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E L L A

Zitternd tippe ich die Nachricht ein. Ein paar Sekunden schwebt mein Daumen unsicher auf der 'Senden' Taste, bis ich schließlich entschlossen abdrücke. In der Hoffnung, dass Melina die Nachricht heute noch sieht geschweige denn mich überhaupt abholen kommt. Nicht, dass ich mir die Zeichen von Melina nur eingebildet habe.

Unsicher kaue ich auf meiner Lippe, eine schlechte Angewohnheit von mir und setze mich vor dem Flughafen auf den Boden. Es ist weit aus kälter, als ich gedacht habe. Der Pulli von Melina hilft mir nicht wirklich warm zu bleiben. Wir haben sicher schon um die zwölf Grad. Immerhin ist es schon Abends.

Die Blicke von einzelnen Passanten auf mir beachte ich nicht weiter. Stur schaue ich auf meine Füße und umklammere den Rucksack vor mir. In meiner Panik und Verzweiflung habe ich alles nötige rein gestopft und bin aus dem Haus gerannt. Meine Beine haben mich automatisch zum Flughafen gebracht. Schneller als ich realiesieren konnte saß ich im nächsten Flieger nach Island.

Verzweifelt blicke ich auf meine Armbanduhr. Es sind jetzt genau fünfzehn Minuten vergangen, seit ich Melina die Nachricht geschickt habe. Schläft sie schon? Sieht sie meine Nachricht nicht vor lauter kleinen Kinder die ihr irgendwelche Instagram DMs schicken? Oder hat sie keine Lust mich ab zu holen und meinen Babysitter zu spielen?

Aber dann hätte sie doch nie jedes mal nach unserem Chat gesucht um mir zu antworten. Oder? Wütend auf mich selber raufe ich mir durch die Haare. Wie kann ich so anfangen zu denken? Melina ist nicht so. Sie wird bestimmt jeden Moment auf tauchen.

Nur wie soll ich ihr meine Verletzungen erklären? Wie soll ich ihr erklären, warum ich ausgerechnet zu ihr geflogen bin? Unser erstes Treffen findet völlig ungeplant und unvorbereitet statt. Vermutlich wird Melina mich einfach in das nächste Hotel bringen.

Mein Fuß tippt aufgeregt auf und ab. Ohne es zu merken, haben meine Hände etwas zu fest den Rucksack gehalten und schnell lockere ich sie wieder. Ich mache mir eindeutig zu viele Gedanken. Es wird schon alles gut gehen.

Durch ein lautes Tür knallen schrecke ich auf und schaue hoch. Dort ist sie. Mit schnellen Schritten kommt Melina auf den Flughafen zu und schaut sich suchend um. Schnell rappel ich mich auf und gehe ihr vorsichtig entgegen. Wenn sie mich jetzt nicht erkennt wird es peinlich.

Ich komme ihr immer näher und schließlich bleibt ihr Blick an mir hängen. Wir beide schauen uns einfach nur an. Melina weitet kurz ihre Augen ehe sie noch schneller geht, schon fast rennt, um zu mir zu gelangen. Auch ich gehe nun schneller.

Und dann lande ich auf einmal in ihren Armen. Sie umarmt mich feste und seufzend lege ich meinen Kopf auf ihre Schulter. Ihre Hand streichelt über meinen Rücken, verschafft mir eine Gänsehaut. Ihren Kopf hat sie vorsichtig auf meinen gelegt. So stehen wir einfach nur für Sekunden oder Minuten da. Keiner sagt etwas. Keiner möchte diesen Augenblick unterbrechen.

Irgendwann geht Melina dann doch einen Schritt zurück, hält mich aber immer noch fest. Wir schauen uns beide in die Augen und ich kann ihr wunderschönes Lächeln von nahem betrachten. Und ihre Augen erst, von nahmen leuchten sie so schön hell.

"Ella...", unterbricht Melina die Stille. Und dann brechen bei mir alle Dämme. Tränen bilden sich in meinen Augen und ich versuche alles, sie nicht fallen zu lassen. "Melina...ich...es tut mir leid. Ich hätte dich nicht einfach so überfallen dürfen aber ich wusste nicht wohin und...", sprudel es aus mir heraus. Doch Melina unterbricht mich in dem sie mich wieder in ihre Arme zieht. "Hey shh, alles ist in Ordnung. Ich bin für dich da, wie ich geschrieben habe."

Fest drücke ich mich an sie und kann es nicht verhindern, dass einzelne Tränen sich den Weg aus meinen Augen bahnen. Es ist einfach zu viel. Ich weiß nicht, ob es Freudestränen sind, weil ich endlich meinem Idol gegenüber stehen. Ich weiß nicht, ob es Verzweifelte Tränen sind, weil ich nach dem was vor vier Stunden passiert ist nicht weinen konnte. Ich weiß gar nichts mehr. Vielleicht weine ich auch deswegen.

Doch die Hauptsache ist, dass Melina nun vor mir steht. Mich in ihren Armen hält, tröstet und für mich da ist. Mir den Halt gibt, den ich brauche. Sie ist momentan mein rettender Anker.

Nach ein paar Minuten löse ich mich von Melina und streiche mir mit dem Handrücken über die feuchten Wangen. Meine Tränen sind wieder versiegelt. Peinlich berührt schaue auf den nassen Fleck an ihrer Schulter. "Tut mir leid.", schüchtern schaue ich sie an. Doch sie grinst nur. "Kein Problem. Hauptsache deine Tränen sind vorbei." Lächelnd schaut sie mich an und streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

Okay Ella, ganz ruhig. Ein atmen und wieder aus atmen. Es ist nur Melina. Ganz ruhig bleiben.

"Wow, jetzt auch noch vor dir zu stehen...nach Jahren. Das ist einfach nur...wow. Ich hab keine Worte. Ich bin gerade so glücklich. Und dann siehst du mich auch noch in so einer Fassung...ich rede zu viel. Tut mir leid." Meine Wangen erhitzen sich und ich schaue auf den Boden. Melina legt einen Finger unter mein Kinn und hebt meinen Kopf langsam. Unsicher schaue ich ihr in die Augen.

Beruigend lächelt sie mich an. "Es ist okay Ella. Zum einen, das ausrasten, ich weiß ja, dass du ein Fan bist. Zu dem ist es total süß, wenn du so aufgeregt bist und so viel redest. Und zum anderen ist es okay zu weinen. Ich möchte, dass du nie, wirklich nie, Tränen vor mir versteckst. Es ist normal zu weinen und zeigt stärke. Genau das was du bist: Stark."

Ein kleines lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Melina's Hand löst sich von meinem Kinn und fährt vorsichtig über meine schläfe. Stirnrunzelnd betrachtet sie mich. "Was ist passiert? Wer war das?"

Ich seufze und drehe mich leicht zur Seite. Betrachte nachdenklich die Ferne. Ich weiß nicht, ob ich mich ihr schon so sehr anvertrauen kann. Ob ich ihr alles aus meiner verkorksten Familie berichten kann.

Schließlich fange ich unsicher an zu sprechen: "Naja, das ist der Grund, warum ich hier bin. Davor bin ich geflüchtet." Unsicher zupfe ich an meinem Pullover. Melina scheint zu merken, dass ich mich nicht wohl fühle und dreht mein Gesicht wieder in ihre Richtung.

"Ganz ruhig. Lass dir Zeit mir alles zu erzählen. Du kommst jetzt erstmal mit zu mir, dort ruhst du dich aus und dann reden wir in Ruhe weiter. Okay?" Erleichtert nicke ich.

Zusammen gehen wir zu ihrem Auto und meinen Rucksack fest umklammert fange ich an an eine bessere Zukunft zu glauben. Melina wird mir helfen, bei meinen Problemen. Ich muss es nur schaffen, mich ihr an zu trauen. Sie wäre die erste, die alles erfahren würde. Doch bei ihr würde ich es hoffentlich schaffen, mit der Sprache raus zu rücken. Sie hat die Wahrheit verdient, immerhin bin ich nun wie eine Klette an ihr und sie lässt mich bei ihr wohnen. Melina ist wirklich ein Engel.

1165 Wörter

/ Yay, das erste treffen. :D
Ich hab jetzt nicht nach Fehlern korriegiert dazu bin ich zu müde. Aber damit mich Leonie nicht tötet, möchte ich schnell updaten.
Was sagt ihr dazu?


Und schaut doch gerne mal bei der Geschichte von te_schll vorbei. Ihr Schreibstil ist verdammt gut (besonders in den letzten Kapiteln merkt man die Verbesserung) und die Geschichte ist echt spannend. 😍

✔ Instagram DM || Melina SophieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt