Kapitel 9

1K 39 7
                                    

Leon schien sie auch gerade bemerkt zu haben, denn er stand schnell auf und zog mich auch mit hoch. Wir schauten uns um und sahen, dass die Menschen alle wegliefen. Ich rannte zu unseren anderen Freunden und zog Leon mit mir. "Kommt mir, wir müssen weglaufen. Am besten auf einen höher gelegenen Ort!", rief ich den anderen zu. Ich hatte als Kind immer viele Dokumentationen über Naturkatastrophen gesehen und wusste, dass man bei einem Tsunami auf etwas Hohes gehen sollte. Sofort nickten sie und wir rannten los. Ich lief immer weiter, auch wenn meine Lunge höllisch brannte und sich meine Beine wie Wackelpudding anfühlten. Auf einmal blieb Lisa stehen, weshalb auch ich stehen blieb. "Was ist? Wir müssen weiter", sagte ich außer Atem und sah hinter uns, dass das Wasser immer näher kam. "Ich... Ich kann nicht mehr", antwortete sie mir auch total außer Atem. "Komm. Wir müssen noch höher". Wir waren zwar schon ein bisschen höher, aber noch nicht hoch genug. Ich schnappte mir Lisas Arm und zog sie mit mir mit. Ich entdeckte die anderen, die gerade auf einen hohen Baum kletterten. Ich steuerte auf sie uns und sah mich kurz um. Verdammt! Die Welle war wirklich nicht mehr weit entfernt. "Lilly, Lisa, kommt beeilt euch! Los schneller!", hörte ich die anderen rufen. Ich kam am Baum an und die anderen halfen mir, Lisa hinaufzuziehen. Ich war gerade dabei, ebenfalls hochzuklettern, als ich mich kurz umdrehte und sah, wie das Wasser direkt vor mir war. Im nächsten Moment wurde ich unter Wasser gezogen und wurde stark gegen den Baum gedrückt, und plötzlich zur Seite geschleudert, sodass ich von dem Wasser mitgezogen wurde. Harte Gegenstände knallten gegen mich, doch im Moment spürte ich kaum Schmerzen, außer das Brennen meiner Lunge. Ich versuchte, mich an die Oberfläche zu kämpfen, aber ich wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Dann sah ich schwaches Licht und schwamm darauf zu, aber auf einmal wurde ich wieder umher geschleudert und spürte, wie meine Augenlider immer schwerer wurden. Und dann wurde alles schwarz.
Ich wurde durch starke Schmerzen in meinem Bein wach und schaute mich kurz um. Ich lag auf dem Boden und überall um mich herum waren Trümmer und kaputte Pflanzen. Und andere Menschen, ich glaube sie waren größtenteils nicht mehr am leben, da sie sich nicht mehr bewegten. Außerdem war überall noch ein bisschen Wasser. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich fing an, um Hilfe zu rufen. Doch es kam keiner. Ich wollte aufstehen, aber kaum stand ich halb, brach ich wieder zusammen, da mich ein höllischer Schmerz in meinem Bein durchzuckte. Ich fing an zu weinen, zum einen, weil ich meine Freunde vermisste und total Angst um sie hatte und zum anderen, weil mein Bein so wehtat. Ich schaute auf mein Bein und sah eine sehr große Wunde, die sich von meinem Schienbein bis zu keinem Knie zog und ziemlich stark blutete. Mir wurde schlecht und ich guckte weg. Ich zog mein Kleid, das sowieso schon sehr zerrissen war, aus und band es um die Verletzung.
Ich schaffte es, irgendwie vorwärts zu krabbeln und rief immer wieder um Hilfe. Mein Blick schweifte durch die Gegend, bis ich auf einmal an einer Person hängen blieb. Ich robbte zu ihr und drehte sie zu mir. Schei*e, es war Hannah, eine Freundin, die mit uns Urlaub machte. "Hannah?", rief ich und rüttelte an ihr. Doch sie bewegte sich nicht. Ich rief noch ein paar Mal ihren Namen, aber sie wachte trotzdem nicht auf. "Sie... sie ist tot!", flüsterte ich mir selbst zu und rutschte vor Schock ein Stück zurück. Dann fing ich noch mehr an zu weinen und krabbelte ein paar Meter von ihr weg und lehnte mich mit dem Rücken an einen Baum, sodass ich sie nicht sehen konnte.
Hoffentlich geht es den anderen gut, noch einen zu verlieren, würde ich nicht durchhalten.

Hey meine Süßen,
Ich hoffe es gefällt euch.
Hab euch lieb,
Krissi

Und dann warst du daWo Geschichten leben. Entdecke jetzt