Erst mal freut es mich echt, dass ihr meine Geschichte lest. Danke!
Zum ersten Kapitel muss ich erwähnen, dass es die Einleitung ins Buch bildet, und ganz, wirklich ganz am Anfang des Protagonisten anfängt. Es ist mehr Erzählung als Handlung – die folgenden Kapitel werden dann aber wie ein gewöhnlicher Roman geschrieben sein!
Viel Spass beim Lesen!
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KAPITEL EINS
Die Stärkeren unterdrückten seit jeher die ihnen Unterlegenen und machten sie sich untertan, indem sie Furcht verbreiteten. Und eben diese Furcht verlieh ihnen immer mehr und mehr Macht, bis die Zeit irgendwann die Erinnerung daran verschluckte, dass auch sie einst nur Wesen aus Fleisch und Blut gewesen waren.
– Das siebte Buch der Chronik, Vers 98۞
Es war spät in der Nacht, eine dunkle Neumondnacht im Frühwinter. Die längste Nacht des Jahres, und die Bewohner von Gibranshain, einem kleinen Dorf am Fuße des Berges Thrun, schliefen schon lange. Selbst die Sterne verbargen in dieser Nacht ihr Antlitz vor dem Erdkreis und dicke Wolken brachten den ersten Schnee des Jahres. Die Weiher des alten Fischers am Dorfrand froren in der klirrenden Kälte der Nacht und die verblieben Blätter auf den hohen Bäumen des Hains waren in ihrer Bewegung erstarrt.
Der einzige Lichtschein ging von der kleinen Hütte am westlichen Ende des Dorfes aus, wo eine Kräuterfrau stets Holz in die Feuerstelle warf. Die Flammen der Wachskerzen auf dem Tisch züngelten hoch und verbreiteten einen süßlichen Geruch. Neben der alten Frau, in wärmende Decken gehüllt, lag die junge Witwe des Holzfällers Dern und wimmerte leise in ihren Wehen, denn seit den frühen Morgenstunden plagte sie das Kind und sie hatte keine Kraft mehr für einen Schrei.
Grin, das Kräuterweib, flößte ihr beständig eine Suppe aus Ziegenfleisch und stärkenden Kräutern ein, doch auch sie war inzwischen ratlos.
Vor ihrem inneren Auge sah sie schon die Männer zwei Gräber schaufeln, ein Großes und ein Kleines dicht nebeneinander, denn es war nicht selten der Fall, das Geburten nicht in neuem Leben, sondern Tod endeten.
Die anderen Frauen hatte Grin in den Abendstunden nach Hause zu ihren Männern geschickt - sie hatten hinter dem Rücken der armen Witwe geflüstert.
"Ach, was denn das für eine Unheilvolle Nacht sei, nie würde sich ein Frau wünschen, in einer Mondlosen Nacht wie dieser ein Kind zur Welt zu bringen, es wisse schließlich jedermann, dass in solchen Nächten nichts Gutes passierte", sagten sie. "Ja natürlich, aber was solle man denn tun?", widersprachen die anderen, dann schüttelten alle bedauernd die Köpfe und fuhren sich mit zwei Fingern über die Stirn – was allgemein als Zeichen der Abwendung allen Übels galt.
Grin wusste es besser, als das sie solchen Mythen glauben schenkte – doch selbst sie musste einsehen, dass ein gewisses Unheil über dieser Nacht lag. Dann, in der ersten Morgendämmerung durchschnitt ein Schrei die Stille der Nacht, woraufhin ein paar Hunde müde kläfften und Vögel erschrocken aufflatterten. Die Witwe presste unter Aufbringung ihrer letzten Kräfte das kleine Bündel aus ihrem Leib und das Käuterweib fing das Kind geschickt auf, während die Mutter in die Decken zurücksank.
Grin wickelte das schreiende Kind in saubere Laken und legte es sanft der Mutter in die schwachen Arme. Doch bemerkte sie schnell, dass der Frau die Kraft fehlte, das Kind zu halten.
»Ihr habt es geschafft meine Liebe«, sprach sie ihr gut zu und auf dem verschwitzten und erschöpften Gesicht der Witwe bildete sich ein schwaches Lächeln. Das Kind wurde ruhiger und verstummte dann ganz, als spüre es die Liebe seiner Mutter. »Ein gesunder Junge, ihr könnt stolz auf euch sein!«, sprach sie weiter und vergewisserte sich, dass der Kleine sicher an der Brust seiner Mutter lag, bevor sie zum Herd ging, um warme Tücher und Suppe zu holen.
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Spiel der Zeiten
FantasiEs ist eine finstere Nacht Mitten im Winter und in einem kleinen Dorf am Rand der Welt wird ein Kind geboren. Doch die Umstände sind alles andere als normal - und das Kind ebensowenig.