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Green River County - Detention Center

″Das hast du nicht erwartet, was?″, durchbrach Dean die wieder eingekehrte Stille. Castiel blickte ihn noch immer mit großen Augen an, doch kein einziges Wort kam über seine Lippen.

″Warum hast du mir geholfen?″ Dean beschloss, dass der Wechsel des Themas wohl die klügste Lösung sei. Außerdem interessierte es ihn brennend, was Castiel dazu verleitet hatte, sich in gewisser Weise für ihn beide Male einzusetzen.

″Ich habe dir nicht geholfen.″, meinte Castiel irritiert. ″Ich habe nur versucht, eine Prügelei zu verhindern.″

Dean nickte, denn er wusste nicht, was er hätte entgegnen können. Eine kurze Stille kehrte ein und Dean ging zur Beobachtung der lärmenden Gefangenen über. 

Mit größtem Vergnügen hätte er Castiel danach gefragt, was dieser an einem solchen Ort zu suchen hatte. Es lag auf der Hand, dass er eine Straftat begangen hatte, doch Dean konnte sich beim besten Willen keine Situation mit einem gewalttätigen, mordenden oder raubenden Castiel vorstellen. 

″Ist das wahr?″, fragte der Blauäugige plötzlich in das Schweigen hinein. Ein kurzer Blick auf Castiel sagte Dean, dass diesen diese Frage schon eine ganze Weile lang beschäftigt hatte und er nun gegen seine Neugierde verloren hatte. 

″Du meinst das, wofür ich hier einsitze?″      

Castiel bestätigte mit einem Nicken und musterte Dean aufmerksam, als wolle er kein Wort davon verpassen, das der andere nun von sich geben würde.

Dean überlegte. Dies hier war sein erstes Gespräch mit Castiel, den er eigentlich gar nicht kannte. Vertrauen tat er ihm noch lange nicht und außerdem bezweifelte Dean, dass dieser, falls er ihm die Wahrheit über Monster und das Übernatürliche dort draußen in der weiten Welt erzählen würde, ihm Glauben schenken würde. Womöglich würde er Dean sofort als verrückt abstempeln. Zudem wollte er Castiel nicht verängstigen oder ihn gar auf die Idee bringen, ebenfalls in das Jagdgeschäft einsteigen zu wollen. Die Jagd auf Monster war gefährlich und einsam. Dean wollte diese Lasten nicht auf den Schultern eines normalen Bürgers ablegen.

″Das ist schwer zu erklären.″, meinte er deshalb und beschloss, nicht weiter ins Detail zu gehen. 

Castiel sagte nichts und sein Blick blieb ausdruckslos. Trotz dessen würde Dean seine Hand dafür ins Feuer legen, dass ihn seine Antwort nicht sonderlich zufrieden gestellt hatte. Eines musste man Castiel jedoch lassen: er besaß ein perfektes Pokerface, das nicht leicht zu durchschauen war. Bei den meisten Menschen hätte eine solche Maske vermutlich merkwürdig gewirkt, doch bei Castiel war sie kaum wegzudenken.

″Waren deine Eltern irgendwie auf Drogen, als sie dir diesen Namen gegeben haben?″, scherzte Dean halbherzig, da er sich schon die ganze Zeit über über den ungewöhnlichen Namen gewundert hatte.      

″Ich bin nach einem Engel benannt.″, erwiderte er lächelnd.

″Nach einem Engel?″ 

″Ja, nach dem des Donnerstags, da ich an eben diesem Tag geboren wurde. Castiel beschützt diejenigen, die an einem Donnerstag zur Welt gekommen sind.″, klärte er ihn weiter auf.

Dean war noch nie besonders gläubig gewesen. Er glaubte an das, das er mit eigenen Augen gesehen hatte und Engel oder Gott gehörten nicht dazu. Früher, als er noch kein gewesen war und seine Mutter noch gelebt hatte, hatte sie ihm stets erzählt, ein Engel wache über ihn. Dean hatte für sich jedoch beschlossen, dass all das Himmlische nicht existierte. Seinen Erfahrungen nach war das Vorkommen positiver Geschehnisse, die man mit dem Heiligen verband, eine Seltenheit. Dean war in dieser Hinsicht wie sein Vater, doch Sam schien zur Verwunderung seines Bruders nach all den Jahren den Glauben an eine höhere Macht noch immer nicht verloren zu haben.

"Verstehe.", meinte er deswegen schlicht und einfach.

"Du scheinst nicht besonders gläubig zu sein.", stellte Castiel trocken fest und musterte Dean mit in Falten gelegter Stirn. "Woran liegt das?"

Dean war nicht erpicht darauf, Castiel über seine Ansichten aufzuklären und so zuckte er einfach mit seinen Schultern. Seiner Meinung nach stellte dieser Mann eindeutig zu viele Fragen.

Plötzlich stand Castiel auf. "Du scheinst meine Gesellschaft nicht zu genießen.", entgegnete er Deans fragendem Blick. Der Ton seiner Stimme war einem Satz, wie der Feststellung des Wetters, gleichzusetzen.

In Dean breitete sich ein unangenehmes Gefühl aus, doch er machte keine Anstalten, Castiels Annahme auszubessern. Stumm sah er dabei zu, wie der Mann mit den merkwürdig blauen Augen sich von ihm entfernte und schließlich ins Innere des Gefängnisses verschwand.
Die Tatsache, dass Castiel aufgrund von Deans abweisendem Verhalten gegen Ende ihren Gespräches nicht besonders gekränkt zu sein schien, ließ Dean sich aus einem unbestimmten Grund noch schlechter fühlen. Trotz dessen konnte er sich nicht dazu aufraffen, dem anderen nachzugehen und ihn möglicherweise um Entschuldigung zu bitten.
Zudem keimte in Dean die Annahme auf, dass eine denkbare Freundschaft zu Castiel eine ohnehin schlechte Idee wäre. Der Winchester wollte den in seinen Augen unschuldigen Mann mit dem Namen eines Engels nicht in die Schrecken seines Lebens hineinreißen. Es war durchaus wahrscheinlich, dass Castiel einen qualvollen Tod erleiden würde, würde er sich den Winchesters anschließen oder es bitter bereuen, einfach nur Bekanntschaft mit ihnen gemacht zu haben.
Castiel gebührte ein normales Leben, wie Dean und auch Sam es weder jemals gehabt noch in Zukunft haben werden würden.

Dean dachte wieder an seinen Vorsatz, keine Freundschaften innerhalb des Gefängnisses zu schließen und verfluchte sich dafür, sich von Castiel in das genaue Gegenteil seines Vorhabens verleiten lassen zu haben. Sam würde bald eine Lösung bestehen haben und dann hieß es für Dean auf Nimmerwiedersehen Green River County und Willkommen zurück, Freiheit.

I'm still alive. Ich entschuldige mich jetzt mal für die wenigen Updates. In letzter Zeit, so wie gerade eben, bin ich von einem Land zum anderen gereist. Deswegen ist meine Zeit auch begrenzt. Außerdem hielt sich meine Lust, etwas zu schreiben, in Grenzen. In Zukunft werde ich versuchen, wieder regelmäßiger neue Teile hochzuladen, doch ich verspreche nichts. Das wars so weit, bis dann

- h

Der Weg zur Freiheit [angehalten]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt