Teil 27.

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Der Unterricht war endlich aus und ich war schon fast beim Auto angekommen, als ich Em davor stehen sah.
Ah stimmt ja, dass hatte ich fast vergessen. Ich war so in Gedanken bei Caden und Damiens Worten gewesen, dass ich vollkommen vergessen habe was Em mir heute morgen erzählt hatte. Wir wollten zusammen zum Gefängnis fahren und sie wollte endlich mit Gav reden.

"Da bist du ja! Komm lass es uns hinter uns bringen.", sprach sie, während wir ins Auto stiegen.

"Was willst du ihm sagen, Em?", fragte ich sie neugierig. Wir hatten noch gar nicht so richtig darüber gesprochen und ich merkte wie sehr ich in letzter Zeit mit mir selbst beschäftigt war.

"Ich lass es auf mich zu kommen. Er kennt meine Gefühle für ihn. Ich will es aber von ihm hören und wenn er dass nicht hin bekommt, dann wars dass. Endgültig."

Ich weiß, mein Bruder liebt sie und ich hoffe er hat es sich endlich selbst eingestanden. Denn wenn nicht, dann wird er Em verlieren. Den einzigen Menschen neben mir den er wirklich liebt. Und ich wünschte ihm so sehr, dass er endlich seinen Frieden findet.

Den Rest der Fahrt hörten wir Musik und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich schätze mal Em bereitete sich auf die Begegnung mit Gav vor. Meine Gedanken schweiften mal wieder zurück zu Caden.

Langsam fuhr ich auf den Parkplatz und wir stiegen aus. Em sah mich an und holte einmal tief Luft.

"Ok. Jetzt oder nie", flüsterte sie eher zu sich selbst als zu mir.
Ich ging zu ihr rüber und hakte mich an ihrem Arm ein.

"Du schaffst das Em. Und du weißt, ich bin immer für dich da, ja? Auch wenn es um meinen Bruder geht, ich bin bei dir." Sie schaute mich an und nickte.

"Ich weiß", sagte sie leise, lächelte mir zu und wir gingen zusammen los.
Wir schritten durch die Eingangstür und betraten zusammen den Besucherraum.

Gav war noch nicht da und ich ging zusammen mit Em an unseren gewohnten Tisch. Sie zog sich noch einen Stuhl heran, sodass wir nebeneinander saßen und schaute gebannt zu der Tür aus welcher Gav in wenigen Minuten kommen würde.

Ich merkte wie sie ihre Hände knetete und angspannt zu Tür schaute.
"Atmen Em. Du schaffst das", flüsterte ich dicht an ihrem Ohr.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Gavin betrat mit gesenktem Kopf den Raum. Langsam hob er seinen Blick und traf auf meinen. Seine Augen schnellten schnell weiter nach rechts von mir zu Em und er blieb wie erstarrt stehen.

Er öffnete langsam den Mund, schloss ihn dann allerdings wieder. Man sah die Verwunderung und Freude in seinen Augen. Ich sah allerdings noch viel mehr in ihnen und das war Liebe.

Er kam mit entschlossen Schritten auf uns zu und blieb am Tisch gegenüber von uns stehen. Er starrte Em an und ließ sie nicht eine Sekunde aus den Augen.

"Emily..", hauchte er leise und selbst mich überkam eine Gänsehaut in diesem Moment, obwohl ich nur der Zuschauer war. Ich schaute zu ihr nach rechts und sah wie sie mit sich rang ihm in die Augen zu schauen, sich allerdings doch noch dazu entschied.

Sie sagten eine ganze Weile nichts und schauten sich nur an. So langsam wurde es unangenehm für mich, da ich nicht wusste wo ich hin gucken sollte geschweige ob ich etwas sagen sollte, bis schließlich Em etwas sagte.

"Hey Gav...", ihre Stimme zitterte leicht, was allerdings nur ich zu bemerken schien.
Gav setzte sich wie in Trance und starrte Em dabei die ganze Zeit an.

"Du bist hier.", stellte er erstaunt fest und sein Mundwinkel zog sich nach oben. "Hier bei mir", redete er weiter, als könnte er es nicht glauben.
Die Liebe im Raum war so deutlich spürbar, dass ich nicht verstand wie sie es nicht sehen konnten. Es war so offensichtlich, doch trotzdem saßen wir hier und keinem der beiden war bewusst was ich hier gerade beobachten konnte.
Das ist ja nicht auszuhalten...

"Hey Brüderchen. Alles klar? Wie du siehst hab ich jemanden mit gebracht", meldete ich mich auch mal zu Wort und grinste ihn an, um die Stimmung etwas zu lockern.

Er schaute zu mir und wirkte erst verwirrt, fing sich dann allerdings schnell wieder und grinste zurück.

"Hey Kleines. Hab dich vermisst", sagte er mit lachender Stimme und zwinkerte mir zu, was mich zum Schmunzeln brachte.
Da ist er ja wieder!!

Sein Blick ging allerdings wieder zu Em und sein Gesichtsausdruck wurde ernster.

"Dich auch, Babe", murmelte er zu Em und mein Herz wurde weich bei seinen letzten Worten. Allerdings ging es nicht darum was ich empfand, sonder wie Emily das alles auffassen würde.

Doch sie antwortete nicht und biss sich anstelle dessen auf die Lippen. Auch Gav schien das zu beobachten.
"Was willst du, dass ich tue sodass du mir verzeihst? Was willst du?", fragte er heraus und man hörte durch seine lauter werdende Stimme die Verzweiflung in ihr.

Emilys Kopf schoss nach oben und sie schaute ihn an.
"Dass weißt du Gavin...wie kannst du hier sitzen und danach fragen. Du verstehst es einfach nicht. Wie kannst du es nicht sehen?", eine Träne rollte ihre Wange herunter und ich nahm unter dem Tisch ihre Hand um ihr Kraft zu geben.

"Was willst du denn von mir hören? Du weißt, du bedeutest mir etwas..", antworte er.

"Ich bedeute dir etwas??", fragte Em abfällig. "Was denn Gavin Anderson? Was bedeute ich dir? Wieso kannst du es mir nicht sagen.... Wieso Nicht?", wurde sie leiser am Satzende und ihre Stimme klang verletzt.
Gavin raufte sich die Haare und antwortete nicht.

Auf Emilys Gesicht strömten immer mehr Tränen ihre Wange herunter und dieses Bild was sich mir hier gerade ergab, tat mir in der Seele weh.

"Ich liebe dich, Gavin. Schon immer. Wieso kannst du es nicht sagen? Wie ist es möglich, dass ich dich so sehr liebe und du mich nicht." Am Ende entfuhr ihr ein leiser Schluchzer und Gavin schaute Emily verletzt an. Ihr tränenüberzogenes Gesicht schien nicht spurlos an ihm vorbei zu gehen und er wollte nach ihrer Hand auf dem Tisch greifen.

Doch sie war schneller als er und entzog sich ihm vorher. Man hörte ihn seufzen.
"Das stimmt nicht Em. Du bedeutest mir viel."

Ich blickte meinen Bruder unglaubwürdig an. Was redet er denn da? Sie will doch etwas ganz anderes hören. Man sieht doch, dass er sie liebt.

"Dass reicht nicht.", flüsterte meine beste Freundin traurig. Ich blickte von ihr zu Gav und schaute ihn auffordern an. Sag es endlich!

Doch es blieb still und ich riss meine Augen auf. Emily stand langsam auf, schaute Gav ein letztes Mal an, als würde sie hoffen, dass noch Worte seinen Mund verlassen werden.
Nach einigen Sekunden der Stille allerdings, drehte sie sich um und wollte gehen.

Gav rückte den Stuhl schwunghaft nach hinten und ging auf Em zu. Er berührte sie am Arm und drehte sie um, direkt in seine Arme. Sie wehrte sich nicht einmal, sonder ließ ihren Kopf an seine Schulter lehnen.

"Babe...geh nicht", hörte man ihn verzweifelt sagen.

"Nenn mir einen vernünftigen Grund warum ich hier bleiben sollte?", löste sie sich von seiner Schulter und sah ihn an.

"Weil ich es so will...", murmelte er.

"Das reicht nicht" antwortete sie traurig, eine letzte Träne lief langsam ihre Wange herunter.

"Weil du mir etwas bedeutest" versuchte er es nochmal.

"Dass reicht auch nicht", antworte sie noch leiser.

"Weil wir zusammen gehören."
Sie löste sich von Gav und schüttelte nur den Kopf.

"Leb wohl, Gavin." Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand.
Ich starrte meinen Bruder, welcher keine Regung von sich gab, geschockt an.

"Das ist jetzt nicht dein Ernst?", fragte ich ihn fassungslos.

A/N:

Ach ist das herzzerreißend.💔

Bleibt dran 💕







Look Twice.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt