Prolog „Zorasch sei geboren!"

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Klonk... Klonk... Der Hammer schlug erneut auf den Amboss ein, das glühende Metall dazwischen. Klonk... Durchnässt von seinem eigenen Schweiß legte die bärtige Gestalt, welche nur mit einem kurzen Lendenschurz bestückt war, den Hammer weg und bewegte das Metall mithilfe einer Zange in einen Eimer.

Zssshhhhhh... Die braunen Augen des Schmieds glänzten im Licht der Flamme. Selbst der Wasserdampf, welcher schon fast den ganzen Raum ausfüllte, konnte seinen konzentrierten Blick auf das Metall nicht hindern.

Mit 1,36 Metern war er einer der größten seiner Art. Sein grauer Bart reichte ihm fast bis zu den Knien und war mit Zöpfen veredelt. „Fast fertig", murmelte er vor sich hin während das Wasser in dem Eimer schon beinahe verdampfte. Seine Hände, mit Fingern so fest und robust wie dicke Stahlstäbe, griffen einen kleinen Krug und füllten eine ölige, schwarze Flüssigkeit in den Eimer.

Das Metall welches bis eben noch rot glühte wurde langsam, unter dem Einfluss der seltsamen Flüssigkeit, immer dunkler, bis es ein sehr dunkles Grün annahm. Nun war auch die Form zuerkennen. Eine dicke und vom Aussehen her mehrere Kilo schwere, kurze Schwertklinge kam zum Vorschein.

Die mächtigen Hände hoben die Klinge, welche schon all ihre Wärme verloren hatte, aus dem Eimer. Die Augen des Zwerges aus dem Clan der „Goraschen" erhoben sich skeptisch und schauten die Klinge mit misstrauischen Blicken an. Crrrrkck... Mit einem lauten Geräusch zerbrach das dicke Metall.

„Schon wieder nicht richtig!", sagte der Bärtige zähneknirschend, als er die beiden Hälften nach hinten auf einen gewaltigen Haufen Bruchstücke warf. Er streckte seine Arme, welche dicker als die Oberschenkel der meisten Menschen waren und allein beim Anblick eine monströse Stärke abgaben.

Mit seinen kurzen, aber dennoch sehr kräftigen und durch Muskeln gut definierten Beinen stampfte er wütend aus dem Raum.

„Das war schon der 8574. Versuch. Mit meinen 346 Jahren bin ich eben nicht mehr der Jüngste", schnaufte er.

Der Ring an seinen dicken Fingern leuchtete kurz auf und der Zwerg war nach kurzer Zeit wie in edle Gewänder gegossen. Vom vorherigen dreckigen Lendenschurz war nichts mehr zu sehen. Ein langes braunes Gewand verzierte stattdessen seinen gut gebauten Körper.

Die dicke Stahltür wurde mit Leichtigkeit von ihm aufgetreten.

Nach kurzer Zeit änderte sich sein Gesichtsausdruck zu einem Grinsen. Eilig und stark schnaufend lief er durch die steinernen Hallen. Seine Schritte wurden immer schneller und sein Schnaufen immer lauter.

"Was verschwende ich denn meine Zeit in der Schmiede? Heute ist endlich der Tag auf den ich 9 Monate gewartet habe!"

Ein großes Grinsen war unter seinem prächtigen Bart zu erkennen.

Er trat durch eine große, schon fast torartige, steinerne Tür und sah eine Zwergenfrau vor ihm im Bett liegen. Sie hatte langes oranges Haar und war 1,25 Meter groß. Mit einem leichten Lächeln schaute sie nach unten. In ihrer Hand eine kleine Steinschale mit einem leicht bärtigen Baby.

Tränen flossen aus den Augen des Zwerges, welcher immer noch außer Atem war und seine raue Stimme klang laut durch den Raum: „Ich habe einen Sohn... es ist ein Sohn!"

Langsam trat er, mit zitternden Händen, näher ans Bett. Erst jetzt bemerkte er die Anderen seines Clans im Zimmer stehen - er schenkte ihnen jedoch keine Beachtung.

„Groa... Ruh' dich noch etwas aus... Ab heute sind wir Eltern." Erschöpft von der Geburt schaute Groa nach oben und sagte mit einem sanften Lächeln: „Droga, wie sollen wir ihn nennen?" Stolz nahm Droga die Steinschale aus den Händen seiner Frau und schaute den kleinen Kerl an.

Er hatte die gleichen bernsteinfarbigen Augen wie seine Mutter und sein Haar war so schwarz wie die Nacht selbst.

Droga räusperte sich kurz und ließ dann seine Stimme ein weiteres mal durch den Raum klingen: „Das hier ist Zorasch, Sohn des Droga und Sohn der Groa!"

„Ein guter Name! Das müssen wir feiern", sagte eine Stimme aus dem Raum. „Ich mach schon mal das Bierfass auf", erklang die Nächste. Sofort wurde das erste Fass angestoßen und lautes Gelächter war zu vernehmen. Auch der berühmte Schnaps der Goraschen wurde aufgemacht und man könnte meinen, dass der Alkohol nur so in Strömen floss.

Der kleine Zorasch schaute mit seinen großen Augen neugierig durch das Zimmer und beobachtete das Geschehen.

„Stopp! Jetzt ist Zeit für die Feuertaufe", schallte die raue Stimme eines sehr alten Zwerges, dessen weißer Bart schon am Boden schleifte.

Kurz darauf wurde ein reichlich verzierter, großer, steinerner Topf in den Raum geschoben. Der alte Zwerg Nurnmn platzierte seine Hand auf dem Steintopf und augenblicklich war eine feurige Flamme zu erkennen, welche von seiner Hand ausgehend den kompletten Topf erwärmte.

Das dunkle Wasser im Topf fing nach kurzer Zeit an die ersten Blasen zu bilden. Nachdem Nurnmn das sah ließ er die Flamme, die den Topf und seine Hand umschlungen hatte, erlöschen und nahm Zorasch.

„Unser Clan der Goraschen hat ein weiteres prächtiges Kind in seinen Reihen! Schwarzes Haar und schon mit solch jungen Jahren einen stolzen Bart! Lasset es gesegnet sein durch seinen Schweiß auf diesem von uns erbautem Amboss und gebt uns seinen Hammer, den selbst die Höchsten aller Schöpfer fürchten! Denn Sein ist das Gestein aus dem wir geboren wurden und Sein ist das Erz aus dem wir später entflammt sind! Seinen Segen sollst du - Zorasch - bekommen!"

Die Stimme des Alten ertönte in den vielen Gängen der Untergrundstadt, sodass ein jeder Zwerg die Kunde eines neuen Kindes hören konnte. Mit diesen Worten ließ er das Kind, welches verwirrt den Greis anschaute, sogleich in den Topf fallen.



Die Flamme der BergeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt