nun sollte ihr Kinderwunsch und eine alltägliche Mission dafür sorgen, dass Harry seine Entscheidung bereute?
Harry hörte gar nicht mehr, wie Draco ihm noch etwas zurief, bevor innerhalb von wenigen Sekunden einen langen, steilen Abhang hinunter gefallen war. Das nächste, was der Schwarzhaarige wieder bewusst wahrnahm war das Blut, welches aus seiner Nase lief, während er einfach, als wäre er gelähmt, auf den blauen Himmel starrte. Erst, als Dracos Gesicht vor seinem auftauchte schaltete sein Gehirn sich wieder ein.
"Was hast du gesagt?", fragte er leise nuschelnd und begann damit schnell gegen das Licht zu blinzeln.
"Ich hab gesagt, dass du vorsichtig sein sollst, du Trottel...", lachte der Blonde etwas unbeholfen, als könnte er nicht glauben wie blöd Harry eigentlich war und suchte den Blick des Gryffindor.
Einen kurzen Moment nur erwiderte Harry den Blick der grauen Augen, ehe er versuchte sich aufzurichten. Schmerz kehrte in seine Glieder ein und er stöhnte ungewollt leise auf.
Draco beobachtete das Geschehen einen kurzen Moment, ehe er Harry stumm die Hand reichte.
"Ich kann selbst aufstehen...", murmelte Harry verärgert und probierte erneut auf die Beine zu kommen.
"Jetzt kannst du mir nicht mal mehr die Hand geben, Potter?"
Harry versuchte einen sarkastischen Laut hinunter zu schlucken. Er wusste nicht woran es lag, doch gerade sah er in Draco einen Feind, jedoch wollte er dem Blonden nicht die Genugtuung geben und ergriff schließlich doch die blasse Hand des Slytherin.
Mit einem Ruck hatte Draco den Schwarzhaarigen wieder auf die Beine gezogen. Harrys Beine schmerzten schrecklich und ehe er sich versah, knickten seine Beine unter seinem Gewicht weg und er fand sich in den Armen des Älteren wieder.
Harry konnte spüren, wie sich Wärme in seinem Gesicht breit machte und das dumpfe, dunkle Lachen des Blonden machte es nicht leichter. Er konnte nicht sagen, wie lange sie in dieser Position, die einer Umarmung ähnelte, verweilten, doch irgendwann empfand Harry die Hände von Draco auf seinem Rücken als unangenehm.
"Stimmt es?", flüsterte Draco leise in Harrys Ohr, als er sich gerade von ihm wegdrücken wollte, aber Dracos Hände verkrampften sich in der Jacke des Schwarzhaarigen.
"W-was meinst du?"
Harry konnte seine eigene Stimme zittern hören, während der Geruch des Blonden sich langsam in seiner Nase ausbreitete.
"Stimmt es, was Weasley gesagt hat? Dass du in mich verliebt warst?"
Wie von selbst schluckte der Schwarzhaarige schwer und sein Herz schlug plötzlich mit doppelter Geschwindigkeit. Er konnte die Wärme von Dracos Atmen an seinem Ohr spüren.
"Natürlich nicht", flüsterte Harry mit fester Stimme. Er konnte nur ahnen, dass Draco wusste, dass er log, doch er konnte und wollte es nicht zugeben.
Innerhalb eines Augenblickes hatte Harry sich von Draco weggestoßen, sich herumgedreht und sich einige Schritte entfernt. Dass er dabei humpelte merkte er gar nicht.
"Harry, warte kurz", rief der Blonde ihn zurück, doch Harry dachte nicht einmal daran sich umzudrehen. Er hörte den Slytherin kurz seufzen und nur wenige Sekunden später stand Draco bereits neben ihm.
"Trink das", zischte er und drückte Harry ein kleines Gefäß mit einer durchsichtigen Flüssigkeit in die Hand, “Gegen die Schmerzen.."
"Danke", murmelte der Gryffindor leise und setzte das Gefäß an seine Lippen. “Ich habe fast vergessen, dass du Heiler bist."
"Hab ich mir gedacht. Wer kann sich auch vorstellen, dass Draco Malfoy gutes tut?"
Harry hörte klar heraus, dass Draco über seine kleine Bemerkung verärgert war. Er konnte sich ein dunkles Seufzen nicht verkneifen. "So meinte ich das nicht!"
"Jetzt beeile dich und trink endlich. Es wird bald dunkel!"
Harry nickte kurz, trank aus und gab dem Blonden das Gefäß zurück.
Noch immer schlug sein Herz heftig gegen seine Brust und er wusste nicht genau, wo ihm der Kopf stand. Gerade wollte er bloß in der kleinen Unterkunft ankommen, um diesen schrecklichen Tag endlich enden zu lassen.
DU LIEST GERADE
till the world stops turning round - Drarry
FanfictionSeit mehreren Jahren führte Harry Potter nun das ruhige Zaubererleben welches er sich immer gewünscht hatte. Er arbeitete als Auror, war mit Ginny verlobt und sah seine beiden besten Freunde fast täglich. Nur selten verschwendete der Brillenträger...